„Querdenken“-Demonstrationen: Keine Maske, dafür Hitlergruß
Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Samstag in Dresden gegen die Coronamaßnahmen. Größere Proteste gab es auch in Karlsruhe und Braunschweig.
Die Veranstalter*innen hatten für die Versammlung 1.000 Menschen angemeldet. Deshalb stand zeitweilig im Raum, dass die Demo wegen Überfüllung aufgelöst werden sollte. Ordner*innen bemühten sich, die Menge zu entzerren und die Menschen auf angrenzende Flächen zu verteilen. Viele Teilnehmer*innen trugen keine Mund-Nasen-Bedeckung.
Anstatt einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, der bei Kundgebungen in der Dresdner Innenstadt vorgeschrieben ist, hätten mehrere Hundert Menschen Atteste oder Bescheinigungen für eine Befreiung der Maskenpflicht vorgezeigt, teilte die Polizei am Samstagabend mit. Ob diese Bescheide authentisch seien, hätten die Einsatzkräfte vor Ort nicht klären können. Es seien von der Polizei mehrere Anzeigen wegen des Verdachts der Urkundenfälschung gefertigt worden. Zudem sei der Veranstalter der Demonstration mehrfach auf die Verstöße der Auflagen hingewiesen worden, hieß es.
Gegen zwei Redner und einen 31 Jahre alten Teilnehmer der Kundgebung in Dresden wird wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, wie die Polizei weiter mitteilte. Sie stehen im Verdacht, den Hitlergruß gezeigt zu haben. Das habe die Auswertung des Videomaterials ergeben.
Versammlung in Karlsruhe stand kurz vor Auflösung
In Karlsruhe versammelten sich am Samstag rund 900 Menschen bei einer Querdenken-Demonstration gegen die Coronamaßnahmen. Da die Teilnehmer*innen sich nicht an die vorgeschriebenen Abstandsregeln hielten, hätten Polizei und Ordnungsamt mehrfach darauf hinweisen müssen, sagte ein Sprecher der Polizei am Samstag. Die Veranstaltung habe deshalb kurz vor der Auflösung gestanden.
Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte die Auflage eines Maskengebots für die Querdenken-Demo nach einer Beschwerde der Organisatorin aufgehoben und stattdessen ein Abstandsgebot zur Auflage gemacht. In Braunschweig demonstrierten in der Spitze 750 Menschen, in Darmstadt waren knapp 300 gekommen. Die Düsseldorfer Polizei zählte rund 100 selbst ernannte „Coronarebellen“.
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