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Proteste in den USAMillionen fahren Donald Trump in die Parade

In Washington lässt der US-Präsident das Militär paradieren – im Rest des Landes demonstrieren so viele wie nie gegen Trumps Autoritarismus: „No Kings!“

Protestkundgebung am Samstag in New York: „Sieh keine Verbrechen, höre keine Wahrheit, sprich keine Fakten aus!“ Foto: IMAGO/Thomas Hengge

Washington taz | Während in über 2.000 US-Städten und Gemeinden am Samstag Menschen auf die Straßen, um gegen US-Präsident Donald Trump und dessen Politik zu protestieren, feierte Trump selbst mit einer Militärparade in der US-Hauptstadt seinen 79. Geburtstag. Auch wenn die Parade offiziell zu Ehren des 250-jährigen Bestehens der US Army veranstaltet wurde – für viele war es ein weiteres Anzeichen für Trumps Streben nach autoritärer Herrschaft.

Loren, roter Hut und ein Kleid in den Nationalfarben, ist aus Pennsylvania zu Trumps Parada gekommen. „Ich bin hier, um unserem Militär und unserem Land meinen Respekt zu zollen“, sagt sie. In den Händen hielt sie eine US-Flagge und ein Plakat mit den Worten, „Make Love, Not War“.

Viele andere Besucher der Parade finden ähnliche Worte. Es gehe um das Militär und ­weniger um die politischen Ereignisse des Tages, erklärt Army-Veteran Chad Sangster, der mit seiner kleinen Tochter aus New York angereist ist. Maga-Hüte und andere Trump-­Merchandise-Artikel waren trotzdem zahlreich zu sehen.

Die Parade endet mit einem Feuerwerk und einer kurzen Rede des Präsidenten. „Amerikas Feinde haben immer wieder erfahren: Wenn Sie das amerikanische Volk bedrohen, werden unsere Soldaten Sie verfolgen. Ihre Niederlage wird gewiss sein, Ihr Untergang wird end­gültig sein, und Ihr Untergang wird total und vollständig sein“, sagt Trump. Die Paraden­besucher stimmen zum Schluss auch noch ein Geburtstagsständchen an und singen „Happy Birthday“ für den Präsidenten.

Die USA unter Trump

Im November 2024 gewann Donald J. Trump zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl in den USA und amtiert seit Januar 2025 als 47. Präsident. Er treibt den Umbau öffentlicher Einrichtungen und einen Kurswechsel in der Außenpolitik voran.

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Fünf Millionen zum „No Kings Day“ auf den Straßen

Auch wenn es vor dem Sicherheitsbereich zu vereinzelten kleinen Protesten kam, blieb die US-Hauptstadt an diesem Wochenende Trump-Gebiet. Anders sah im Rest des Landes aus. In rund 2.100 Städten demonstrierten nach Schätzungen insgesamt etwa fünf Millionen Menschen gegen Trump und dessen Regierung. Die meisten der Proteste waren Teil der „No Kings“-Bewegung, die sich vor allem gegen Trumps autoritären Führungs- und Regierungsstil ausspricht.

In Philadelphia gingen mehr als 100.000 Menschen auf die Straße. In Chicago waren es 75.000 und sogar in der Gemeinde Pentland im US-Bundesstaat Michigan nahmen 400 Menschen an den Protesten teil. Pentland hat nur 800 Einwohner.

Laut Organisatoren war es die größte eintägige Anti-Trump-Protestwelle seit dem Beginn seiner zweiten Amtszeit. Auch wenn es bei den meisten der Proteste zu keinen besonderen Vorkommnissen kam, setzten die Einsatzkräfte in Los Angeles und Atlanta Tränengas ein, um die Menge aufzulösen.

In der Kleinstadt Culpeper in Virginia wurde eine Person verletzt, nachdem ein SUV-Fahrer laut Polizeiangaben absichtlich in eine Menge von Demonstranten gefahren war, die gerade eine Veranstaltung verließen.

In Pentland, Michigan, demonstrieren 400 der 800 Einwohner gegen Trump

Kleinere Proteste in Washington

Der Zwiespalt zwischen einer Militärparade in Washington und Massendemonstrationen im Rest des Landes ist spätestens seit den Ausschreitungen von Los Angeles, die vor etwas mehr als einer Woche begannen, noch pikanter. In der Metropole an der Westküste kam es zu Protesten und vereinzelten Ausschreitungen, nachdem die Einwanderungsbehörde ICE großangelegte Razzien und Verhaftungen von Migranten durchgeführt hatte, um Trumps Ziel der „größten Abschiebe­aktion der US-Geschichte“ näher zu kommen. Trump entsandte daraufhin die Nationalgarde und das Militär nach Los Angeles.

