Reform der Champions League: Das große Blähen
Die Champions League soll noch größer werden. Profitieren sollen vor allem die erfolgsverwöhnten Großklubs. Dagegen protestieren Fans.
Der Vizepräident des Deutschen Fußball-Bundes hat sich mit diesem Satz auf der Verbands-Website zitieren lassen, als wieder einmal darüber spekuliert worden ist, dass die ganz großen Klubs in Europa sich mit einer Superduper League von der Uefa verabschieden könnten. Die Europäische Fußballunion, in deren Exekutive Rainer Koch einen Platz hat, sah sich unter Druck. Sie machte sich daran, ihr Premiumprodukt, die Champions League zu reformieren. Am Mittwoch nun soll die Exekutive darüber entscheiden.
Faninitiativen in Deutschland machen gegen die Pläne mobil, die noch mehr Geld durch noch mehr Spiele in der Champions League erwirtschaften sollen. Vor der Geschäftsstelle des Bayerischen Fußballverbands in München wurde rechtzeitig vor der Sitzung ein Plakat angebracht, mit dem die Fans Rainer Koch an seinen Satz von Oktober erinnern.
Darunter die Forderung: „Worten Taten folgen lassen – Europapokalreform ablehnen!“ Auch „Pro Fans“, ein Netzwerk, über das sich viele Kurvenfans in Deutschland organisieren, lehnt in einem Statement ab, was die Uefa vorhat. „Mit der Reform wird nicht die breitere Beteiligung der Fußballnationen am Spitzenwettkampf gefördert, sondern im Gegenteil die noch stärkere Abschottung einer geschlossenen Elite“, heißt es darin.
Enger Spielplan
Der Plan der Uefa sieht vor, die Teilnehmerzahl von derzeit 32 auf 36 Klubs zu erhöhen. Die Gruppenphase der Champions League soll wegfallen. Dafür sollen alle Teams zehn Spiele absolvieren, deren Ergebnisse in eine einzige Tabelle einlaufen. Damit es keine allzugroßen Probleme für die großen Teams gibt, werden nach einer Setzliste vier Lostöpfe gefüllt, aus denen die Partien dann gezogen werden. Die besten acht der 36er-Tabelle qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale. Die Klubs von Platz neun bis Platz 24 spielen in Playoffs die restlichen Achtelfinalteilnehmer aus. Statt 125 Spielen wie bis jetzt wären 225 Spiele nötig, um den Champions-League-Sieger zu ermittteln. 100 Spiele mehr!
Dieser Punkt der Reform dürfte zu größeren Diskussionen in der Exekutive führen. In England, wo 20 Klubs in der Premier League spielen, die auch noch um den Liga-Pokal und den FA-Cup kicken, könnten schlicht keine Spieltermine gefunden werden. Und in der Bundesliga könnte die eh schon sehr kurz gewordene Winterpause ganz wegfallen, um den Spielplan durchzuprügeln.
Dennoch rechnet man damit, dass Rainer Koch den Reformplänen zustimmen wird. Der englische Verband könnte dagegen den Kompromissvorschlag bevorzugen, den die Vereinigung der Europäischen Fußballigen, „Euopean Leagues“, ins Spiel gebracht hat. Nach diesem würden nur 64 Spiele mehr ausgetragen werden.
Die Verband, dem 37 Ligen in Europa angehören, möchte zudem festschreiben, dass 5 Prozent der generierten Einnahmen über die Verbände an Klubs ausgeschüttet werden, die sich nicht für die Champions League qualifizieren. Außerdem möchten sie, dass drei der vier zusätzlichen Plätze im Wettbewerb an Landesmeister vergeben werden. Das Modell der Uefa sieht dagegen vor, die Plätze über eine Zehnjahreswertung zu vergeben.
Damit könnten sich Klubs, bei denen es in der Liga gerade nicht so gut läuft, für die Champions League qualifizieren, weil sie zu den besten in der Zehnjahreswertung gehören. Der FC Liverpool, der in der laufenden Premier-League-Saison aktuell auf Platz sieben liegt, wäre nach einer solchen Regelung fix für die Champions League qualifiziert. Es ist dies ein weiterer Baustein der Reform, der vor allem den etablierten Klubs zugutekommt.
Kein Wunder, dass Bayern München die Umbaupläne unterstützt. Vorstand Oliver Kahn meinte vor zwei Wochen im Fachmagazin Kicker: „Der aktuelle Vorschlag ist ein sehr ausgewogener Kompromiss. Es ist ein sportlich attraktiver Modus.“ Dass der Kompromiss nur nötig wurde, weil auch der FC Bayern mit dem Abflug in eine Super League gedroht hatte, erwähnte er dabei nicht.
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