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Rassismus-Vorwurf an der Uni LeipzigE-Mail-Wechsel mit unschöner Note

Eine Leipziger Professorin hat einem indischen Bewerber eine Absage für ein Praktikum erteilt. Die Form, die sie dafür wählte, sorgt für Kritik.

Eingang zu Bibliothek und Hörsaal der Universität Leipzig Bild: imago/Stefan Noebel-Heise

LEIPZIG taz | Die Universität Leipzig sieht sich mit einem Rassismus-Vorwurf konfrontiert. Eine Professorin hatte eine Praktikums-Bewerbung eines indischen Studenten abgewiesen, mit einer eigentümlichen Begründung. Die E-Mail der Biochemie-Professorin Annette Beck-Sickinger klingt eindeutig: „Leider biete ich männlichen indischen Studenten keine Praktikumsplätze an. Wir hören hier viel über das Vergewaltigungsproblem, was ich auf keinen Fall unterstützen kann. Gerade weil ich Studentinnen in meinen Kursen habe, kann ich eine derartige Einstellung nicht unterstützen.“

Dies schrieb die Hochschullehrerin am Wochenende einem indischen Studenten, der sich wie viele andere auf ein Laborpraktikum beworben hatte. Schnell stellte sich heraus: Die Worte sind wirklich gefallen, fraglich nur in welchem Zusammenhang, ob als erste Reaktion oder im Rahmen eines weiterführenden E-Mail-Wechsels.

Für ihre Wortwahl entschuldigte sich Beck-Sickinger später. Über die Universitätsleitung ließ sie mitteilen, sie sei „alles andere als rassistisch und fremdenfeindlich eingestellt“. Der eigentliche Grund der Absage für das Praktikum liege darin, dass es einfach keine Plätze mehr gebe. Die Mail, wie sie nunmehr dargestellt wird, sei in der Form verfälscht, dem Kontext enthoben. Denn im weiteren Mailverlauf habe es eine Diskussion um „das Problem der Vergewaltigungen von Frauen in Indien gegeben“.

Die Aussagen aus dem E-Mail-Austausch tauchten Montagvormittag im amerikanischen Online-Portal Quora auf. Schnell verbreiteten sie sich im Netz. Der anonyme Verfasser veröffentlichte einen Screenshot von Beck-Sickingers Antwort, ein weiterer unbekannter Autor eine Nachfrage an die Professorin, infolge derer sie auf das Problem der Verallgemeinerung eingeht. Darin betont sie, dass ihre Argumentation natürlich nicht für den Einzelfall gilt. Doch Beck-Sickinger legt auch nochmal nach, schreibt von vielen Professorinnen in Europa, die aufgrund der Probleme der indischen Gesellschaft nun „Konsequenzen“ ziehen müssten.

„Aber sowas ist Rufmord“

Die Kommentare unter dem Foreneintrag finden schnell eine Bezeichnung für ihre Argumentation. Diese sei sexistisch und rassistisch. Manche User fordern Proteste gegenüber der Universität Leipzig und sogar der deutschen Regierung. Mehrere indische Medien berichten über den Fall. Der deutsche Botschafter in Neu Delhi veröffentlichte seinen Protest via Twitter.

Gegenüber der taz sagte Beck-Sickinger: „Ich glaube, der Student war einfach sauer und wollte sich rächen. Aber sowas ist Rufmord“. Wichtig sei ihr zu betonen, dass sich ihr Vorwurf erst im Laufe der E-Mail-Konversation bildete und nicht direkt am Anfang stand. Den gesamten Austausch – er könnte Klarheit bringen – möchte sie jedoch nicht veröffentlichen.

Dass der Briefwechsel problematisch ist, schwante wohl auch Rektorin Prof. Beate Schücking, die sich in den Fall einschaltete. Sie begrüßte die Entschuldigung, mit der Beck-Sickinger „den richtigen, Missverständnisse ausschließenden Weg eingeschlagen“ habe. Weiterhin betonte sie, dass die Universität weltoffen und dort „für rassistische Gedanken und Äußerungen kein Platz“ sei, später wurde auch eine englischsprachige Pressemitteilung veröffentlicht.

Die Sache kam zeitlich äußerst ungelegen, denn am Montag Abend ging auch der Leipziger Pegida-Ableger Legida wieder auf die Straße. Dessen erste Demonstration am 8. Januar hatte Schücking mit Verweis auf „fremdenfeindliche, nationalistische und sexistische Positionen“ sowie „diffuse Ängste“ deutlich kritisiert. Wie sie damals weiter ausführte, benötigten die Leipziger Hochschulen „auch zukünftig den freien Austausch von Gedanken und die in unserer Stadt herrschende offene Atmosphäre, die eine angstfreie Beschäftigung mit dem Neuen möglich macht und Menschen aus aller Welt fasziniert.“ Unter indischen Studenten könnte diese Faszination nun einbüßen.

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49 Kommentare

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  • Es wird endlich Zeit, dass auch Bewerbungsgespräche anonymisiert, sprachverfremdet und in dunklen Räumen stattfinden. Natürlich unter Einschluß der Öffentlichkeit.

    Dann ist endlich Schluß mit dieser menschenverachtenden rass-und sexistischen Praxis.

    Prost

    • @Vladimir 52:

      So einfach ist es leider auch nicht, denn es ist nicht unbedingt die Person die Beste fürs Team, die die besten (geprüfte) Qualifikationen hat. Manchmal ist jemand mit einem dreier Schnitt besser und erfolgreicher als jemand, der lauter Einsen hat, dafür aber mit den Kollegen nicht kann.

  • Lustiger Weise ist das genau die Form einer Nicht-Entschuldigung, welche die Feministinnen immer bemängeln. Man siehe nur den #Aufschrei zu Tilo Jungs bildern, da haben sich alle echauffiert, aber wenn es um eine Frau geht, die diskriminiert, dann ist das natürlich was anderes und das Opfer ist schon selbst Schuld, wenn es sich durch verallgemeinernde, rassistische Aussagen verletzt fühlt.

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Non-apology_apology

  • Hier zeigt sich wieder der Relativismus.

  • Mit derselben Argumentation, wie dem Inder der Praktikumsplatz nicht gegeben wird, könnte man SPD-Politikern auch den Kauf von Elektroartikeln (Laptop, Handy, etc) verwehren, weil (statistisch) zu befürchten ist, dass damit illegale Pornographie beschafft wird.

    • @Benjamin Brink:

      Von welchem Stammtisch haben Sie den den Schnack?

  • eine verurteilung auf grund eines satzes, so eindeutig wie er auch sein mag, ist genauso simplizierend und verallgemeinernd, wie die aussage der professorin alle indischen männer seien vergewaltiger.

    hier wird sich genau der gleichen denke bedient, wie die von der kritisierten.

    wenn dann noch solche verallgemeinernden sätze wie " so läuft das halt in sachsen" fallen ist das niveau endgültig angeglichen. zum glück ist sachsen keine nation und kein eigenes volk, so daß der begriff rassismus per definition nicht passt, es ist aber trotzdem das gleiche..

    • @nutzer:

      Hä? So ein Quatsch. Selbstverständlich kann auch singuläres Verhalten bewertet werden. Eine Analogie wäre höchstens dann gegeben, wenn aufgrund dieses Vorfalls alle deutschen Professoren unter Rassismusmusverdächt gestellt würden. (So blöd, das zu tun, muss man aber erst mal sein.)

    • @nutzer:

      Ganz unten in den Kommentaren finden Sie einen Link auf die email-Korrepondenz. Da gibt es IMHO wenig zu interpretieren. Oder gar Fehlzuinterpretieren.

      • @Kaboom:

        Die ganze Korrespondenz? Beider Beteiligten? Von Anfang an?

         

        Die, die nicht von der Professorin herausgegeben wird?

  • Zitat:

    Gegenüber der taz sagte Beck-Sickinger: „Ich glaube, der Student war einfach sauer und wollte sich rächen. Aber sowas ist Rufmord“.

     

    Holla, die Frau sieht sich sogar noch als Opfer. Na ja, das passt ins Bild.

     

    Außerdem sagt sie offensichtlich die Unwahrheit, wenn sie behauptet: ""Ich habe diese Mail so nicht geschrieben. Sie ist zusammengestückelt worden".

     

    Ganz und gar unverständlich ist, dass die Uni Leipzig einer solchen Person auch noch Rückendeckung gibt!

    • @Ella:

      Klar sollte man Rassismus ernst nehmen, aber es lässt sich doch realtiv schnell 'was aus dem Zusammenhang herausreißen und neu zusammenstückeln um jemandem ein's auszuwischen, was dann tiefgreifende Folgen haben kann, wenn der angeblich so antirassistische Mob sich auf einen stürzt. Ich weiß wovon ich spreche. Angeblich soll ich hier schon so manche Vorzeigelesbe vergewaltigt haben & auch für "Tazgate" verantwortlich sein (schön wär's wenn ich so toll programmieren könnte. Da würde ich aber doch lieber die Deutsche Bank hacken!). Die Leute sollten mal lieber vor der eigenen Tür kehren. Also: Gespräch professorin - indischer Student unter 4 Augen & öffentlich. Missverständnisse ausräumen, der Professorin klarmachen, dass sie sich vorsichtiger ausdrücken sollte & in Punkto Vorbehalte gegen fremden Kulturen vielleicht noch mal tief in sich gehen sollte, dem Studenten klarmachen, dass er auch kein praktikum kriegt, wenn er die Leute anschwärzt - und fertig!

      • @XYZreloaded:

        Bei einem E-Mail-Austausch haben beide Seiten dieselben Beweismöglichkeiten. Also kann man eben gerade nicht einfach mal jemanden auf diese Weise "anschwärzen".

         

        Und selbstverständlich ist dieser Vorgang von öffentlichem Interesse. Hochschulen sind staatliche Einrichtungen, und die Frau wird von Steuergeldern bezahlt...

        • @Ella:

          Eine E-Mail gilt nicht als Beweis, da man sie bearbeiten kann (Das gilt auch für Bilder, Videos). Was mich stutzig an der Sache gemacht hat, dass ein amerikanisches Internetportal da so schnell eine Rolle gespielt hat. Das klang mir eben eher nach Denunziation auf möglichst breiter Ebene, sprich Shitstorm lostreten. Für einen nicht erhaltenen Praktikumsplatz ist das unverhältnismäßig. Das Problem an Diskriminierung ist, dass sie eben oft hinterrücks & unterschwellig abläuft, man es eben wirklich nicht stichhaltig "beweisen" kann. Deshalb nützen auch die Antidiskriminierungsgesetze nicht soviel. Also, Diskriminierung ist, wenn Du nie den Praktikumsplatz kriegst, obwohl Du gut qualifiziert wärest. Klar wird dann Indien in den höchsten Tönen gelobt & keiner sagt Dir in's Gesicht, dass er/sie findet, dass Du die falsche Hautfarbe für das Praktikum hast. Im Seminar wirst Du häufig "übersehen" oder der/die Prof macht Witze auf Deine Kosten. Nie gibt's ein Lob, auch wenn Du Dir wirklich Mühe gibst. Klar, kann alles andere Ursachen haben. Vielleicht mag der/die Prof Dich einfach nicht & ist zu infantil, das zu verbergen. Vielleicht ist er/sie aber auch ein Rassist. Das Gleiche gilt für Wohnungs-, Jobsuche, Alltag. Da kann man schnell paranoid werden & überreagieren, eben weil man's nie so richtig festmachen kann. Ich mag aber diesen schwer entrüsteten Mob, der dann immer gleich Jagd auf bestimmte Leute machen will, nicht. Das sind alle Weiße, meist gut verdienend & hetero. Die sollten sich mit dem Fertigmachen zurückhalten!

          • @XYZreloaded:

            Ja, natürlich kann man auch den Screenshot einer E-Mail bearbeiten. Die andere Partei hat die Korrespondenz aber ebenfalls vorliegen, kann also sehr leicht mit einem unbearbeiteten Screenshot kontern.

             

            Die Frau spricht aber gar nicht von gefälschten Bilddateien. Sie veröffentlicht auch nicht ihrerseits die entsprechenden Mails, schon gar nicht als Screenshot.

             

            Sie behauptet lediglich, die Sätze seien "dem Kontext enthoben".

            (Und diese Verteidigungsschiene fährt nun wirklich jeder, der rassistische Sprüche von sich gibt, beginnend bei Sarrazin.)Es gibt aber schlichtweg keinen Kontext, in dem diese Positionen nicht rassistisch wären.

      • @XYZreloaded:

        OMG, was für ein Kommentar. Mit programmieren wird das wohl wenig zu tun haben. Außerdem ist es kein privates Problem der Professorin, sondern sie hat ja im Rahmen ihrer Tätigkeit an einer öffentlichen Universität gehandelt, ein öffentliches Interesse besteht also allemal insbesondere, wenn wirklich mehrere Professorinnen eine solche Politk fahren. Vorsichtiger Ausdrücken soll wohl heißen, dass es okay ist indische Männer zu diskriminieren, solange sie nicht wissen, dass sie diskriminiert werden, na danke.

         

        In ihrem Sinne: Die Frauen sollen sich nicht beschweren, wenn sie im VOrstellungsgespräch nach Kinderwunsch gefragt werden, davon kriegen sie den Job auch nicht.

        • @Kleopatros:

          Nein, das sollte man sicher ernst nehmen, aber nicht auf die Art. ich meine, ich war nicht dabei. Vielleicht ist es auch die Professorin, die jetzt versucht, sich 'rauszureden. Vielleicht sollte man so Praktikumsplätze über Gremienentscheide vergeben, wo dann eben auch gemeinsam darauf zu achten ist, dass geeignete Bewerberinnen nicht wegen ihrer Hautfarbe, Religion, sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts abgelehnt werden. Und ich meine das auch ernst, dass man in Leipzig ja durchaus auch mal ein Podium mit den Betroffenen & Antiras-Initiativen usw. machen könnte. So lange es nicht im Zerfleischen von Einzelpersonen endet sondern vernünftig darüber geredet wird, warum zB manche Bemerkungen von "weißer" Seite vielleicht "nicht so gemeint" sind, von "nicht-weißer" Seite aber nicht mehr ertragen werden können. Die Professorin könnte sich offiziell entschuldigen, dass es da zu Missverständnissen gekommen ist. Der Student müsste aber auch erklären, warum er eine breite Öffentlichkeit gesucht hat. Ich denke, dass man sich einfach Zeit für mehr Kommunikation nehmen muss, eben weil es auch oft Falschbeschuldigungen gibt, die manchmal echt lächerlich und total unglaubwürdig sind (ich nannte Beispiele), aber eben oft dazu dienen sollen, eine Person nachhaltig zu diskreditieren. Fliegt auf, dass eine Frau einen Mann sexueller Übergriffe beschuldigt hat, der wurde dann entlassen, aber es stimmte alles gar nicht, hilft man damit keineswegs Frauen, die sich tatsächlich gegen solche Übergriffe zur Wehr setzen wollen & müssen. Im Gegenteil. Ich denke, wenn man redet & versucht, eine Einigung zu finden, mit der alle leben können, baut man dem am besten vor, ohne Rassismus/Sexismus/Homophobie zu verharmlosen

    • @Ella:

      Wie kommen Sie darauf, dass die Frau die Unwahrheit sagt? Liegt Ihnen die gesamte Mail-Korrespondenz im Original vor?

      • @Ute Krakowski:

        Sie beschuldigt den Studenten die Emails verfälscht zu haben, also nicht etwa aus dem Kontext gerissen zu haben, sondern sie im Wortlaut verändert zu haben.

         

        Wäre dies der Fall, ist das tatsächlich ein starkes Stück, aber dann müsste sie sich nicht entschuldigen, was sie aber tut. Und dann würde sie auch nicht zögern die Emails tatsächlich zu veröffentlichen, was sie aber auch nicht tut.

         

        Es bleiben also die Emails, die der Student veröffentlicht hat und die Tatsache, dass sie sich dafür entschuldigt hat. Auch steht im Artikel, dass die Worte so gefallen sind, was die Pressemitteilung der Uni-Leipzig in ein komisches Licht rückt, wenn dort steht, sie habe die Mail so nicht geschrieben.

         

        Ich halte es für absolut skandalös, dass sie nicht sofort vom Dienst suspendiert wurde und auch wie der Fall in nahezu allen Medien totgeschwiegen wird, bzw. auf die dritte Seite verlagert wird.

         

        Erinnert ihr euch noch an #Aufschrei ein Medienrummel sonder gleichen, weil ein Politiker an einer Bar einen Kommentar zur Oberweite einer Journalistin machte. Hier wird ein junger Mann in seiner Karriere erheblich behindert weil er aus dem falschen Land kommt und das falsche Geschlecht hat. Die Professorin bringt klar zum Ausdruck, dass die Diskriminierung lediglich Männer trifft. Aber das Medienecho bleibt verhalten, und man liest sogar im Kommentarbereich häufig Meinungen, die dieser Frau auch noch Recht geben.

         

        Ich rate jedem sich mit den Kultusministerien in Verbindung zu setzen und eine Aufklärung verlangen, welche Professorinnen eine solche policy anwenden und diziplinarische Maßnahmen zu fordern. Ich habe das gemacht, aber auf eine Antwort warte ich noch...

        • @Kleopatros:

          Realistisch betrachtet ist der junge Mann keinesfalls erheblich in seiner Karriere behindert worden.

           

          Selbst als kleiner wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Uni hierzulande erreichen einen über den Winter verteilt ungefähr ein Dutzend Bewerbungen von Indern um ein Sommerpraktikum (wenn ich das so reflektiere was ich damals so bekommen habe, war die Frauenquote nicht vorhanden, kann aber auch am Fachbereich liegen).

           

          Die Bewerber sprechen durchgängig in salbungsvollen Worten, welche einzigartige Inspiration es wäre einige Wochen mit dem Angesprochenen arbeiten zu dürfen. Die weit gefächerten Interessen sind auch benannt, passen jedoch in der Regel nicht mal annähernd mit der eigenen Forschungsrichtung überein.

          Ein deutliches Zeichen, dass hier breit innerhalb einer Diszplin gestreut wird, ohne sich vorher zu überlegen, ob das passen könnte!

           

          Was ich an dieser Geschichte nicht verstehe: Warum hat die Professorin überhaupt so detailliert geantwortet? Unverständlich - wenn das wirklich so geschehen sein sollte.

          • @MK:

            Daran, dass das wirklich so geschehen ist, kann ja wohl kein Zweifel bestehen, wenn sogar die Universität sich zu einer Stellungnahme genötigt sieht.

            Und ob Inder ihre Bewerbungen um deutsche Praktikumsplätze "breit streuen", kann ich nicht beurteilen, finde es aber auch ziemlich irrelevant.

          • @MK:

            Realistisch betrachtet soll sicherlich heißen, dass an Deutschen Universitäten keine großartigen Karrieren aufgebaut werden :)

      • @Ute Krakowski:

        Ach, und glauben Sie auch noch an den Weihnachtsmann?

         

        Der betroffene Student hat Screenshots der fraglichen Mails veröffentlicht. Wären diese Screenshots gefälscht, was sie im Übrigen nicht sagt, hätte die Frau ihrerseits sehr einfach die echte Korrespondenz öffentlich machen können. Das hat sie aber wohlweislich unterlassen. Tja, warum wohl, wenn sie auf diese Weise die Vorwürfe kinderleicht widerlegen könnte? Und weshalb sieht sie Anlass, sich zu entschuldigen, wenn sie doch angeblich Opfer eines "Rufmordes" ist und das in diesem Fall auch nachweisen können müsste?

         

        Davon abgesehen ist der Satz: "Leider biete ich männlichen indischen Studenten keine Praktikumsplätze an" nicht erst in irgeneinem Kontext rassistisch, sondern schon für sich allein genommen. Für eine "Zusammenstückelung" zum Zwecke des "Rufmords" aus "Rache" bestünde also gar keine Notwendigkeit.

  • "Unschöne Note" nennt die taz also derart üblen Rassismus.

    • @Laurenz Kambrück:

      Es ist kein Rassismus, festzustellen, dass es in Indien eine ziemlich perverse Vergewaltigungskultur gibt. Die gibt es. So.

      Es ist dann natürlich sehr fraglich, aufgrund von uns bekannten Fällen, die vielleicht mehrere Dutzend Täter betreffen, auf über eine halbe Milliarde indische Männer zu schließen.

      Rassistisch wirds aber erst, wenn man die Neigung zur Gruppenvergewaltigung als Wesensart des Inders ("an sich") oder des Hindus darstellt. Zumindest traditionell rassistisch.

      • @LeSti:

        Wenn sie die prinzipielle Nichtvergabe von Praktikumsplätzen an männliche Inder mit bekannt gewordenen Vergewaltigungen in Indien begründet, dann impliziert sie aber genau das: dass die Neigung zu Vergewaltigungen zur Wesensart des Inders gehöre.

         

        (Und was rassistische Verallgemeinerungen betrifft, so ist es übrigens völlig egal, ob sie in traditioneller Weise, nämlich über genetische Mutmaßungen, oder modern-verdeckt, nämlich über den Begriff "Kultur", vorgenommen werden.)

      • @LeSti:

        also der Begriff Vergewaltigungskultur ist schwachsinnig, Selbst in Indien ist Vergewaltigung kein Kulturgut, sondern eine Straftat. In diesem Zusammenhang wurde auch schon häufig darauf hingewiesen, dass die ofiziellen Anzeigen von Vergewaltigung im Westen höher sind als in Indien, also wenn Vergewaltigungskultur, dann wohl eher in USA, Kanada und Europa.

         

        Und natürlich ist es eine Überschneidung von Rassismus und Misandrie wenn alle Menschen einer bestimmten Herkunft und eines bestimmten Geschlechts als höchstwahrscheinlich potenzieller Vergewaltiger eingestuft wird und ihm deshalb und nur deshalb etwas verweigert wird.

        • @Kleopatros:

          Ups, sorry, ich hatte gar nicht gesehen, dass Sie schon geantwortet haben! (Da gab es weder etwas hinzuzufügen noch etwas zu verbessern...)

  • "Über die Universitätsleitung ließ sie mitteilen, sie sei „alles andere als rassistisch und fremdenfeindlich eingestellt“. Der eigentliche Grund der Absage für das Praktikum liege darin, dass es einfach keine Plätze mehr gebe."

     

    So geht das in Sachsen nunmal...

     

    Keine Lust und/oder kein Platz für Ausländer und dann mal schnell ausrichten lassen, dass man/frau nicht rassistisch und fremdenfeindlich sei...

     

    Das erinnert doch irgendwie an Frontman Bachmann samt seinen Mit-Spaziergängern und an die die unbeholfenen sächsischen CDU-Politiker.

     

    Wenn es tatsächlich keine freien Plätze mehr gibt, muss ich doch nicht sagen, dass ich sie Indern sowieso nicht geben würde...

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Ute Krakowski:

        Wenn sie die Email so nicht geschrieben hat und sie (vom Bewerber?) zusammengebastelt wurde, wofür entschuldigt sie sich dann?

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Soll sie sich nicht entschuldigen und den Vorwurf unkommentiert im Raum stehen lassen?

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @Ute Krakowski:

            Wenn der Vorwurf im Kern nicht zutreffen sollte, und die Aussage im Zuge allegemeinen Geplänkels über zwischengeschlechtliche Problematik des Subkontinents gefallen ist, und dazu noch angeblich zusammengeflickt publiziert wurde, warum die Entschuldigung?

          • @Ute Krakowski:

            Ganz nebenbei fällt mir zumindest auf, dass die veröffentlichten Screenshots nur die Antworten der Professorin und der Uni wiedergeben. Wir wissen also nicht, was der Bewerber geschrieben hat. Kann ebenso sein, dass es um eine Frauenquote geht, bzw die Bevorzugung einer Frau in diesem Fall.

            • @Ute Krakowski:

              Sorry Ute, aber du bist auf dem Männerkönnenauchopfersein-Auge blind. Es wäre sicherlich interessant die gesamte Korrespondenz zu sehen, aber ihn störrt die offensichtliche männerfeindliche und rassistische Einstellunge der Professorin und die geht nunmal aus ihren Emails hervor, und nicht aus seinen.

               

              Es kann eben nicht sein, dass es um eine Frauenquote oder sonst was geht. Sie akzeptiert keine männlichen Inder für ihre Praktikumsplätze, und viele andere Deutsche Professorinnen auch nicht. Wie könnte hier ein Zusammenhang zu einer (sinnfreien) Frauenquote bestehen?

               

              Mich würde interessieren, warum sie sich so vehement für die Frau stark machen, mit einem gesunden Maß an Zweifel und Vorsicht hat das nicht mehr viel zu tun.

               

              Und "soll sie sich nicht entschuldigen und den Vorwurf unkommetiert im Raum stehen lassen?" Sie kann sagen, dass es ihr leid tut, das sich die Sache so hässlich entwickelt hat, aber sie hat keinen Fehler gemacht. Dann zeigt sie den Email-Verkehr, aus dem ihre unschuld hervorgeht und die Sache ist erledigt. Aber sich für eine Sache zu entschuldigen, ist ein Schuldeingeständnis. Man kann sich nicht entschuldigen und gleichzeitig sagen ich habe nichts gemacht.

        • @10236 (Profil gelöscht):

          Es ist davon auszugehen, dass die Entschuldigung die Pressestelle zusammengebastelt hat und die Professorin höchstens den Text unter Druck der Präsidentin freigeben durfte.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @MK:

            Die Professoren die ich kannte, ließen sich nicht unter Druck setzen. Auch nicht von der eigenen Uni. Und schon gar nicht, wenn sie sich im Recht wähnten (was eigentlich immer der Fall gewesen ist ;).

            • @10236 (Profil gelöscht):

              Und die Uni-Pressestellen die ich kannte haben sich auch gerne mal was selbstherrlich aus den Fingern gesogen.

  • Beck-Sickinger begründet in einer weiteren Email ihre Entscheidung, den Studenten abzulehnen:

     

    "Viele Professorinnen in Deutschland haben beschlossen, aus diesen Gründen an männliche indische Studenten keine Praktika mehr zu vergeben. Andere europäische Frauenorganisationen schließen sich derzeit an. Natürlich können wir die indische Gesellschaft nicht ändern oder beeinflussen, wir können nur hier in Europa unsere Konsequenzen ziehen."

    • @stadtlandmensch:

      Yo - finde ich gut.

  • Warum um alles in der Welt ist es bei dieser Wortwahl noch relevant in welchem Kontext die Worte gefallen sind? Die Professorin sagt ja explizit, dass sie Männer aus Indien für Vergewaltiger hält und deshalb nicht einstellt. In WELCHEM Kontext wäre das nicht rassistisch? Warum liest sich der Artikel so, als bestünde am Rassismus dieser Frau irgendein Zweifel?

    Manchmal scherze ich zynisch, dass in Deutschland alles unterhalb von "Ich mag keine Neger" nicht als rassistisch gewertet wird. Wenn in diesem Land aber offensichtlich selbst bei "Ich unterstelle ihnen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörgikeit ein Vergewaltiger zu sein" Diskussionsbedarf besteht, ist man sich aber nicht mal dabei mehr wirklich sicher.

    • @MaterialismusAlter:

      Dass da die ethnische Zugehörigkeit ausschlaggebend war ist jetzt eine Unterstellung von Ihnen. Das "Vergewaltigungsproblem" in der indischen Kultur ist Ihnen ja wohl nicht entangen, oder? Man kann das auch als Boykott eines Landes für eine bestimmte Verhaltensweise bzw. Umgang mit bestimmten Taten auffassen, ohne dass das irgendwas mit "Rasse" zu tun hat. Mit Russland machen wir das ja gerade auch, weil uns der Putin nicht passt. Und nicht etwa, weil der Russe an sich vom Wesen her ein Kriegstreiber ist.

  • Unabhängig vom Inhalt: Wieso klingt das Zitat so wirr? Liegt es am fehlenden Kontext?

     

    „Wir hören hier viel über das Vergewaltigungsproblem, was ich auf keinen Fall unterstützen kann.“

    ?

    Kann sie das viele Hören nicht unterstützen?

    Will sie keine Probleme unterstützen?

     

    „Gerade weil ich Studentinnen in meinen Kursen habe, kann ich eine derartige Einstellung nicht unterstützen.“

    ?

    Welche Einstellung?

    Die der männlichen Inder, die bekanntermaßen alle potentielle Vergewaltiger sind (Achtung: Ironische Übertreibung, kein Ernst).

    Oder die der großen Mehrheit der indischen Bevölkerung, die sich wegen der männlichen Verbrecher schämt und die Taten verurteilt?

     

    Der Kontext wäre sehr hilfreich für ein besseres Verständnis.

    • @Zeno Cosini:

      Das klingt so wirr, weil es eine Übersetzung aus dem englischen Original-Wortlaut ist, der sehr unbeholfen formuliert ist. In dem Artikel befindet sich ein Link, dort kann man das nachlesen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Maike Lala:

        Genau, diese rassistische Professorin für Bioorganische Chemie und Biochemie kann offenbar nicht mal vernünftig Englisch. Braucht man wahrscheinlich auch nicht als (Bio-)Chemikerin :-():

         

        "Dear Sir,

        unfortunately I don't accept any Indian male students for internships. We hear a lot about the rape problem in India which I cannot support. I have many female students in my group, so I think this attitude is something I cannot support."

         

        Die "attitude" kann sich bei diesem abschlägigen Schreiben unter keinen mir denkbaren Umständen auf eine zurückliegende Aussage des Bewerbers beziehen. Mit "attitude" ist also offenbar gemeint: "Inder sind Vergewaltiger, das finde ich schlecht und deshalb bekommt hier kein Inder ein Praktikum!"

         

        Wenn Dummheit stinken würde, wäre sie auch hier in 500 km Entfernung noch zu riechen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Wieso kann sich dieser Text nicht auf eine zurückliegende Aussage des Bewerbers beziehen? Gerade das "attitude" legt doch nahe, dass hier eine konkrete Forderung vorausgegangen ist, oder zumindest eine Meinungsäußerung im Zusammenhang mit der Problematik.

          Die Mails des Studenten werden aber seltsamerweise nicht veröffentlicht. Fällt da niemandem etwas auf?

    • @Zeno Cosini:

      Im Text finden Sie den Link zu den Screenshots des eMail-Verkehrs. Die Korrespondenz fand in englischer Sprache statt, die Übersetzung ist vielleicht etwas holprig. Viel mehr Kontext gibt es allerdings auch nicht.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Na hoffentlich hat sie kein Konto bei der Deutschen Bank. Oder Postbank.