Rachel Levine im US-Kabinett: Die beste Kandidatin
In den USA ist mit Rachel Levine erstmals eine trans Frau mit in der Regierung. Die Vize-Gesundheitsministerin hat einen guten Ruf.
Wie man es auch betrachtet, Rachel Levine ist einfach eine gute Wahl: Die erfahrene Kinderärztin, die seit vier Jahren als Chefin der Gesundheitsbehörde von Pennsylvania mit allen Fragen der öffentlichen Gesundheit betraut war, ist am Mittwoch als stellvertretende US-Gesundheitsministerin vom Senat bestätigt worden. Die 63-Jährige ist damit die erste trans Person, die einen so hohen Posten in der US-Bundesregierung bekleidet. Neben den Stimmen aller 50 demokratischen Senator*innen weiß sie seit der Wahl immerhin auch zwei republikanische Senator*innen hinter sich.
Levine hat in Pennsylvania, wo sie dreimal von einem republikanisch dominierten Senat bestätigt wurde, ihre sexuelle Identität in der Gesundheitspolitik nie zu einem großen Thema gemacht. Ihre Gegner*innen taten das allerdings schon. Immer wieder war sie Beleidigungen ausgesetzt, ihr Aufstieg als Gesundheitspolitikerin erfolgte aber gegen alle Widerstände.
Ein konservativer Radiomoderator benutzte grundsätzlich das falsche Pronomen, um sie zu beschreiben, ein Stadtbediensteter reagierte im vergangenen Jahr auf ihren Aufruf zum Maskentragen mit der Bemerkung, er lasse sich von „einem Kerl mit BH“ überhaupt nichts sagen.
In der Senatsanhörung war es der erzkonservative Senator Rand Paul aus Kentucky, der versuchte, Levine zu diskreditieren. Er verglich die Operation zur Geschlechtsangleichung mit Genitalverstümmelung bei Mädchen in manchen Regionen Afrikas. Paul ätzte, ob Levine es gut fände, wenn solche Operationen an Minderjährigen vorgenommen würden. Levine, die sich in der Vergangenheit mehrfach für die Belange jugendlicher trans Personen eingesetzt hatte, reagierte gelassen und professionell: Gerne besuche sie den Senator einmal in seinem Büro und diskutiere mit ihm die komplexen Themen der Transgendermedizin, sagte sie. Andere Senatskolleg*innen regten sich da über Rand Paul mehr auf als Levine selbst.
Levine will ein Vorbild sein
Levine erzielte medizinische Abschlüsse unter anderem in Harvard und arbeitete bis 1993 in New York, bevor sie nach Pennsylvania zog. 2015 holte sie der dortige demokratische Gouverneur, Tom Wolf, in die Staatsregierung. Levine setzte sich für die Bekämpfung der Opioidplage ein, indem sie durchsetzte, dass Polizist*innen Anti-Überdosis-Medikamente dabei haben. Auch durch ihren Umgang mit Covid-19 erwarb sie sich bundesweiten Respekt.
Levine wurde 1957 in Massachusetts in eine jüdische Familie geboren. Sie selbst hat zwei Kinder und lebt geschieden.
Sie sei, erklärte Levine nach ihrer Bestätigung im Senat, bewegt, als erste trans Person auf so einer Position zu dienen. Jungen trans Personen versprach sie, sich für sie einzusetzen: „Ich kann nicht versprechen, dass die Angriffe sofort aufhören werden. Aber ich kann euch sagen, dass es in Amerika und in der Regierung einen Platz für euch gibt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen