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Rechter Wahlsieg in RumänienDer Siegeszug des Irrationalen

William Totok
Kommentar von William Totok

Der Erfolg rechter Parteien bei den Parlamentswahlen in Rumänien zeigt: Der Erfolg des nationalistischen Präsidentschaftskandidaten Georgescu war kein Zufall.

Parlamentswahl in Rumänien: Călin Georgescu rechtsnationalistischer Präsidentschaftsbewerber gibt seine Stimme ab Foto: Andreea Alexandru/ap/dpa

D ie Parlamentswahlen in Rumänien bestärkten die allgemeine europäische Drift nach rechts. Die steigende Popularität ultrakonservativer, nationalistischer, völkischer und profaschistischer Weltbilder wurde dort sowohl bei den Parlamentswahlen am Sonntag sichtbar, als auch in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen eine Woche zuvor.

Die grollende Unzufriedenheit breiter Wählerschichten mit einer als arrogant empfundenen Politikerkaste ist nur eine Seite der Medaille. Wachsende Sympathien für autoritäre Lösungen und eine protektionistische Wirtschaftspolitik werden von rechten Gruppierungen populistisch befeuert. Die Darstellung der EU als ein Gebilde, das nationalstaatliche Interessen unterwandert und ihr Vergleich mit der untergegangenen Sowjetunion gehören zum Standardrepertoire der aufstrebenden rechten Parteien.

Die sich als volksnahe, vaterländische „Souveränisten“ und Friedensapostel gerierenden Rechten formulieren soziale Versprechungen, die sich als Chimären entpuppen werden. Der Chef der ultranationalistischen Allianz für die Vereinigung der Rumänen versprach etwa, eine Million Neubauwohnungen zum Preis von je 35.000 Euro zu errichten. Woher das Geld dafür kommen soll, erklärte er nicht. Seine Anhänger folgten ihm, ohne solch irrwitzige Versprechungen zu hinterfragen. Der rumänische Rechtsnationalismus war und ist immer auch ein Appell an das Irrationale.

Gestriges Weltbild der Kirche

Eine Mischung aus christlich-orthodoxem Fundamentalismus und archaischen Vorstellungen, wie sie im rumänischen Faschismus zwischen den Kriegen vorherrschend waren, feiert in diesen Tagen fröhliche Urständ. Die mächtige orthodoxe Kirche heizt diese Stimmung an, indem sie empfahl, Politiker zu wählen, die althergebrachte Werte vertreten und sich für die sogenannte traditionelle Familie einsetzen.

Das Ergebnis dieser Propaganda zeigte sich nun bei der Parlamentswahl und könnte am nächsten Sonntag dem rechtsnationalistischen Präsidentschaftsbewerber Călin Georgescu in der Stichwahl zum Sieg verhelfen.

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William Totok
William Totok, geb. in Groß-Komlosch (Rumänien); Studium der Germanistik und Rumänistik in Temeswar; Gründungsmitglied der „Aktionsgruppe Banat“ (1972–1975); politische Haft wegen „Verbreitung staatsfeindlicher Gedichte“ (1975–1976); lebt seit 1987 als freischaffender Schriftsteller und Publizist in Berlin und schreibt u.a. für die taz. Letzte Veröffentlichungen: „Zwischen Mythos und Verharmlosung. Über die kritische Vergangenheitsbewältigung, Ion Gavrilă Ogoranu und den bewaffneten, antikommunistischen Widerstand in Rumänien“, (Iaşi 2016, zusammen mit Elena-Irina Macovei), „... an den Fahnenstangen fault die Wut. Gedichte, (Ludwigsburg 2016).
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