Proteste in den USA: Millionen fahren Donald Trump in die Parade
In Washington lässt der US-Präsident das Militär paradieren – im Rest des Landes demonstrieren so viele wie nie gegen Trumps Autoritarismus: „No Kings!“

Loren, roter Hut und ein Kleid in den Nationalfarben, ist aus Pennsylvania zu Trumps Parada gekommen. „Ich bin hier, um unserem Militär und unserem Land meinen Respekt zu zollen“, sagt sie. In den Händen hielt sie eine US-Flagge und ein Plakat mit den Worten, „Make Love, Not War“.
Viele andere Besucher der Parade finden ähnliche Worte. Es gehe um das Militär und weniger um die politischen Ereignisse des Tages, erklärt Army-Veteran Chad Sangster, der mit seiner kleinen Tochter aus New York angereist ist. Maga-Hüte und andere Trump-Merchandise-Artikel waren trotzdem zahlreich zu sehen.
Die Parade endet mit einem Feuerwerk und einer kurzen Rede des Präsidenten. „Amerikas Feinde haben immer wieder erfahren: Wenn Sie das amerikanische Volk bedrohen, werden unsere Soldaten Sie verfolgen. Ihre Niederlage wird gewiss sein, Ihr Untergang wird endgültig sein, und Ihr Untergang wird total und vollständig sein“, sagt Trump. Die Paradenbesucher stimmen zum Schluss auch noch ein Geburtstagsständchen an und singen „Happy Birthday“ für den Präsidenten.
Im November 2024 gewann Donald J. Trump zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl in den USA und amtiert seit Januar 2025 als 47. Präsident. Er treibt den Umbau öffentlicher Einrichtungen und einen Kurswechsel in der Außenpolitik voran.
Fünf Millionen zum „No Kings Day“ auf den Straßen
Auch wenn es vor dem Sicherheitsbereich zu vereinzelten kleinen Protesten kam, blieb die US-Hauptstadt an diesem Wochenende Trump-Gebiet. Anders sah im Rest des Landes aus. In rund 2.100 Städten demonstrierten nach Schätzungen insgesamt etwa fünf Millionen Menschen gegen Trump und dessen Regierung. Die meisten der Proteste waren Teil der „No Kings“-Bewegung, die sich vor allem gegen Trumps autoritären Führungs- und Regierungsstil ausspricht.
In Philadelphia gingen mehr als 100.000 Menschen auf die Straße. In Chicago waren es 75.000 und sogar in der Gemeinde Pentland im US-Bundesstaat Michigan nahmen 400 Menschen an den Protesten teil. Pentland hat nur 800 Einwohner.
Laut Organisatoren war es die größte eintägige Anti-Trump-Protestwelle seit dem Beginn seiner zweiten Amtszeit. Auch wenn es bei den meisten der Proteste zu keinen besonderen Vorkommnissen kam, setzten die Einsatzkräfte in Los Angeles und Atlanta Tränengas ein, um die Menge aufzulösen.
In der Kleinstadt Culpeper in Virginia wurde eine Person verletzt, nachdem ein SUV-Fahrer laut Polizeiangaben absichtlich in eine Menge von Demonstranten gefahren war, die gerade eine Veranstaltung verließen.
Kleinere Proteste in Washington
Der Zwiespalt zwischen einer Militärparade in Washington und Massendemonstrationen im Rest des Landes ist spätestens seit den Ausschreitungen von Los Angeles, die vor etwas mehr als einer Woche begannen, noch pikanter. In der Metropole an der Westküste kam es zu Protesten und vereinzelten Ausschreitungen, nachdem die Einwanderungsbehörde ICE großangelegte Razzien und Verhaftungen von Migranten durchgeführt hatte, um Trumps Ziel der „größten Abschiebeaktion der US-Geschichte“ näher zu kommen. Trump entsandte daraufhin die Nationalgarde und das Militär nach Los Angeles.
Obwohl es in Washington am Samstag keinen offiziellen „No Kings“-Protest gab, fanden sich auch hier im Norden der Stadt hunderte Menschen zu einer Kundgebung ein. Eine davon war Sara Steffans, die als Clown-King verkleidet versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wie sie selbst erklärte. Doch eigentlich ist ihr nicht zum Lachen zumute.
„Jede Woche fühlt sich fast schlimmer an als die Woche zuvor. Dieser Präsident und diese Regierung halten sich nicht an die Verfassung, und das gefährdet unsere Demokratie. Wenn wir nicht aufstehen und uns dagegen wehren, dann verlieren wir unsere fundamentalen Rechte in Amerika“, sagte Steffans.
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