Prügel-Affäre in Frankreich: Immer neue Vorfälle
Die Misstrauensanträge in Frankreichs Parlament im Zuge der Affäre um Macrons gewalttätigen Mitarbeiter scheitern. Doch es gibt neue Details.
Den Abstimmungen ging eine hitzige Debatte voraus. Doch mehr Klarheit über die Rolle des Leibwächters des Präsidenten, Alexandre Benalla, und die Gründe für seinen erstaunlich raschen Aufstiegs haben die Abgeordneten nicht bekommen. Die Affäre um den inzwischen entlassenen Benalla schlägt in Frankreich hohe Wellen. Er ist auf einem Video dabei zu sehen, wie er am 1. Mai Demonstranten schlägt; deswegen laufen gegen ihn Justizermittlungen. Dennoch hoffte die Staatsführung, dass mit diesem Votum und dem Beginn der parlamentarischen Sommerpause ein Schlussstrich unter die sogenannte Benalla-Affäre gezogen werde.
Dafür aber bleiben zu viele Fragen offen, und neue kommen fast täglich hinzu. Die französischen Medien haben nämlich nun Schwachstellen in der Verteidigung von Benallas Arbeitgebern im Élysée-Palast offengelegt und bei der Befragung in den parlamentarischen Untersuchungsausschüssen eine Reihe von Widersprüchen entdeckt. Damit ist für eine Fortsetzung während der kommenden Wochen gesorgt.
Die Justiz war aufgrund von Medienberichten bereits veranlasst, ein zweites Untersuchungsverfahren gegen Benalla und seinen Kumpel Vincent Crase, einen Angestellten der Regierungspartei LREM, einzuleiten. Auf Videos, die die Tageszeitung Libération veröffentlichte, wurden die beiden identifiziert, wie sie am 1. Mai in einem weiteren Fall einen jungen Mann festnehmen und abführen. Erneut angezweifelt wird auch Benallas angebliche „Suspendierung“ während 14 Tagen in der ersten Mai-Hälfte. Der junge Mann hatte am Ende dieser Frist zwei Mal seinen Ausweis verwendet, der ihm einen unbeschränkten Zugang zur Nationalversammlung gewährte.
Kein Einzelfall
Womöglich noch gravierender aber ist eine vermeintliche Nebensache, die wegen der Benalla-Affäre aufgefallen ist: Macrons Mitarbeiter hatten illegal über Benalla von einem Polizeiverantwortlichen die Aufnahmen der städtischen Überwachungskameras erhalten. Die Bilder waren mehr als zwei Monate alt. Laut Gesetz müssten sie aber innerhalb von 30 Tagen gelöscht werden, falls nicht die Justiz ihre Auswertung für ein Verfahren beantragt.
Doch wie Le Canard enchaîné enthüllt, war dies keineswegs ein bedauernswerter Einzelfall. Die Pariser Polizei speichert und benutzt dem Bericht zufolge die Aufnahmen von rund 36.000 Kameras fast systematisch für ihre eigenen Zwecke ohne jegliche Kontrolle oder Information der Aufsichtsbehörden. Die Benalla-Affäre ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs.
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