Querelen in der AfD-Fraktion: Erste Klatsche für Gauland und Weidel
Die AfD-Fraktion lässt einen Kandidaten ihrer Vorsitzenden durchfallen. Und die abtrünnige Petry plant vielleicht schon eine neue Partei.
Frohnmaier, 26, gilt als Höcke-Fan und Russlandversteher. In Reden und auf Twitter haut er gerne harte Sprüche raus („Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet.“). Sein Jurastudium hat er nicht abgeschlossen, bislang war er Weidels Mitarbeiter. Viele, hört man aus der Fraktion, fanden ihn für den Posten nicht qualifiziert. Manche deuten die Niederlage als Kritik an Weidel. Und manchen war Frohnmaier dann doch zu weit rechts.
Zuvor war mit Bernd Baumann, bislang Landes- und Fraktionschef der AfD in Hamburg, bereits ein Gauland-Mann zum ersten Parlamentarischen Geschäftsführer gewählt worden. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich ein einflussreicher Job: das Management des parlamentarischen Alltagsgeschäfts.
In der Fraktion nahm umgehend das Geraune darüber, ob es nicht doch noch weitere Überläufer zur abtrünnigen Frauke Petry geben könnte, zu. Diese Gerüchte wurden am Mittwoch durch die Vermutung angeheizt, Petry wolle eine neue Partei gründen. Petry bestätigte, die Internetadresse „dieblauen.de“ angemeldet zu haben. Eine Partei stecke aber nicht dahinter, sagte sie am Rande einer Sitzung des sächsischen Landtags. Es sei noch zu früh, mehr Details zu verraten: „Mehr möchte ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht darüber sagen.“
Nur wenige folgen Petry
Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell, bislang Partei- und Fraktionschef in Nordrhein-Westfalen, hatten am Dienstag angekündigt, ihre Ämter niederzulegen und aus der AfD auszutreten. Ihre Parlamentsmandate wollen sie aber behalten. Petry hatte den Austritt mit einer „Radikalisierung“ der Partei begründet. Bislang waren ihr nur wenige gefolgt.
Pretzell heizte am Mittwoch ebenfalls Gerüchte über die Gründung einer neuen Partei an. Im ZDF sagte er, es gebe „derzeit keine Partei, die in der Lage wäre, politische Veränderungen in Deutschland durchzusetzen“. „Und wenn es keine gibt, dann muss man … ja, lassen Sie sich mal überraschen, was wir so vorhaben“, antwortete er auf die Frage, ob die Gründung einer neuen Partei geplant sei.
In Berlin wählte unterdessen die AfD-Bundestagsfraktion Jürgen Braun aus Baden-Württemberg, den viele Abgeordnete zuvor gar nicht kannten, zum zweiten Parlamentarischen Geschäftsführer. Nicht durchsetzen konnte sich dann ein weiterer Lautsprecher von rechtsaußen: der Höcke-Vertraute Stephan Brandner.
Michael Espendiller aus Nordrhein-Westfalen und Hansjörg Müller aus Bayern werden dritter und vierter parlamentarischer Geschäftsführer.
Als Kandidaten für die Wahl des Bundestagsvizepräsidenten will die AfD den ehemaligen Frankfurter Stadtkämmerer Albrecht Glaser ins Rennen schicken. Er war bereits Kandidat für die Wahl zum Bundespräsidenten. Damals hatte ihn Parteichefin Petry nominiert. Die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden sollen Anfang Oktober gewählt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Deutsche und das syrische Regime
In der Tiefe