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Reaktionen auf SiegesmeldungenSehnsucht nach guten Nachrichten

Der Vormarsch der ukrainischen Armee bei Charkiw sorgt in Kyjiw für Hoffnung – aber auch Bangen. Freude kommt aber angesichts der Opfer nicht auf.

Die Toten nicht vergessen: Gedenken in Kiew an getötete ukrainische Soldat:innen, 6. 9. 2022 Foto: dpa

Sonntage sind in Kyjiw für viele Menschen Tage zum Spazieren – auch wenn es gleich am Morgen anderthalb Stunden Luftalarm gibt und es aus dem wolkenverhangenen Himmel hin und wieder nieselt. Man will Normalität und hat Sehnsucht nach guten Nachrichten. Deshalb werden die Neuigkeiten von der Front schon seit ein paar Tagen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Stimmung ist irgendwo zwischen Hoffen und Bangen. Vor allem der rasante Vormarsch der ukrainischen Armee in der Region Charkiw beschäftigt die Menschen.

Das merkt man eigentlich überall: in der U-Bahn, irgendwo unterwegs oder im Café. Menschen scrollen auf ihren Smartphones durch Messengerdienste. Am Nachbartisch unterhalten sich zwei Männer über den Krieg. Einer erzählt von der offiziellen Stellungnahme des russischen Militärs zu dessen fluchtartigem Abzug aus Isjum: „Sie nennen es Umgruppierung.“ Beide lachen.

Am Rand des Maidan mitten in der Stadt hat Switlana ihren Stand aufgebaut. In eine warme Jacke eingepackt bietet sie Souvenirs mit aktuellem Bezug an: ukrainische Fähnchen, Fellmützen mit dem Staatswappen und eine Auswahl an T-Shirts. In mehreren Farben gibt es eins, das ein Bild eines ukrainischen Soldaten zeigt, der dem untergegangen russischen Flaggschiff Moskwa den ausgestreckten Mittelfinger zeigt. „Die Geschäfte gehen heute gut“, sagt sie.

Über die Erfolge der ukrainischen Armee in der Region Charkiw ist sie im Bilde. Sie komme selbst ursprünglich von dort, aus Wowtschansk. Der Ort liegt nur rund zehn Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt und ist seit den ersten Tagen der Invasion besetzt. Nun sei die ukrainische Armee nicht mehr weit und sie hoffe, dass der Ort bald befreit werde. „Ich habe Familie dort“, sagt sie. Eine Cousine sei gestorben, weil die Besatzer sie nicht in ein Krankenhaus fahren ließen. In sozialen Medien kursieren unterdessen Meldungen, dass die russische Armee den Ort bereits verlassen hätte. Man müsse erstmal abwarten, meint Switlana.

„So viele Tote“

Taxifahrer Andrej muss man gar nicht erst fragen. Er komme aus dem besetzten Cherson im Süden des Landes und sei Anfang März geflohen. Frau und Kinder seien bei Verwandten im Westen der Ukraine, er in Kyjiw, um Geld zu verdienen. Jeder Ort weniger unter russischer Kontrolle sei ein Erfolg.

Aber besorgt ist er dennoch. Russland halte noch große Gebiete der Ukraine besetzt. „Wir wissen nicht genau, was dort vor sich geht“, sagt er. Aber er fürchtet Schlimmes. Es könne überall sein wie in Butscha, wo hunderte Zivilisten getötet wurden. Um das zu stoppen, müsste die russische Armee aus der ganzen Ukraine vertrieben werden. „Dafür brauchen wir mehr Waffen, auch aus Deutschland.“

Im Kyjiwer Vorort Irpin, der im März umkämpft und teilweise besetzt war, macht sich Soldatin Oksana Sorgen um ihre Mitkämpfer. Sie kenne viele Sol­da­t*in­nen persönlich, die auch dort im Einsatz sind. Nachrichten über zurückeroberte Gebiete und Städte erreichen sie daher schnell. „Meistens sehe ich ein Foto oder einen kurzen Text auf Facebook“, erzählt sie. „Und ein paar Stunden später oder am nächsten Tag kommt dann die offizielle Bestätigung.“

Der Vormarsch sei natürlich eine gute Sache, aber sie denke auch daran, welche Opfer dafür nötig sind. „Es gibt viele Tote, so oder so.“ Und die könnten alle noch leben, wenn Russland nicht angegriffen hätte. Dazu kämen die Verwundeten. Ein Bekannter sei im Frühjahr schwer verletzt worden. Granatsplitter hätten in beiden Beinen Arterien durchtrennt. Nur weil er sich sofort selbst mit Aderpressen abgebunden hätte, sei er noch am Leben. Die Beine haben die Ärzte sogar retten können, aber richtig laufen könne er auch nach Monaten noch nicht.

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16 Kommentare

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  • Verbrechen an der Menscheit - wohin man auch schaut.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Wirklich traurig für Sie, dass Russland gerade ordentlich einen auf den Deckel bekommt, nicht wahr?

      • @Suryo:

        Pazifist, sind Sie nicht, nicht wahr ?

        • @Alex_der_Wunderer:

          Sie doch auch nicht, schließlich unterstützen Sie eindeutig Russland.

          • @Suryo:

            ...weder noch, in diesen Konflickt sind viel zuviele Protagonisten involviert...

            • @Alex_der_Wunderer:

              False Balance.

              Ich sage, dass jeder halbwegs normale Mensch mit einem normalen Maß Anstand genau sieht, wer hier auf der richtigen Seite steht und wer auf der falschen.

              • @Suryo:

                ...was Sie nicht so alles sagen und so nicht sagen....



                Wie war das noch mit dem Frosch , der meinte - sein Teich sei die Welt...

                • @Alex_der_Wunderer:

                  Russland hat diesen Krieg angefangen, die Ukraine nicht. So einfach ist das. Wer das bestreitet, steht auf Seiten des russischen Faschismus. Da helfen dann auch keine Beschwörungen eines angeblichen Pazifismus.

                  Übrigens: ich bin definitiv kein Pazifist. Waffen können Frieden schaffen, und Frieden kehrt in der Ukraine erst wieder ein, wenn die Russen nach Hause gejagt wurden.

                  • @Suryo:

                    ...im Umkehrschluss ihrer krusen , schlichten Sichtweise, " Waffen könnten Frieden schaffen " , hätte die Menschheit doch längst Frieden auf Erden- dem ist aber nicht so, siehe z.b.B. jüngst in Afghanistan.



                    Wie Sie die Rolle der USA und China in diesem Konflikt sehen , wird noch nicht wirklich deutlich.

                    • @Alex_der_Wunderer:

                      Ich sehe da weder die USA und China verantwortlich.

                      Selten gab es einen Krieg, in dem so klar war, wer der Aggressor und wer das Opfer ist. Wer das nicht sieht, kann nur verblendet sein.

                    • @Alex_der_Wunderer:

                      Leben Sie in Deutschland bzw Europa?

                      Dann leben Sie, wo Waffen Frieden schufen.

                      • @Suryo:

                        Ungeheuerlich -



                        Waffen schufen / schaffen Leid , und rissen / reißen Menschen in Tod. Denken Sie ernsthaft die Familien damals wie heute - deren Angehörige ihr Leben lassen mussten, leben in Frieden damit - träumen Sie weiter.

                        • @Alex_der_Wunderer:

                          Die Nazis wurden nicht von Pazifisten besiegt.

                          • @Suryo:

                            Ihre Antwort revidiert meine Aussage nicht im geringsten.

                            • @Alex_der_Wunderer:

                              Doch.