Reichtumsbericht der Allianz: Reiche bekommen Konkurrenz
Das Vermögen der globalen Mittelschicht wächst, sagt die Allianz in ihrem Reichstumsbericht. Weniger soziale Polarisierung durch Globalisierung?
![EWine Geldklammer bündelt Dollarscheine EWine Geldklammer bündelt Dollarscheine](https://taz.de/picture/2980672/14/geldklammer.jpeg)
Die Globalisierung sei eine gute Sache, erklärt die Allianz-Versicherung in ihrem neuen Report über den weltweiten Reichtum. Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen 20 Jahre habe die soziale Spaltung verringert. Ein Beleg dafür: Die globale „Vermögensmittelklasse“ umfasse mittlerweile rund 1,1 Milliarden Menschen, darunter 500 Millionen Chines*innen und Bürger*innen anderer aufstrebender Staaten. Der Anteil der Mittelschichten der Industrieländer gehe dagegen zurück.
Die Allianz stützt sich auf Daten aus 53 Ländern. Sie analysiert die Vermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapieren, Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds. Immobilien wurden nicht einbezogen, ebensowenig Kapital, das Unternehmen und Staaten besitzen.
Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören, 2017 rund 80 Prozent aller Geldvermögen. Im Jahr 2000 seien es noch 90 Prozent gewesen. Zur gleichen Zeit stiegen die Vermögensanteile der Mittelschichten.
„Die Geldvermögen sind im globalen Maßstab zwar immer noch extrem ungleich verteilt“, schreiben die Allianz-Ökonomen Michael Heise, Kathrin Brandmeir und ihre Kollegen. „Aber die Verhältnisse ändern sich zum Positiven. Die Mitte wird breiter und reicher – die Globalisierung wirkt positiv.“
Diese Botschaft widerspricht der Sichtweise vieler Linker, die Globalisierung und Freihandel grundsätzlich für eine ungerechte Sache halten. Der französische Ökonom Thomas Piketty oder die Entwicklungsorganisation Oxfam kritisieren eine zunehmende soziale Spaltung infolge der Globalisierung. Reiche würden reicher, Arme ärmer. Vor dem Weltwirtschaftsforum von Davos im Januar 2018 erklärte Oxfam, 42 Milliardäre hätten so viel Kapital angehäuft wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. 2009 seien es noch 380 Milliardäre gewesen.
Ein Teil des Widerspruchs dürfte sich durch die unterschiedliche Datenbasis erklären lassen. Zwei Drittel der – ärmeren – Staaten dieser Welt spielen in der Allianz-Studie keine Rolle. Aus Afrika wurde nur die Republik Südafrika einbezogen. Die Berechnung der Vermögensanteile bezogen auf die Welt sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Außerdem bleibt bei der Allianz das Immobilienvermögen außen vor, das bei Piketty ein wesentlicher Treiber der Polarisierung ist.
Laut Versicherung ist das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2017 global auf 168 Billionen Euro (168.000 Milliarden Euro) gestiegen – ein Zuwachs um 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Das ist etwas das Doppelte der weltweiten Wirtschaftsleistung. Abzüglich der privaten Schulden betrug das Geldvermögen netto 129 Billionen Euro.
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