Reaktionen auf Tebartz-van Elst: Bitte keine Rückfahrkarte
Katholiken in Deutschland setzen darauf, dass der Bischof nicht nur eine vorübergehende Auszeit nimmt. Doch es gibt auch Stimmen der Dankbarkeit.
BERLIN taz | Als „Super-GAU für die katholische Kirche“ bezeichnete Christian Weisner von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ den Eklat um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, den Papst Franziskus am Mittwoch auf eine unbestimmte Zeit „beurlaubt“ hatte.
Tebartz-van Elst, der seit Monaten wegen des 31 Millionen Euro teuren Neubaus des Bischofssitzes in der Kritik steht, habe einen „enormen Schaden an Vertrauen“ angerichtet, sagte Weisner zur taz. Die Reformbewegung sehe keine Möglichkeit, dass der Bischof weder in Limburg noch irgendwo sonst das Amt ausüben könne.
Dennoch dürfe man Tebartz-van Elst dankbar sein. Die Entscheidung des Vatikans biete die Chance, „endlich offen über zahlreiche ungeklärte Fragen“ zu sprechen. So gehörten die Auswahl und die Ernennung von Bischöfen ebenso „auf den Prüfstand“ wie die Kontrolle der kirchlichen Finanzen und das Verhältnis von Kirche und Staat. „Der Staat bezahlt viele kirchliche Kitas und Krankenhäuser“, sagte Weisner, „zum Teil zu hundert Prozent.“ Das werde häufig aber nicht offen ausgewiesen.
Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann kann sich „nur schwer“ vorstellen, dass der Limburger Bischof nach seiner verordneten Auszeit in sein Amt zurückkehrt. „Meine Skepsis zu einer möglichen Zukunft von Bischof Tebartz-van Elst in Limburg bleibt“, sagte Ackermann. Ebenso unterstützt Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die Entscheidung des Vatikans. Dadurch werde der notwendige Raum „zu einer vollständigen und konsequenten Klärung der Vorkommnisse in Limburg“ geschaffen.
Mitverantwortung des Generalvikars
Die Bundesregierung wollte die Entscheidung des Vatikans im Fall Tebartz-van Elst nicht kommentieren. Dies sei „keine Angelegenheit der Bundesregierung“, sagte Vizeregierungssprecher Georg Streiter. Noch vor wenigen Wochen hatte sich Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Wort gemeldet. Der Skandal sei eine „erkennbar schwierige Situation“ für gläubige Christen.
Derzeit untersucht eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission die Kosten, die Finanzierung und Entscheidungswege rund um den Neubaus des Limburger Bischofssitzes. Die Kommission werde „zügig und sorgfältig“ arbeiten, versicherte Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Papst hat auch Tebartz-van Elsts rechte Hand in den sofortigen Ruhestand geschickt: Generalvikar Franz Kaspar, Verwaltungschef des Limburger Bistums, wird Mitverantwortung an den ausufernden Baukosten vorgeworfen. Der 75-Jährige tritt seinen Ruhestand zweieinhalb Monate früher als geplant an.
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