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Rechte Initiative bei FacebookIns Abseits gestellt

Die umstrittene Berliner „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“ fliegt von Facebook runter.

Sehen weder im Netz noch in der Realität gut aus: Demonstranten gegen die Flüchtlingsunterkunft in Hellersdorf. Bild: dpa

Der umstrittenen rechten „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“, die gegen das Hellersdorfer Asylbewerberheim hetzt, wurde ihr Facebook-Auftritt gelöscht. Bereits vergangenen Freitag verschwand die „Initiative“ aus dem sozialen Netzwerk. Und die nahezu täglichen Versuche, eine Nachfolgeseite einzurichten, scheitern gleichfalls.

„Das ist ein riesiger Erfolg der Zivilgesellschaft, deren Vertreter bei Facebook immer wieder Verstöße gegen das Grundgesetz gemeldet haben“, freut sich der Hellersdorfer Linken-Politiker Klaus-Jürgen Dahler. „Die Nazis werden natürlich weiterhin gegen das Heim wettern. Aber ohne Facebook sinkt ihre Resonanz in Hellersdorf ganz erheblich.“

Die Facebook-Seite der „Bürgerinitiative“ zeigte unter anderem eine Bildmontage, auf der Männer mit schwarzen Umhängen und weißen Masken zu sehen waren, die am Hellersdorfer Heim vorbeizogen. Das Video erinnert an Darstellungen des Ku-Klux-Klans und der vom Brandenburger Innenministerium verbotenen „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“. Auch eine an ein NS-Plakat angelehnte Karikatur war zu sehen, mit dem damals die Euthanasie hoffähig gemacht werden sollte.

Die Autoren des Facebook-Auftritts schossen aber auch heimlich Fotos von Bewohnern im Hellersdorfer Heim und stellten sie ohne deren Wissen ins Netz. Ein klarer Rechtsverstoß, denn das Heim gehört zur schützenswerten Privatsphäre der Bewohner.

Ermittlungen eingeleitet

„Wir haben Ermittlungsverfahren gegen Verfasser von strafrechtlich relevanten Einzelbeiträgen dieser Facebook-Seite eingeleitet“, erklärt Polizeisprecher Michael Gassen. Ob die Autoren der Polizei bereits bekannt seien, wollte er nicht verraten.

Auch der Verfassungsschutz beobachtet nach eigenen Angaben die „Bürgerinitiative“, hinter der er Personal und Inhalte der NPD sieht.

Einige Mitgründer der „Bürgerinitiative“ haben in Hellersdorf einen Verein gegründet. Der agiert in der realen und virtuellen Welt ganz offen, bemüht sich allerdings, strafrechtlich relevante Inhalte zu vermeiden. Der Verein lehnt das Asylbewerberheim nicht mehr grundsätzlich ab, agitiert aber gegen die geplante Erweiterung.

Inhalte und Kommentatoren der verschwundenen Anti-Asyl-Seite finden sich jetzt in Brandenburg. Beispielsweise bei einem Internetauftritt einer „Bürgerinitiative“ in Pätz südlich von Berlin, wo gegen ein künftiges Asylbewerberheim Stimmung gemacht wird. Dort wird seit Dienstag auch eine Facebook-Gruppe beworben, die die sofortige Räumung des Oranienplatzes und ein härteres Vorgehen des Staates gegen linke Gruppen in Kreuzberg fordert. MARINA MAI

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6 Kommentare

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  • @DDR Bürgerin!

    @Meinungsfreiheit!

     

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Eine Tatsache, die Sie beide wohl nie begreifen werden!

    • S
      Sebastian
      @Michael KLlein:

      Schonmal darüber nachgedacht, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Meinungsäusserungen von Einzelnne oder Gruppen und einem installierten faschistischen Staat gibt?

      Man darf über Verbrechen reden, sie künstlerisch darstellen, selbst Sympathien für Massenmörder hegen. Ds alles würde wohl mein Vorredner gern verboten sehen.

  • DB
    DDR Bügerin

    Was denkt man wohl was passiert wenn andere Meinungen immer unterdrückt werden? Oder in Foren nicht veröffentlicht.

    1.) Es entsteht ein föllig falsches Bild der Meinung und

    2.) die Leute radikalisieren sich, weil sie sich nicht ernstgenommen fühlen.

    3.) Irgendwann gehen sie in den Untergrund oder auf die straße.

    Die DDR sollteigentlich als warnendes Beispiel dienen.

    • @DDR Bügerin:

      Die "Meinungen", die auf der Facebook-Seite vertreten wurden, dienten nur dazu, Ausländer und Flüchtlinge als "gefährliches, kriminelles Pack" darzustellen, dass die "reinrassige deutschtümelnde der deutschesten Deutschen" zu verwahrlosen droht. 85% Fehlinformation, 95% Rassismus, 100% Hetze. Niemand wird diese "Meinungen" vermissen.

       

      Es ist übrigens auch das legitime Recht von Facebook, dass ein privatwirtschaftliches soziales Netzwerk, das an seine Nutzer eben gewisse Anforderungen im Sozialverhalten stellt, solche Inhalte und ihre Ersteller löschen darf. (Einfach mal die Nutzungsbedingungen von Facebook lesen)

       

      p.s.: Die Leute die an der Seite der "Bürgerinitiative Mahrzahn Hellersdorf" beteiligt waren, konnte man und sollte man auch nicht ernstnehmen. Das war keine "Bürgerinitiative", sondern doch wohl eher eine kleine Neonazi-Truppe, die versuchte ein paar Ratten zu einzufangen...

  • M
    Meinungsfreiheit

    Ach jetzt wird das Asylbewerberheim noch erweitern. Na wäre ja auch nen Ding wenn die bewohner darüber befragt werden sllen. Die haben gefälligst das alles toll zu finden. Kein Mensch ist illegal.