Reform in der Notfallnummer 112: Lauterbachs Rettung
Die Notfallambulanzen ächzen. Nun will der Gesundheitsminister dafür sorgen, dass dort viele Patient*innen gar nicht landen.
Bis zu 30 Prozent der Patient*innen in Notaufnahmen könnten auch in der Hausarztpraxis behandelt werden, so Lauterbach. Ärzt*innenorganisationen berichten immer wieder, dass gerade am Wochenende Menschen mit leichteren Beschwerden in die Nofallambulanz kommen und das System überlastet sei. Im Februar 2023 stellte eine Expert*innenkommission Reformvorschläge vor, die Lauterbach nun weitgehend aufnahm.
Künftig soll der Notaufnahme demnach ein Tresen vorgeschaltet werden, von dem aus nicht so dringende Fälle an eine angeschlossene Notdienstpraxis in unmittelbarer Nähe verwiesen werden. Pro 400.000 Einwohner*innen soll es eines dieser integrierten Notfallzentren geben.
Außerdem sollen die Notfallnummer 112 und der ärztliche Bereitschaftsdienst 116117 zusammengelegt werden. Durch die Vernetzung mit den integrierten Notfallzentren könnten direkt Termine zur Weiterbehandlung vereinbart werden. Mit dem Ausbau der Telemedizin will Lauterbach außerdem die Hausarztpraxen entlasten.
Die Reform soll ab kommendem Jahr bereits gelten
Beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung begrüßte man die geplanten integrierten Notfallzentren als „echten Perspektivwechsel“. Der Verband geht aufgrund einer Simulation von einem Bedarf von etwa 730 Zentren bundesweit aus. Zentral sei die richtige Verteilung, so Vorständin Stefanie Stoff-Ahnis. Auf dem Land müssten auch kleinere Krankenhäuser ein integriertes Notfallzentrum bekommen, in Großstädten dagegen müsste eine Auswahl aus mehreren Krankenhäusern getroffen werden.
Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen (Grüne) bezeichnete den geplanten Umbau als „lange überfällig“ und betonte den zusätzlichen Reformbedarf der Rettungsdienste. Die Expert*innenkommission der Regierung hatte dazu bereits im Herbst 2023 Vorschläge vorgelegt.
Auch zur Rettungsdienstreform wolle man in Kürze Eckpunkte vorlegen, hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Die Reform der Notfallmedizin soll noch in der ersten Jahreshälfte auf den Weg gebracht werden und ab 2025 gelten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin