Rainer Baake bittet um Entlassung: Energiewende-Architekt gibt auf
Er diente schon unter Joschka Fischer und Jürgen Trittin. Jetzt bittet Staatssekretär Rainer Baake um Entlassung – wegen der Klimapolitik der GroKo.
Baake gilt als einer der Architekten der deutschen Energiewende. Schon in den 90er-Jahren kämpfte er unter dem ersten Grünen-Minister Joschka Fischer in Hessen um den Atomausstieg und den Einstieg in erneuerbare Energien. Später diente er Bundesumweltminister Jürgen Trittin als Staatssekretär.
Anschließend gehörte er als Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und als Gründungsdirektor des Thinktanks Agora Energiewende zu den schärfsten Kritikern der schwarz-gelben Regierungspolitik, bevor ihn SPD-Chef Sigmar Gabriel in der Großen Koalition überraschend als Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium zurückholte, das inzwischen für die Energiepolitik zuständig ist.
Während Baake die schwarz-rote Energiepolitik der letzten vier Jahre – etwa den Umstieg auf Ausschreibungen bei Wind- und Solaranlagen und den starken Rückgang bei Biomasse – mitprägte und auch gegen manche Kritik von Grünen und Umweltverbänden verteidigte, will er das in der neuen GroKo nicht mehr tun. Er begründet das mit dem Koalitionsvertrag: Dieser sei „in den Bereichen Energiewende und Klimaschutz eine herbe Enttäuschung“, schreibt Baake. Deutschland werde seine Klimaziele deutlich verfehlen. „Der internationalen Glaubwürdigkeit der Energiewende wird damit großer Schaden zugefügt.“
Möglicherweise kommt Baake mit dem freiwilligen Rückzug aber auch seiner Entlassung zuvor. Gerade aus konservativen CDU-Kreisen war der Staatssekretär trotz seines stets pragmatischen Ansatzes oft heftig kritisiert worden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der vor wenigen Tagen Baakes Entlassung gefordert hatte, kommentierte die Nachricht von seinem Rückzug auf Twitter mit den Worten „Sehr gut“. Die langjährige Grünen-Politikerin Bärbel Höhn bekundete hingegen „Respekt vor seiner konsequenten Haltung“.
Was der 62-jährige Baake in Zukunft machen wird, ist noch nicht bekannt. In den Ruhestand verabschieden will er sich aber noch nicht. „Ich komme ganz sicher zurück“, teilte er der taz mit. „In welcher Funktion auch immer.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld