Reederei Rickmers insolvent: HSH Nordbank geht von Bord
Die Reederei Rickmers ist endgültig pleite und hat einen Insolvenzantrag gestellt. Hauptgläubiger HSH Nordbank, selbst schwer angeschlagen, hat den Geldhahn zugedreht.
Der Börsenkurs der Rickmers-Anleihe stürzte nach dieser Nachricht um mehr als 14 Prozent ab und lag am Donnerstagnachmittag bei 5,4 Prozent. Wer also 1.000 Euro investiert hat, bekommt 54 Euro zurück.
Wie es mit der Reederei und den mehr als 2.000 Beschäftigten – davon laut eines Verdi-Sprechers etwa 500 in der Hamburger Zentrale – weitergeht, ist ungewiss. 2016 machte die Gruppe einen Verlust von 341 Millionen Euro nach 136 Millionen im Jahr zuvor. Schulden von 1,46 Milliarden Euro lasten auf der Reederei.
Alleinaktionär Bertram Rickmers hatte eine Rettung per Schuldenschnitt für möglich gehalten. Ein Sanierungsgutachten sei zu dem Ergebnis „einer positiven Sanierungsaussage“ gekommen. Die Gläubiger wäre Rickmers’ Rettungsplan allerdings teuer zu stehen gekommen: 60 bis 80 Prozent des von Banken und Investoren angelegten Kapitals wären danach verloren gewesen.
Für die am Donnerstag anberaumte Gläubigerversammlung hatten sich nur wenige Gläubiger angemeldet, um die Beratungsfirma One Square Advisors zu ihrem Vertreter für das Insolvenzverfahren zu wählen.
Eine Mehrheit für den Rettungsplan hätte nur die HSH Nordbank herstellen können. Denn von Rickmers’ rund 1,5 Milliarden Euro Schulden soll rund die Hälfte auf die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein entfallen. Diese Zahlen wollte ein Sprecher der HSH Nordbank auf Anfrage der taz nicht bestätigen. „Der HSH-Vorstand hat das Rickmers-Sanierungskonzept sorgfältig geprüft und erachtet dieses als betriebswirtschaftlich nicht tragfähig“, lautet die wortkarge Auskunft.
Die HSH kämpft selbst mit den Folgen der maritimen Krise und sitzt auf milliardenschweren faulen Krediten für Schiffsfinanzierungen. Einen weiteren zahlungsunfähigen Großkunden wie Rickmers kann sie sich kaum leisten. Dennoch sei die Bank auf die Situation „gut vorbereitet“, so der Sprecher. Das Institut habe die Vorsorge für notleidende Kredite im vorigen Jahr um rund zwei Milliarden Euro aufgestockt.
Die Bilanz 2017 der zum Verkauf stehenden Nordbank dürfte Rickmers also kaum belasten. Tatsächlich könnten aber aus Rückstellungen ab dem kommenden Jahr reale Verluste werden, die den Preis der zum Verkauf stehenden HSH Nordbank drücken dürfte – zu Lasten der Noch-Bankeigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein.
Wie hoch die Verluste ausfallen werden, weiß niemand. Allerdings erwarten Branchenkenner, dass nur ein kleiner Teil der 750 Millionen gänzlich verloren gehen wird. Die HSH Nordbank dürfte nach einer Rickmers-Pleite Eigentümerin eines Großteils der Flotte werden, die als Kreditsicherheit gedient hat. Unterm Strich könnten die Verluste für die Bank deshalb deutlich niedriger ausfallen als es nach Rickmers’ Rettungsplan gewesen wäre.
Das Rickmers-Aus ist die zweite große Pleite seit dem Ende der südkoreanischen Containerreederei Hanjin im vergangenen Herbst. Deren Schiffe fahren allerdings weiter. Die Schifffahrt steckt im neunten Jahr in der Krise. Ihr machen Überkapazitäten und sinkende Frachtraten zu schaffen. Verantwortlich dafür sind sowohl Reeder wie Rickmers, die immer mehr und immer größere Containerfrachter von Werften in Asien bauen ließen, als auch die Banken, die den exzessiven Expansionskurs finanzierten. Die HSH Nordbank war bis vor Kurzem noch die größte Schiffsbank der Welt.
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