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Radiokonzert Rundfunk-SinfonieorchesterChor und Cowboy-Romantik

Ein Konzert des Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters von Morricones Werken zeigt, dass ihm die Kantate so nahe liegt wie der Pistolenschuss.

Ennio Moriccone 2013 in Berlin – ihm war der Abend in der Berliner Philharmonie mit dem Berliner Rundfunk-Sinfonieorchesters gewidmet Foto: Christian Schulz

Aus Berlin

Ralph Trommer

Ennio Morricone (1928–2020) war einer der großen Filmkomponisten des 20. Jahrhunderts. Mit Scores zu den Italo-Western Sergio Leones der 60er Jahre („Spiel mir das Lied vom Tod“) und vielen weiteren Kollaborationen, hat er über 500 Filmen seinen Stempel aufgedrückt, auch zu Quentin Tarantinos „The Hateful 8“ (2015).

Der Dirigent und Filmmusikspezialist Frank Strobel hat dem vielseitigen Italiener nun zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Rundfunkchor Berlin eine „sinfonische Hommage“ gewidmet, die am 3. Dezember in der Philharmonie aufgeführt wurde und einen Monat lang in der RBB-Audiothek in voller Konzertlänge nachzuhören ist. Mit sinfonischen Suiten der Scores zu „Es war einmal in America“ und „The Mission“ sind zwei der prägnantesten Werke Morricones darunter, Ersteres Gangsterepos mit einer tollen Solopanflöte von Hannah Schlubeck.

„The Mission“ über den Culture Clash zwischen spanischen Missionaren, Sklavenhändlern und Indigenen am Amazonas schöpft die Möglichkeiten des Klangkörpers voll aus. Strobel hat das Originalmanuskript Morricones herangezogen, in dem dem Chor eine Hauptrolle zukommt.

Höhepunkt des Abends ist die deutsche Erstaufführung des Chorwerks „Leere der vollen Seele“. Die „mystische Kantate“ von 2008 hat Morricone speziell für den Konzertsaal geschrieben.

Konzert

„Ennio Morricone – Sinfonische Film­musik“, Audiothek RBB

Auch dieses Werk reizt alle Kapazitäten des Orchesters aus, insbesondere das Schlagwerk ist neben dem Chor auffällig. Strobel zeigt in erneuter Zusammenarbeit mit dem RSB (unter anderem „Metropolis“ von 2010, „Chaplin in Concert“ von 2024) seine Brillanz als Score-Forscher wie als Dirigent, dessen Präzision und Temperament mitreißen. Als Zugabe spendiert er dem jubelnden Publikum mit dem Soundtrack zu „The Good, The Bad and the Ugly“ (1966) noch einen Ausritt zum Western, was die Trommelfelle aufs Beste strapaziert.

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