Prozessbeginn in Kiel: Waffenbauer vor Gericht
Fünf Mitarbeiter des Waffenherstellers Sig Sauer sollen von illegalen Waffenlieferungen nach Kolumbien gewusst haben.
Dorthin hätten die Waffen, die den Recherchen der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ zufolge im schleswig-holsteinischen Stammsitz produziert wurden, nie gelangen dürften. Kolumbien ist Bürgerkriegsland und seit 1993 dürfen deutsche Rüstungsunternehmen das Land nicht mehr beliefern.
Doch die Handfeuerwaffen kursieren in Kolumbien. Sie wurden an das US-Tochterunternehmen und von dort weiter nach Kolumbien geliefert. Genau das hätte aber nicht passieren dürfen, denn Sig Sauer hatte die Exporterlaubnis nur mit der Auflage erhalten, dass die Waffen in den USA bleiben. Nun müssen die Richter in Kiel klären, ob die Lieferung nach Kolumbien über den Umweg USA Vorsatz war oder nicht.
Den Fall ins Rollen gebracht haben Jürgen Grässlin und Paul Russmann von „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“, die 2014 Anzeigen gegen Mitarbeiter von Sig Sauer erstattet haben. Damals wurde auch in Kolumbien berichtet, wo nach wie vor Krieg herrscht. Die linke ELN-Guerilla sowie zahlreiche paramilitärische Organisationen sind aktiv und die Zahl gezielter Morde an Menschenrechtsaktivisten hat seit 2016 stark zugenommen. Dabei könnten auch Produkte von Sig Sauer zum Einsatz gekommen sein, die in Kolumbien recht populär sind. Historische Fotos vom von der Polizei erschossenen Drogenzar Pablo Escobar zeigen eine Sig Sauer neben seiner Leiche.
Sollte die Wirtschaftsstrafkammer des Kieler Landgerichts den Sig-Sauer-Mitarbeitern im Dienstag startenden Prozess nachweisen, dass sie von der illegalen Weitergabe der Pistolen gewusst haben, drohen ihnen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. Obendrein könnte es teuer werden, denn die Staatsanwaltschaft hat eine Gewinnabschöpfung über zwölf Millionen Euro gegen die Waffenschmiede aus Eckernförde beantragt.
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