Purzelchen bei Union Berlin: Fans wollen mehr als Bratwurst

Tradition wird bei Union Berlin groß geschrieben – auch beim Essen. Mit einer Petition setzen sich Fans für ihre liebgewonnene Leibspeise ein.

Nahaufnahme von Quarkbällchen

Weil es auf dem Platz schon um die Wurst geht, wollen Union-Fans wenigstens kulinarisch Abwechslung Foto: imago images/Martin Wagner

BERLIN taz | Spieler und Fans stürmen auf den Platz, jubeln, fallen sich in die Arme. Jahrelang arbeitete Union Berlin auf den Aufstieg hin. Im nervenaufreibenden Relegationsspiel gegen den VfB Stuttgart hat es endlich geklappt – zum ersten Mal in der Geschichte. Die Duelle in der obersten Fußballliga dürften nicht weniger spannend werden. Schon am ersten Spieltag geht es gegen das Top-Team von RB Leipzig. Da wird es sicher einige geben, die sich in der Halbzeitpause mit Nervennahrung beruhigen müssen.

In der Alten Försterei, dem Stadion von Union Berlin, gibt es eine ganz besondere Köstlichkeit: Purzelchen. Das sind süße Teigbällchen, die in Fett ausgebacken werden. Ein Fan hat bei Twitter geschrieben, die Purzelchen seien der Grund, warum sein Kind mit ins Stadion kommt. Doch die „leckeren Bällchen zum Naschen“, wie sie der Verkäufer nennt, werden nicht mit in die erste Liga aufsteigen, weil dem Betreiber der zwei Purzelchen-Imbisswagen gekündigt wurde.

Als Union im Mai gegen Magdeburg gespielt hat, hing ein herzförmiges Schild an einem Wagen: „Team Purzelchen bedankt sich für 10 Jahre Treue“. Noch am selben Tag haben Fans eine Petition gestartet. Rund 1.900 Unterstützende setzen sich dafür ein, dass die Purzelchen bleiben. Ihnen geht es vor allem um Tradition. Die Purzelchen seien ein Alleinstellungsmerkmal und eine „tolle Leckerei“, um die der Verein von Gästen oft beneidet werde.

In wenigen Tagen ist die Unterschriftensammlung beendet. Dass die Petition etwas ändert, ist unwahrscheinlich. Beim Betrieb der Wagen sei es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten gekommen, hieß es im Mai vonseiten des Vereins gegenüber der B. Z. „Wir finden es schade, aber wir verstehen es“, sei deshalb die Haltung der meisten Fans, sagt Union-Anhänger Olaf Forner. Er arbeitet unter anderem am Programmheft mit, die neuen Hefte fährt er im Union-Bus ins Stadion.

„Die Purzelchen haben alle gerne gegessen“

Oft stand Forner mit dem Bus – einem historischen Feuerwehrfahrzeug – direkt gegenüber vom Purzelchen-Wagen. „Die Purzelchen haben alle gerne gegessen“, erzählt er. Auch Kuchen habe es gegeben und zwar „alles vegan“. Der Stand sei so beliebt gewesen, „weil es halt etwas anderes ist als Bratwurst und Bier“, so Stefanie Fiebrig. An Spieltagen ist sie meist als Fotografin im Stadion und schreibt für einen Union-Fanblog.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Sie sieht die Sache ähnlich wie Olaf Forner. Es sei zwar schade, dass die Purzelchen gehen müssen; was die Vereinstradition angeht, gebe es aber wichtigere Dinge. Zum Beispiel, dass es mehr Steh- als Sitzplätze gibt und die Preise stabil bleiben.

„Eine kleinere Kleinigkeit kann es eigentlich kaum geben“, sagt auch Union-Sprecher Christian Arbeit. Man sei „im Guten auseinandergegangen“ und der Verein habe sogar das Rezept für die Purzelchen bekommen. Die Teigbällchen sollen in der kommenden Saison wieder angeboten werden, von einem neuen Betreiber.

Die Purzelchen lassen sich mit unserem inoffiziellen Rezept übrigens leicht selber machen. Dazu verrührt man 250 g (veganen) Quark, 300 g Mehl, 100 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Backpulver, 40 ml (Soja-)Milch und 40 ml Sprudelwasser zu einem Teig und lässt ihn 10 Minuten ruhen. Danach formt man kleine Kugeln und frittiert sie 3–4 Minuten lang in heißem Öl. Die warmen Bällchen können mit Zimt, Zucker oder Marmelade serviert werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.