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Reichtumsbericht der AllianzReiche bekommen Konkurrenz

Das Vermögen der globalen Mittelschicht wächst, sagt die Allianz in ihrem Reichstumsbericht. Weniger soziale Polarisierung durch Globalisierung?

Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören, 2017 rund 80 Prozent aller Geldvermögen Foto: NeONBRAND/Unsplash

Die Globalisierung sei eine gute Sache, erklärt die Allianz-Versicherung in ihrem neuen Report über den weltweiten Reichtum. Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 20 Jahre habe die soziale Spaltung verringert. Ein Beleg dafür: Die globale „Vermögensmittelklasse“ umfasse mittlerweile rund 1,1 Milliarden Menschen, darunter 500 Millionen Chines*innen und Bürger*innen anderer aufstrebender Staaten. Der Anteil der Mittelschichten der Industrieländer gehe dagegen zurück.

Die Allianz stützt sich auf Daten aus 53 Ländern. Sie analysiert die Vermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapieren, Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds. Immobilien wurden nicht einbezogen, ebensowenig Kapital, das Unternehmen und Staaten besitzen.

Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören, 2017 rund 80 Prozent aller Geldvermögen. Im Jahr 2000 seien es noch 90 Prozent gewesen. Zur gleichen Zeit stiegen die Vermögensanteile der Mittelschichten.

„Die Geldvermögen sind im globalen Maßstab zwar immer noch extrem ungleich verteilt“, schreiben die Allianz-Ökonomen Michael Heise, Kathrin Brandmeir und ihre Kollegen. „Aber die Verhältnisse ändern sich zum Positiven. Die Mitte wird breiter und reicher – die Globalisierung wirkt positiv.“

Die Botschaft des Berichts widerspricht der Sichtweise vieler Linker, die Globalisierung und Freihandel grundsätzlich für eine ungerechte Sache halten

Diese Botschaft widerspricht der Sichtweise vieler Linker, die Globalisierung und Freihandel grundsätzlich für eine ungerechte Sache halten. Der französische Ökonom Thomas Piketty oder die Entwicklungsorganisation Oxfam kritisieren eine zunehmende soziale Spaltung infolge der Globalisierung. Reiche würden reicher, Arme ärmer. Vor dem Weltwirtschaftsforum von Davos im Januar 2018 erklärte Oxfam, 42 Milliardäre hätten so viel Kapital angehäuft wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. 2009 seien es noch 380 Milliardäre gewesen.

Ein Teil des Widerspruchs dürfte sich durch die unterschiedliche Datenbasis erklären lassen. Zwei Drittel der – ärmeren – Staaten dieser Welt spielen in der Allianz-Studie keine Rolle. Aus Afrika wurde nur die Republik Südafrika einbezogen. Die Berechnung der Vermögensanteile bezogen auf die Welt sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Außerdem bleibt bei der Allianz das Immobilienvermögen außen vor, das bei Piketty ein wesentlicher Treiber der Polarisierung ist.

Laut Versicherung ist das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2017 global auf 168 Billionen Euro (168.000 Milliarden Euro) gestiegen – ein Zuwachs um 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Das ist etwas das Doppelte der weltweiten Wirtschaftsleistung. Abzüglich der privaten Schulden betrug das Geldvermögen netto 129 Billionen Euro.

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6 Kommentare

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  • 9G
    91867 (Profil gelöscht)

    Tricksen mit Statistik. Wer schon nicht den Unterschied zwischen arithmetischem Mittel und Medianvermögen begreift sollte sich Vermögensstudien dringend erklären lassen. Da kriegst Du jedes Ergebnis raus, was politisch erwünscht ist. Da gibt es zig Möglichkeiten. Einige der anderen Kommentatoren haben bereits Beispiele erwähnt.

  • Dass insgesamt das Wohlstandsniveau auf der Welt deutlich gestiegen und nicht gefallen ist, lässt sich auf Basis der Faktenlage nicht leugnen, siehe z.B. die Veröffentlichungen von Rosling, z.B. www.gapminder.org/

    Dennoch verwischt der Allianzreport ein wichtiges Problem: Menschen sind als Sozialwesen stark von sozialen Vergleichen geprägt, und wir vergleichen uns mit anderen Menschen unserer Gesellschaft.

    Die Globalisierung reduziert tatsächlich die Unterschiede *zwischen* verschiedenen Staaten und hebt das durchschnittliche Wohlstandsniveau (wenn man mal von den massiven ökologischen Kosten absieht). Aber sie erhöht gleichzeitig auch massiv die Ungleichheit *innerhalb* von Gesellschaften, und das hat höchst negative psychologische Folgen.

  • Wenn Immobilien nicht einbezogen warden, bin ich mit Schulden (denen eine Wohnung gegenubersteht) im fuenfstelligen Bereich also aermer, als ein indischer Bauer mit 100 Dollar auf dem Sparbuch?

  • Kein Wunder, wenn man 2/3 aller Staaten weglässt, und sich nur um das reichere 1/3 kümmert sind die Daten nicht ganz so verheerend.

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    danke, herr koch, dass sie diese allianz-augenwischerei ganz schnell wieder zerpflücken und die fakten geraderücken. die überschrift ihres kommentars ist dann allerdings etwas irreführend.

  • Ich bin gerade in Abidjan und sehe das die Menschen hier immer mehr Probleme haben. Hier gibt es hauptsächlich Globalisierungsverlierer. Die Not wird größer.