Reaktionen aus Israel auf Iran-Atom-Deal: „Kapitulation historischen Ausmaßes“
Israelische Politiker verurteilen das Atomabkommen mit Iran als Fehler. Nicht alle Israelis nehmen die Warnungen der Regierung ernst.
Der Westen habe „weitreichende Zugeständnisse“ in allen wichtigen Punkten gemacht. „Zudem wird Iran hunderte Milliarden Dollar erhalten, mit denen es seinen Terrorapparat und seine Expansion und Aggression im Nahen Osten und in der Welt betreiben kann.“
Israels Bildungsminister Naftali Bennett, Vorsitzender der rechten Partei „Jüdisches Haus“, schrieb auf Twitter: „Am 14. Juli wurde eine Terror-Atom-Supermacht geboren.“ Tzipi Hotovely, stellvertretende Außenministerin, twitterte: “Dieses Abkommen ist eine Kapitulation des Westens gegenüber der von Iran angeführten Achse des Bösen historischen Ausmaßes. Israel wird mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, die Anerkennung dieses Abkommens zu verhindern.“
Darin könnte ein Hinweis auf die zukünftige Strategie Netanjahus stecken: Vermutlich wird er nun alles daran setzen, den US-Kongress gegen das Abkommen in Stellung zu bringen. Denn der muss das noch Dokument absegnen.
Liebstes Spielzeug weggenommen
Jenseits der Politik sind aber auch andere Töne zu hören. „Man kann argumentieren, dass ein Abkommen immer noch besser ist, als wenn Iran das Atomprogramm ohne jede Beschränkung vorantreibt“, sagte der Iran-Experte Meir Litvak von der Tel Aviv University.
Die linksliberale Zeitung Haaretz verspottete Netanjahus angebliche Obsession mit Iran: „Mein Herz fühlt mit Benjamin Netanjahu. Mit einem einzigen kalten, grausamen Federstrich haben ihm die Anführer der Welt sein liebstes Spielzeug weggenommen.“
Und eine israelische Künstlergruppe namens Hamabul plant derzeit, eine fiktive iranische Botschaft in Jerusalem zu errichten. Das Projekt wolle dem in Medien und Politikerreden verbreiteten Image Irans ein alternatives Bild entgegenstellen und Israelis die „reiche Kultur“ des Landes näherbringen, heißt es auf der Facebook-Seite der Künstler.
Derzeit nimmt die „Botschaft“ Bewerbungen für das Amt des iranischen Botschafters entgegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste