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Rechte Bürgerwehr in MeuselwitzMit Nazis auf Streife

Ein Rechtsextremer will in der Thüringer Provinz ein Ordnungskonzept samt Bürgerwehr etablieren. Und der Bürgermeister zeigt Gesprächsbereitschaft.

Das „Bürgerforum Meuselwitz“ würde gerne für Ordnung und Sicherheit sorgen Foto: Régis Domergue/plainpicture

Das „Bürgerforum Meuselwitz“ ist in Sorge um die Ordnung und Sicherheit in der thüringischen Kleinstadt. Das Gespräch in der zugehörigen Facebook-Gruppe dreht sich aber nicht bloß darum, „illegale Müllentsorgung“ oder „sittenwidriges Verhalten“ zu bekämpfen. Stattdessen hat das „Bürgerforum“ gleich ein ganzes „Ordnungskonzept“ für das Stadtgebiet vorgelegt.

Und für dieses Konzept ist der Bürgermeister von Meuselwitz, Udo Pick (FDP), durchaus offen. Er wollte mit dem Verantwortlichen vom Bürgerforum sprechen und hat diesen deshalb eingeladen: Es handelt sich um einen Mann Names Daniel Peschek. Und hier wird es brenzlig. Denn Peschek hat eine rechtsextreme Vergangenheit, inklusive Verurteilungen, unter anderem wegen eines Angriffs auf einen Polizeibeamten.

In der Facebook-Gruppe mit über 1.500 Mitglieder teilt Peschek etwa Artikel aus der Sezession. Das Zweimonatsheft und den Blog verantwortet Götz Kubitschek vom Institut für Staatspolitik (IfS), das vom Bundesamt für Verfassungsschutz gerade zum Rechtsextremismus-Verdachtsfall eingestuft wurde.

Auch das von Peschek vorgelegte Ordnungskonzept selbst enthält Ideen, die bedenklich wirken. Ein Verein solle „die Ordnung und Sicherheit aufrecht“ erhalten, heißt es in dem Text, der der taz vorliegt. Die Mitglieder dieses Vereins müssten „mit umfangreichen Möglichkeiten auf Rechts- und Gesetzeswege“ ausgestattet werden. Sie sollten „Kontrollgänge“ machen, sowie Platzverweise aussprechen können.

Der Bürgermeister kann die Kritik nicht nachvollziehen

Auch „Vorläufig Festsetzungen bei Straftaten bis zum Eintreffen der Polizei“ sollen ihnen erlaubt werden. Ein „Ausweis“ und „einheitliche Kleidung könnte zur Kenntlichmachung dienen. Das Ordnungsamt sollte dem Verein „die Teilnahme am Sicherheitsgesprächen mit der Polizei“ ermöglichen und die Stadt ihnen kostenlose Räumlichkeiten stellen. Eine Aufwandsentschädigung für das Ehrenamt sei vorstellbar. Kurz: Hier sollte eine Bürgerwehr aufgebaut und mit Legitimation versehen werden.

Dass Peschek mit diesen Ideen und seinen Verbindungen nach ganz Rechts ins Rathaus eingeladen wurde, offenbart für Katharina König-Preuss von der Linken und Madeleine Henfling von den Grünen wenig „politisches Feingefühl“.

In einem Offenen Brief an Pick kritisieren die beiden Landtagsabgeordneten den Umgang mit Pescheks Bürgerforum. Als ehemalige Mitglieder der NSU-Untersuchungsausschüsse in Thüringen seien sie entsetzt, dass Peschek zum Gespräch geladen wurde, um das vermeintliche Ordnungskonzept umzusetzen. Das Gesprächsangebot stelle „faktisch eine Unterstützung eines Neonazis dar“, so König-Preuss und Henfling. Mit dem „Ordnungskonzept“, so König-Preuss, würde sowohl das Thüringer Ordnungsbehördengesetz, als auch das Polizeiaufgabengesetzt gänzlich missachtet.

Solche Kritik kann Bürgermeister Pick nicht nachvollziehen. Menschen die sich in der Stadt engagieren wollen, die Vorschläge einbringen, würde er als Bürgermeister immer das Gespräch anbieten, sagt der FDP-Kommunalpolitiker der taz. Die politische Vergangenheit würde er da nicht so hart betrachten. Außerdem betont Pick: „Von einer Umsetzung des Konzeptes kann doch gar nicht geredet werden“. Auch er sehe das Konzept kritisch, das habe er im Gespräch auch darlegen wollen. Unterstützung für das Vorhaben sei aus dem Stadtrat gekommen.

Einen Rückzieher hat die Stadt inzwischen trotzdem gemacht. In einer Information an die Stadträte und Beigeordneten heißt es: „Das für den 31.03.2020 geplante Gespräch mit Herrn Peschek zur Umsetzung des von ihm eingereichten Sicherheitskonzeptes für die Stadt Meuselwitz wurde abgesagt“. Ein neuer Termine stünde noch nicht fest.

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8 Kommentare

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  • sicherheitskonzept?



    erinnert mich sehr an iranische+saudische sittenpolizei!

  • "Auch „Vorläufig Festsetzungen bei Straftaten bis zum Eintreffen der Polizei“ sollen ihnen erlaubt werden."

    Meines Wissens ist dies doch ohnehin so, oder irre ich hier?

    Aber wie dem auch sei: "Die Mitglieder dieses Vereins müssten „mit umfangreichen Möglichkeiten auf Rechts- und Gesetzeswege“ ausgestattet werden. Sie sollten „Kontrollgänge“ machen, sowie Platzverweise aussprechen können."

    Kurz: sie wollen Aufgaben der Polizei und des Ordnungsamtes übernehmen.

    Welch erbärmliche Wichte, die auch nicht gebraucht werden, denn Polizei und Ordnungsamt gibt es bereits! Diese machttrunkenen Möchtegerns! Wollen sich Autoritäten anmaßen, die ihnen weder zustehen noch die man ihnen aushändigen sollte.

    Solche Idioten werden das Konzept hinter einer funktionierenden und "guten" Bürgerwehr nie verstehen: eine "gute" Bürgerwehr strebt nicht die Abarbeitung staatlicher Aufgaben an, sondern schützt die Bürger vor einen möglicherweise übergriffigen Staat.

  • Vor allem war Peschek über Jahre hinweg im Dunstkreis des NSU unterwegs was auch zu einer Ladung im vergangen NSU Prozess führte. Leider muss ich auch den dortigen Bürgermeister viel Kompetenz absprechen aufgrund seines schwierigen Gesundheitszustand. Man musste ja leider in der nähen Vergangenheit lernen das die FDP gern mal mit Rechts kooperierte...

  • Gibt es denn ein Sicherheitsproblem in Meuselwitz? Da wurde in dem Artikel überhaupt nichts gesagt. Wennn neine, dann ist das Ganze eine Luftnummer. Wenn ja, dann sollten die Landtagsabgeordneten der Linken und Grünen das aber mal ansprechen und Lösungsmöglichkeiten vorlegen. Ansonsten wird nämlich die Glaubwürdigkeit beider Parteien in diesem Ort schwer leiden.

    • @Gerald Müller:

      Nein, gibt es nicht. Das ist totaler Schwachsinn. Das Highlight im letzten halben Jahr war ein gesprengter Geldautomat. Das ist totaler Schwachsinn.

  • Hoppla, sprach die SA, da wären wir fast wieder gewesen... Über die Gewaltenteilung sollte ein Bürgermeister eigentlich im Bilde sein, oder? Mit der Kenntnis über den Aufstieg der Nationalsozialisten und deren sportliche Freizeittruppe ist es auch eher bescheiden. Kann man alles Nachlesen. Unglaublich was man sich da erlaubt!

  • Was soll denn das sein: "sittenwidriges Verhalten"?



    Mir dreht sich der Magen um.

  • Thüringen, FDP... war da nicht letzt was?