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RAF-Fahndung in BerlinEx-RAFler nicht unter Verhafteten

Bei einem Großeinsatz in der Hauptstadt verhaftet die Polizei zwei Männer. Doch die gesuchten früheren RAF-Terroristen Garweg und Staub gehen ihr nicht ins Netz.

Fahndung am frühen Sonntagmorgen: Die Polizei sucht die flüchtigen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg Foto: Paul Zinken/d

Berlin afp/dpa | Die deutlich intensivierte Suche nach den früheren RAF-Mitglieder Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub ist trotz eines Großeinsatzes am Sonntag in Berlin zunächst weiter erfolglos geblieben. Garweg und Staub seien nicht unter den Festgenommenen des Großeinsatzes, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA). Es seien zwar mehrere Menschen vorläufig festgenommen worden. „Die beiden sind vermutlich nicht dabei.“

Demnach dienten die Festnahmen ausschließlich Maßnahmen der Identitätsfeststellung. Es sei nicht um konkrete Tatvorwürfe gegangen.

Die Berliner Polizei, das LKA und das Bundeskriminalamt beendeten ihre mehrstündigen Durchsuchungen in dem Gelände im Stadtteil Friedrichshain. Abschließend sollten nur noch einzelnen Spurensicherungen durchgeführt werden, sagte die LKA-Sprecherin.

Garweg und Staub sollen zusammen mit der vergangenen Montag festgenommenen mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette bewaffnete Raubüberfälle begangen haben, um ihr über 30 Jahre andauerndes Leben im Untergrund zu finanzieren. Das Trio wird der dritten Generation der linksextremistischen RAF zugerechnet.

Einsatz im Morgengrauen

Bei der Festnahme am Sonntagmorgen seien von Einsatzkräften Schüsse abgegeben worden, sagte eine LKA- Sprecherin. Verletzte habe es nicht gegeben. Eine andere Sprecherin des LKA Niedersachsen sagte, „in Zusammenhang mit einer Türöffnung“ seien Schusswaffengeräusche zu hören gewesen.

Staub (69) und Garweg (55) waren wie Klette (65) vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der dritten Generation der früheren linksextremistischen Terrororganisation an. Ihnen wird auch einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle zur Last gelegt, teils unter dem Einsatz von Schusswaffen und einer Panzerfaust.

Nach Beobachtung eines dpa-Reporters wurden bei dem Einsatz im Berliner Stadtteil Friedrichshain mehrere Personen von Polizeibeamten weggebracht – möglicherweise zur Identitätsfeststellung. Das LKA Niedersachsen bestätigte der dpa am Morgen zwei Festnahmen. Weitere dpa-Reporter berichteten von einem Spezialeinsatzkommando und einem gepanzerten Fahrzeug vor Ort. Auch ein Polizeihund wurde eingesetzt.

Der Einsatz begann nach Angaben der LKA-Sprecherin gegen 7.30 Uhr an einem Gewerbegebiet am Markgrafendamm/Ecke Persiusstraße. Beteiligt waren auch das Bundeskriminalamt und die Berliner Polizei. Weitere Details nannte die Sprecherin zunächst nicht. Insgesamt waren nach Angaben eines Sprechers der Berliner Polizei 130 Kräfte im Einsatz.

Auf dem Gelände in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz gibt es Werkstätten und viele Bauwagen. Die Bauwagen sind mit Graffiti besprüht. Auf Wänden und Transparenten stehen Sprüche gegen Gentrifizierung und für Klimaschutz.

Die RAF war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord in Deutschland. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. In der aktiven Terror-Zeit von Staub und Garweg wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt.

Klette, Staub und Garweg wurden beziehungsweise werden darüber hinaus wegen einer Reihe späterer Geldtransport-Überfälle gesucht. Die drei sollen zwischen 1999 und 2016 Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verübt haben. Ihnen wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil bei Überfällen geschossen wurde. Zudem bestehen Haftbefehle wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen.

