Radikalumbau bei der Commerzbank: Keine Kredite für Kohlegeschäfte
Aktivisten fordern vom neuen Commerzbank-Chef eine klimafreundliche Strategie. Die Kohle-Ausschlussrichtlinie des Konzerns sei zu lückenhaft.
Zwar hat die Commerzbank eine Kohle-Ausschlussrichtlinie – die gilt aber momentan und noch bis zum kommenden Jahr nur für Neukund:innen. Auch sonst ist sie nach Auffassung der Klimaschützer:innen zu lückenhaft. Sie schließt nur Unternehmen aus, die mehr als 30 Prozent ihrer Geschäfte mit Kohle machen, bei Firmen außerhalb Deutschlands liegt die Marke sogar bei 50 Prozent. Die Bank unterstützt nach wie vor die Expansion der Gas- und Ölindustrie, etwa den Öl- und Gas-Komplex Vaca Muerta in Argentinien. „Die Commerzbank muss aufhören, diejenigen mit Geld zu versorgen, die unserer Zukunft im Weg stehen“, sagte Fridays-for-Future-Aktivistin Carla Reemtsma. „Sie muss schnellstmöglich einen Ausstiegsplan aus jeglicher Kohle-, Öl- und Gasfinanzierung beschließen.“
Bei seinem ersten Auftritt auf einer Hauptversammlung der Commerzbank am Dienstag ist der neue Konzernchef Knof dieser Aufforderung nicht gefolgt. Er will die Commerzbank mit einem harten Sparprogramm zurück in die schwarzen Zahlen bringen. „Wir verschlanken in allen Bereichen unsere Strukturen und bauen Hierarchien ab“, sagte er. Dafür will er weltweit 10.000 Stellen streichen, in Deutschland fällt jeder dritte Job weg. In Deutschland soll das Filialnetz von 790 auf 450 Standorte fast halbiert werden. „Wir werden alles dafür tun, um die Commerzbank wieder leistungsfähig und nachhaltig profitabel zu machen“, kündigte Knof an.
In diesem Jahr soll das Betriebsergebnis wieder positiv sein. 2020 wies die Bank wegen Umbaukosten und der Corona-Krise einen Nettoverlust von 2,9 Milliarden Euro aus. Größter Anteilseigner der Commerzbank ist der deutsche Staat.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen