Racial Profiling im Görlitzer Park: Polizei sieht sich im Recht
SPD-Innensenatorin Spranger widerspricht dem Vorwurf, die Polizeikontrolle eines Parkläufers im Görlitzer Park sei aufgrund der Hautfarbe erfolgt.
Auch Innensenatorin Iris Spranger widersprach dem von Sow, seinem Anwalt und mehreren Zeug:innen gegenüber der taz erhobenen Vorwurf, es habe sich bei der Polizeiaktion samt anschließender Hausdurchsuchung um einen eindeutigen Fall von Racial Profiling gehandelt. Das könne sie „nicht im Raum stehen lassen“ und dafür „liegen auch keine Anhaltspunkte vor“, erklärte die SPD-Politikerin.
Vielmehr sei es so, dass bei dem Senegalesen der „begründete Verdacht auf eine Straftat“ vorliege, sagte Spranger. Konkret wird Sow der Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen, Näheres will die Polizei aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Spranger zeigte sich zufrieden: „Wir müssen bei allem immer sehr objektiv bleiben.“
Sow arbeitet seit Juli im Auftrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg als sogenannter Parkläufer in der übernutzten Grünanlage. Sein Job ist es vor allem, Konflikte zu schlichten. All das interessierte die Polizeibeamt:innen am 19. August nicht.
Slowik: Fehleinschätzung nicht ausgeschlossen
Wie Sow der taz berichtete, wurde er an jenem Montag in seiner Freizeit bei einem Snack mit einem Bekannten auf der Görlitzer-Park-Brücke über den Landwehrkanal ohne Anlass von den Polizist:innen durchsucht und dann eineinhalb Stunden mit auf dem Rücken gefesselten Händen festgehalten.
Gefunden wurden bei Sow nach eigenen Angaben: ein Handy, Schlüssel, eine Dose mit Tabak, ein kleiner – komplett legaler – Joint und 400 Euro, die er kurz zuvor in einer Bankfiliale in der Nähe abgehoben habe. Vor allem aufgrund der 400 Euro, so Sow, hätten die Beamt:innen ihn verdächtigt, mit Drogen zu dealen. Und eben aufgrund seiner Hautfarbe.
Die Ermittlungen gegen den Parkläufer würden schon zeigen, „wenn die Bewertungen so nicht zutreffend waren“, sagte jetzt Barbara Slowik. Sie könne auch nicht ausschließen, dass es hier zu einer „Fehleinschätzung“ kam und seitens Sow gar keine Straftat vorliege. „Das klären wir jetzt.“
Dem innenpolitischen Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schrader, sind die Erklärungen von Slowik und Spranger zu dünn. „Die Innensenatorin negiert das Problem und die Polizeipräsidentin hält es für ausreichend, dass gegen den Betroffenen ermittelt wird. Das ist Abwehrhaltung statt Fehlerkultur und leider bezeichnend für den Umgang mit Vorwürfen des Racial Profiling“, sagte Schrader zur taz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative