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Putin und Erdoğan in MoskauZusammenarbeit im Syrienkrieg

Die Präsidenten Russlands und der Türkei treffen sich. Der Krieg in Syrien ist ihr Hauptthema – eine enge Zusammenarbeit ist vereinbart.

Treffen im Kreml Foto: reuters

Moskau ap | Russlands Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdoğan arbeiten eigenen Angaben zufolge aktiv an einer Lösung für den Syrien-Krieg. Das erklärte beide zum Auftakt ihrer Gespräche am Freitag in Moskau. Nur wenige hätten erwartet, dass beide Länder so effizient und eng zusammenarbeiten würden, sagte Putin.

Moskau und Ankara hatten im Dezember eine Waffenruhe ausgehandelt, die die Kämpfe zwischen den syrischen Regierungstruppen und der Opposition deutliche reduzierte. Zudem brachten sie Friedensgespräche zwischen Assads Regierung und der Opposition abseits der von den UN vermittelten Verhandlungen auf den Weg. Die dritte Runde dieser Gespräche soll kommende Woche stattfinden.

Zwar unterstützen beide Länder unterschiedliche Konfliktparteien in dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg in Syrien, denn Moskau steht an der Seite von Präsident Baschar al-Assad, während die Türkei seine Feinde unterstützt. Doch die allgemein wieder verbesserten Beziehungen zwischen beiden Ländern führten auch zu einer immer engeren Zusammenarbeit im Syrien-Konflikt. Dort koordinieren sie unter anderem auch ihre Einsätze gegen die Terrormiliz Islamischer Staat.

Zu Wochenbeginn waren die Militärchefs der beiden Länder mit ihrem US-Kollegen zusammengetroffen, um sich im türkischen Antalya bei ihren Militäroperationen besser abzustimmen und gegenseitiges Misstrauen abzubauen. Alle drei Länder unterstützen unterschiedliche Gruppen, die alle im Kampf um die Rückeroberung von Al-Rakka, der De-facto-Hauptstadt des IS, beteiligt sind.

Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges an der türkisch-syrischen Grenze im November 2015 hatte die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara zeitweise stark belastet. Eine Entschuldigung von Erdoğan 2016 half aber, das Verhältnis wieder zu verbessern.

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5 Kommentare

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  • Möglich. Aufgrund der verschiedenen Interessen und Kriegsziele von Russland und der Türkei würde es am Ende, wie im Nachkriegs-Deutschland, auf eine staatliche Teilung Syriens entlang dieser Linie hinauslaufen. Allah, habe Erbarmen mit den Syrern!

    • @Pfanni:

      Mit Allah hat das nichts zu tun. Und besser als eine Fortdauer des Krieges ist es alle Mal. Ansonsten ändert sich nicht viel, weil die Interessen der Syrer bis jetzt ja auch niemanden interessiert haben.

  • Im Prinzip handeln Russland und Türkei derzeit in Syrien zutiefst vorbildlichts:

     

    1.) Durch Diplomatischen Austausch Kompromisse erarbeiten (die Interesser sind schließlich großteilig gegensätzlich)

     

    2.) Den Bürgerkrieg ausgehend von den gefundenen Kompromissen eindämmen.

     

    3.) Firedenverhandlungen untersützen, mutmaßlich durch Druch auf beide Seiten ebenso Kompromisse zu machen.

     

    4.) Kräfte Bündeln und Koordinieren zum die Bekämpfung des IS voranzutreiben.

     

    Wir im Sinne von "der Westen" hat das in 5 Jahren nicht hinbekommen.

     

    Wir haben Waffen an "Rebellen un Terroristen" geliefert und mit der letztlich aussichtslosen Forderung "zuerst muss Assad zurücktreten" Fridensverhandlungen erschwert.

     

    Quellen: http://derstandard.at/2000029328805/Bulgarische-Nahrung-fuer-den-Krieg-in-Syrien

    https://en.wikipedia.org/wiki/Kofi_Annan_Syrian_peace_plan

  • Mir ist schleierhaft, wie es ein gemeinsames Vorgehen im Syrienkrieg geben kann, wenn nicht mal Einigkeit über den (oder die) gemeinsamen Gegner besteht. Natürlich könnte es einen Formelkompromiss geben, der dann auch mit überschwänglichen Worten gefeiert wird. Das böse Erwachen käme aber spätestens auf dem Schlachtfeld, wenn sich Türken und Russen plötzlich gegenüberstehen.

    • @Pfanni:

      Das ist simpel. Man zieht eine Linie auf der Landkarte, die die gegenseitigen Interessensphären abgrenzt. Das wird seit Jahrhunderten so gemacht. Z.Z. ist nur noch nicht klar, wo die Linie genau verlaufen wird.