Das BKA hatte die Bevölkerung am Freitag um Unterstützung bei der Suche nach Staub und Garweg gebeten. „Nach Festnahme in Berlin Fahndung nach 2 mutmaßlichen ehemaligen Terroristen der RAF“, schrieb das BKA auf X (früher Twitter). BKA und LKA Niedersachsen „bitten um Mithilfe“. Die Männer könnten sich auch in Berlin aufhalten, vermutete das LKA Niedersachsen. Trotz vorheriger Waffenfunde bei Klette bestehe für Berlin aber „keine konkrete Gefährdungslage“. Am Samstag veröffentlichte das LKA sehr detailierte aktuelle Fotos von Garweg.

Unklar war, ob das Trio bis zu Klettes Festnahme zusammen war. Wahrscheinlich sei eher, dass alle ihr eigenes Leben lebten und für Straftaten zusammengekommen seien, sagte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Verden zuletzt.

Auf den Fahndungsseiten von BKA, Europol und LKA fanden sich auch am Sonntagvormittag umfangreiche Informationen zu Staub und Garweg. Das BKA betont: „Die Ermittlungsbehörden wenden sich gezielt auch an die Familien der Beschuldigten, deren Freundeskreis und ehemalige RAF-Unterstützer.“ Hinweise könnten vertraulich über ein geschütztes Internetsystem abgegeben werden.

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8 Kommentare

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  • Sich mit RAF-Leuten zu solidarisieren und ihnen zu helfen ist kein linker Ansatz und war es noch nie gewesen.



    1991 wurde ein Angriff auf einen Reisebus jüdischer Auswanderer aus Russland verübt. Die Detonation beschädigte das Polizeifahrzeug davor.



    Die RAF wollte damit deren Ansiedlung in palästinen. Gebieten verhindern.



    Durch Mord.



    Und für alles gibt es immer auch andere Wege, die nicht militaristisch sind.



    Im übrigen möchte ich an Ingrid Strobl und ihre Bücher erinnern, die vor kurzem gestorben ist. siehe Nachruf auf taz.de/Nachruf-auf...d-Strobl/!5989987/



    Die (Springer-)Medien feiern jetzt diese Festnahmen wie ein Coup, weil die Welt voller Krisen ist, und die Regierung völlig überfordert scheint mit den ständigen Kriegsangriffen aus Ost und Süd.

  • "Ihnen wird dabei auch versuchter Mord vorgeworfen, weil bei Überfällen geschossen wurde."

    Bei dieser Verhaftung wurden ja auch Schüsse abgegeben und ich gehe bei der Beschreibung mit dem Panzerwagen und dem SEK und den aufgebrochenen Türen durchaus von einem mit Überfällen vergleichbaren Geschehen aus. Müssen sich die beteiligten Beamt*innen jetzt Sorgen machen, dass ihnen auch versuchter Mord vorgeworfen wird?

    • @Mit Keas Sachen kaputtmachen:

      ...da kommen etwas Erinnerungen an Böll's " Die verlorene Ehre der Katharina Blum " hoch...

  • An der Stelle muss man auch mal festhalten, dass hier jetzt nach meiner Zählung 4 Menschen unbegründet festgenommen wurden und man ihnen dabei (zumindest teilweise) Waffen unter die Nase gehalten hat. Und das hat für diese Menschen sicher psychische Folgen.

    Der Staat ist gerade wieder am Freidrehen und das muss definitiv härter kritisiert werden.

    • @Piratenpunk:

      ...ich versuche zu verstehen was sie sagen wollen, ich gebe aber auch zu bedenken, wer von uns möchte in Überfälle, von Ex- Terroristen/innen - die nach Auflösung der RAF seit den 90er Jahren zu " Beschaffungs Kriminellen " mutiert sind, involviert werden....

      • @Alex_der_Wunderer:

        Mir geht's um die Kollateralschäden, die die Polizei dabei anrichtet. Und die sind für Betroffene nicht unbedingt unerheblich.

        • @Piratenpunk:

          👍

  • "... über ein geschütztes Internetsystem abgegeben werden."

    Wenn die es so gut können wie ihre Kolleg*innen bei der Luftwaffe...