Proteste wegen Richterin Barrett: Wut in Washington
Tausende Frauen zogen vor den Supreme Court in Washington, D.C. Sie zeigten ihre Ablehnung der Trump-Kandidatin Amy Coney Barrett.
Weitere Märsche – den OrganisatorInnen zufolge gab es insgesamt 440 Aufrufe – waren am Wochenende in allen 50 US-Bundesstaaten geplant. Viele DemonstrantInnen in Washington sagten, sie seien wütend, weil Trumps Republikaner bereit seien, Barrett kurz vor der Präsidentenwahl am 3. November in den Kreis der höchsten US-Richter zu wählen. Der Aufruf zu den Kundgebungen ist mit der Aufforderung verbunden, zur Wahl zu gehen und damit Trump aus dem Weißen Haus zu vertreiben.
Hingewiesen wurde darauf, dass die Republikaner Trumps demokratischem Vorgänger Barack Obama sechs Monate vor der Wahl 2016 die Nominierung eines Kandidaten für den Supreme Court verweigert hatten. Damals hieß es, nicht Obama, sondern erst sein Nachfolger solle über die Personalie bestimmen.
„Wir sind in der Tat stark, und die anderen haben Angst“, sagte Sonja Spoo, eine der OrganisatorInnen des Protestmarsches. Die Republikaner seien kurz vor dem K. o., sagte sie mit Blick auf aktuelle Umfragen, die den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden deutlich in Führung sehen.
Emotionale Wortgefechte
Vor dem Supreme Court kam es laut einem Bericht der Washington Post zu heftigen und emotionalen Wortgefechten der DemonstrantInnen mit AbtreibungsgegnerInnen, die auf Plakaten Bilder von abgetriebenen Föten hochstreckten. „Bleibt mit euren Gesetzen weg von meinem Körper“, riefen die Barrett-GegnerInnen.
Barrett, die während ihrer Anhörung konkrete Aussagen zu präsidialen Vollmachten, Abtreibung, Klimawandel und der von Obama eingeführten Gesundheitsversorgung vermieden hat, muss vom Senat bestätigt werden. Dort haben die Republikaner im Gegensatz zum Repräsentantenhaus eine Mehrheit.
Mit einer raschen Bestätigung der Juristin können die Republikaner sie noch vor der Präsidentenwahl ins Amt bringen. Nach dem Willen von Trump und den Republikanern soll sie die verstorbene liberale Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg ersetzen. Mit ihr wären die konservativen Richter am Supreme Court mit sechs zu drei Stimmen in der Mehrheit, möglicherweise auf Jahrzehnte hinaus.
Einige DemonstrantInnen trugen schwarze Kleidung mit weißem Spitzenkragen, ganz wie es Ruth Bader Ginsburg zu ihrem Markenzeichen gemacht hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Innereuropäische Datenverbindung
Sabotageverdacht bei Kabelbruch in der Ostsee
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom