piwik no script img

Razzien im Berliner DrogenmilieuMutmaßliche Islamisten geschnappt

Bei Razzien in Berlin hat der Staatsschutz vier Männer festgenommen. Ob es einen Zusammenhang mit dem Fall Amri gibt, ist nicht bekannt.

Die Polizei hat Razzien in verschiedenen Stadtteilen Berlins durchgeführt Foto: reuters

Berlin afp/taz | Bei Razzien im Zusammenhang mit bandenmäßigem Drogenhandel hat die Berliner Polizei am Mittwoch vier mutmaßliche Islamisten festgenommen. Gegen drei von ihnen lagen bereits Haftbefehle vor, der vierte Verdächtige soll dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Die Festgenommenen werden demnach „dem gewaltbereiten islamistischen Spektrum zugerechnet“.

Den Ermittlern zufolge griff der polizeiliche Staatsschutz mit Unterstützung von Spezialeinheiten und einer Einsatzhundertschaft am frühen Morgen an insgesamt sechs Anschriften in Neukölln, Köpenick, Mariendorf und Zehlendorf zu. Insgesamt wurden demnach neun Männer festgenommen, darunter die vier mutmaßlichen Islamisten. Bei den Razzien wurden elektronische Geräte, Drogen und Waffen beschlagnahmt.

„Die Festgenommenen sind syrische Staatsangehörige“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Welchen Aufenthaltsstatus sie haben, könne noch nicht beantwortet werden. Warum nur gegen drei der vier mutmaßlichen Extremisten Haftbefehle vorlagen, erklärte der Sprecher mit der Beweislage: „Sobald genug Beweise vorliegen, wird auch gegen den Vierten ein Haftbefehl ausgestellt.“ Die restlichen fünf Festgenommenen werden voraussichtlich bald wieder entlassen.

Im Fall des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri war vor einigen Tagen bekannt geworden, dass der Islamist ebenfalls in bandenmäßigen Drogenhandel verstrickt war. Mitarbeiter des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) sollen entsprechende Aktenvermerke allerdings manipuliert haben, um womöglich die versäumte Gelegenheit einer Festnahme Wochen vor dem Anschlag zu vertuschen.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) machte zuletzt außerdem bekannt, dass auch Namen aus dem Drogenumfeld von Amri gelöscht worden seien. Ob es einen Zusammenhang zwischen den nun festgenommenen mutmaßlichen Islamisten und dem Fall Amri gibt, teilte die Polizei nicht mit.

Amri hatte am 19. Dezember einen polnischen Lastwagen gekapert und war damit auf einem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge gerast. Zwölf Menschen starben, 67 weitere wurden verletzt. Seit April überprüft ein Sonderermittler den Umgang der Behörden mit dem Fall Amri. Nun soll auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!