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Rassistischer Regisseur am Thalia-TheaterAlvis Hermanis‘ Flucht vor Flüchtlingen

Der lettische Regisseur Alvis Hermanis hat ein Stück am Thalia Theater abgesagt, weil es sich für Flüchtlinge einsetzt. Flüchtlinge seien eine Gefahr, so Hermanis.

Mag keine Flüchtlinge: Regisseur Alvis Hermanis. Foto: Manfred Werner/CC-BY-SA

Hamburg dpa | Aus Protest gegen das Eintreten des Thalia Theaters für Flüchtlinge hat der lettische Theaterregisseur Alvis Hermanis eine für April 2016 geplante Inszenierung in Hamburg abgesagt. Er halte das humanitäre Engagement für falsch und wolle damit nicht in Verbindung gebracht werden, begründete Hermanis seine Absage nach Angaben des Thalia Theaters.

Die deutsche Begeisterung, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, sei extrem gefährlich für ganz Europa, weil unter ihnen Terroristen seien, sagte Hermanis.

Intendant Joachim Lux teilte mit, er bedauere die politisch begründete Absage. Der Vorgang zeige, wie tief Europa derzeit gespalten sei. „Wir hätten nie für möglich gehalten, dass humanitäres Engagement für Hilfsbedürftige zur Aufkündigung der Zusammenarbeit führen könnte“, sagte Lux.

Außerdem verstehe sich das Thalia als Ort des offenen gesellschaftlichen Diskurses und gebe in zahlreichen Debatten dem größtmöglichen politischen Spektrum Raum, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Derzeit läuft im Thalia das Stück „Späte Nachbarn“ in der Inszenierung von Hermanis. Dieses Stück soll jedoch im Spielplan bleiben – aus Respekt vor seinem Werk, wie es in der Erklärung des Theaters heißt.

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6 Kommentare

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  • Ich hoffe, dass mit Alvis Hermanis in Zukunft keine Bühne in Deutschland mehr in Verbindung gebracht werden möchte.

  • Also ich versteh mich schon als Anhänger „provokativer“ Kunst und KünstlerInnen. Denn Kunst die im Rahmen der Alltagsnormalität bleibt, ohne (denk-) anzustossen, erscheint mir wie ein armer Tanzbär mit entkrallten Tatzen.

    Dass dann freilich ausgerechnet ein Kunstschaffender provoziert (mich zumindest), durch Wiederkäuens so ziemlich der gruseligsten Ecke europäischer Alltagsnormalität und deren Segel mit seinem Furz noch aufbläht, ist ein – KünstlerInnen sei Dank! – eher ungewöhnlicher Tiefschlag.

    Das Thalia-Haus und sein Publikum ausserhalb Pegidas verliert mit der Absage bestimmt nichts. Und sein Intendant reagiert (meiner Meinung nach) trotzdem richtig. Im Sinne der Toleranz, ohne welche Kunst erstickt.

  • Die Absage des Regisseurs und sein Protest gegen das Eintreten des Thalia Theaters für Flüchtlinge bedeutet NICHT, dass er ein Rassistischer Regisseur ist! Er ist ein der besten Reggisseuren der Welt! Er liebt die Menschen, er hasst die Anderen nicht. Er sieht nur ein Gefahr fur ganz Europa in, seiner Meinung nach, zu grossen Begeisterung der Deutschen, ihre Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen.

    • @Aigars Stirna:

      Leider leider leider scheint es möglich zu sein, einer der besten Regiseure der Welt zu sein (ich war bis zum Wochenende auch dieser Meinung) und gleichzeitig aber auch ein Rasist.

  • Muss ich mich nun ernsthaft fragen, ob auch die deutsche Begeisterung, die Grenzen für lettische Theaterregisseure zu öffnen, extrem gefährlich für ganz Europa ist? Unter ihnen sind ja offenbar einige Volksverhetzer...

     

    Nun ja, ich will mal nicht so sein. Ein lettischer Idiot macht schließlich längst noch keinen Untergang des Abendlandes. Und Panik war noch nie besonders hilfreich.

  • Meinungsfreiheit schützt vor Dummheit nicht, der Herr! - klar.

     

    Aber in dieser Republik gehört es Aufgrund NS-Zeit/WK II & dem Grundgesetz - GG -

    Zum verfassungsrechtlichen

    Grundkonsens,

    Daß verfolgte Menschen wie auch

    Kriegsflüchtlinge

    Hilfe & Aufnahme erwarten können.

    Selektiert aber - wurde

    Bekanntlich früher mal.

     

    So machte den mein lettischer Banknachbar in der

    Volksschule -

    Dank eines souveränen

    Lehrers kurz nach mir Abitur.

    Herr Alvis Hermanis -

    Liefen da noch mit Windeln rum.

    So - wird ein Schuh draus.

    Beschämend das Ganze.