Obwohl es in Washington am Samstag keinen offiziellen „No Kings“-Protest gab, fanden sich auch hier im Norden der Stadt hunderte Menschen zu einer Kundgebung ein. Eine davon war Sara Steffans, die als Clown-King verkleidet versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wie sie selbst erklärte. Doch eigentlich ist ihr nicht zum Lachen zumute.

„Jede Woche fühlt sich fast schlimmer an als die Woche zuvor. Dieser Präsident und diese Regierung halten sich nicht an die Verfassung, und das gefährdet unsere Demokratie. Wenn wir nicht aufstehen und uns dagegen wehren, dann verlieren wir unsere fundamentalen Rechte in Amerika“, sagte Steffans.

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8 Kommentare

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  • "No Kings"?

    Die Amerikaner sehen sich ja immer noch gerne als anti-koloniale Widerständler bzw. postkoloniale Speerspitze, aber das aktuelle Problem ist nicht monarchisch, sondern (*schmerz*) demokratisch legitimiert.

    Soll heißen: Es gibt gewählte Abgeordnete, Institutionen, Gerichte, Senat und Kongress, wo Angehörige ALLER Parteien und polit. Schattierungen die von der Verfassung legitimierte Möglichkeit haben, "nein" zu sagen.

    Nichts gegen demonstrierende Schauspieler, aber die Nicht-Beachtung demokratisch möglicher Partizipation wird die Schwäche der aktuellen politischen Opposition nicht mindern. Die ist ein strukturelles Problem.

    Ich wünsche allen, das die demokratische Partizipation ernst und wahrgenommen wird, statt sich in aufmerksamkeitsheischenden Gesten zu erschöpfen.

    • @Amadeo:

      Aufmerksamkeit zu heischen, oder anders gesagt, sich friedlich zu versammeln, um für die eigenen Positionen zu werben, IST Teil der demokratischen Partizipation. Das kann den Weg durch die Institutionen nicht ersetzen, aber gerade weil aktuell die Institutionen selbst gefährdet oder sogar schon unterwandert sind, ist es absolut legitim, auch auf den Straßen ein politisches Zeichen zu setzen!

  • Vorsicht Satire:

    ....also, was King Donald I als Militärparade aufgefahren hat ist im Vergleich zu Nordkorea, Russland und Frankreich nahezu erbärmlich. Hab da deutlich mehr erwartet. Gähn.....

    Harr Harr Harr...

  • 5 Mio. Menschen von ca. 347 Mio. Einwohnern - das ist hoffentlich nur der Anfang eines breiten Widerstands gegen den Möchtegern-Diktator im Weißen Haus und seine Clique.

  • No Kings!



    Gutes Plakat, guter Slogan!



    Der Termin ist allerdings unglücklich gewählt, da die Parade die Gegentrump Demos relativiert.



    Dennoch ist es erfreulich, dass demokratische AmerikanerInnen aus der Schockstarre erwacht sind.



    Ich hoffe, dass Amerika sich weiter gegen seine eigene Abschaffung wehren wird.

  • Make love, not war. Auf zur Militärparade!

  • In einem neu veröffentlichten Video ist Trump zu sehen und zu hören - offenbar hat er gedacht, dass die Kameras nicht mehr liefen - wie er folgendes sagt (frei übersetzt):



    "Das Oberhaupt von Nordkorea hat sein Volk richtig im Griff. Wenn er irgendwo erscheint, dann stehen sie in Reih und Glied und jubeln ihm zu. Ich möchte, dass mein Volk mir ebenso gehorcht." Ist ja auch nicht das erste Mal, dass er diverse Diktatoren lobt, aber das hat schon eine ganz andere Qualität. Ich nehme an, dass Trump glaubt, niemand würde ihm noch nennenswerten Widerstand entgegensetzen. Die Massenproteste gestern haben das Gegenteil bewiesen und sein miespetriges Gesicht während der Militärparade - die schlecht besucht worden war, unabhängig vom schlechten Wetter - spricht Bände!

  • Man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung nicht in einen veritablen Bürgerkrieg ausartet. Der Trump Junta ist es zuzutrauen, dass sie die Situation noch weiter und ganz gezielt eskaliert, erste Anzeichen sind in Californien zu sehen. Es wird auch maßgeblich von der Courage abhängen, die die militärische Führung aufbringt um sich Befehlen zu verweigern.