Proteste in Myanmar: Mit Ostereiern gegen die Junta
Aktivisten verteilten Ostereier mit politischen Botschaften. Der Papst solidarisiert sich mit der Protestbewegung. Heiko Maas warnt vor einem Bürgerkrieg.

In den Onlinediensten veröffentlichten Nutzer Ostereier mit dem Konterfei der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Auch Eier mit Aufschriften wie „Demokratie“ oder „Rettet unser Volk“ wurden verteilt.
Seit dem Militärputsch am 1. Februar gehen die Sicherheitskräfte in Myanmar mit großer Brutalität gegen pro-demokratische Demonstranten vor. In der Stadt Pyinmana nahe der Hauptstadt Naypyidaw eröffneten Sicherheitskräfte am Sonntag das Feuer auf die Protestierenden. „Ein Mann in der Menge wurde getroffen und getötet. Ein anderer wurde ebenfalls erschossen“, berichtete ein Bewohner.
Auch in einer kleinen Stadt im nördlichen Bundesstaat Kachin wurde ein 30-jähriger Demonstrant laut einem Augenzeugen erschossen. „Sie haben am Straßenrand auf ihn geschossen. Er wurde verletzt und starb später. Heute Morgen um sechs Uhr haben sie seine Leiche weggebracht“, berichtete der Augenzeuge. Auch am Samstag waren in den Städten Bago und Monywa vier Protest-Teilnehmer getötet worden.
Internationale Kritik wächst
Die myanmarische Menschenrechtsgruppe AAPP beziffert die Zahl der seit Beginn der Proteste von Polizisten oder Soldaten getöteten Demonstranten auf 557. Mindestens 2658 Zivilisten befinden sich demnach im Gewahrsam der Behörden. Die myanmarischen Behörden stellten am Wochenende auch Haftbefehle für 60 Prominente aus, von denen die meisten jedoch untergetaucht sind.
International wächst wegen der anhaltenden Gewalt der Junta die Angst vor einem Bürgerkrieg in dem südostasiatischen Land. „Die Militärs haben Myanmar innerhalb weniger Wochen an den Rand einer Katastrophe getrieben“, sagte Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Online-Artikel vom Sonntag.
„Alle Akteure“ müssten jetzt „den Druck auf das Regime erhöhen, damit es endlich auf die Gesprächsangebote der Partner im Staatenbund Asean eingeht“, forderte der Bundesaußenminister. Niemand in der Region könne ein Interesse daran haben, „dass Myanmar im Bürgerkrieg versinkt – auch diejenigen nicht, denen es nicht um die Rettung der Demokratie geht“.
Unterstützung vom Papst und Wirtschaft
Papst Franziskus äußerte in seiner Osterbotschaft im Petersdom am Sonntag seine Unterstützung für die Menschen in Myanmar, „die sich für die Demokratie starkmachen und sich friedlich Gehör verschaffen“.
Während der Druck auf Unternehmen wächst, sich aus Protest gegen die Gewalt gegen friedliche Demonstranten aus Myanmar zurückzuziehen, erklärte der französische Ölriese Total, er werde seine Gasproduktion in dem Land nicht stoppen. Geschäftsführer Patrick Pouyanne sagte dem „Journal du Dimanche“, Total habe eine Verpflichtung für die Menschen in Myanmar.
„Kann ein Unternehmen wie Total entscheiden, die elektrische Versorgung für Millionen Menschen zu beenden – und damit den Betrieb von Krankenhäusern und Firmen zu unterbrechen?“, fragte Pouyanne. Er sei „empört“ über die Unterdrückung der Zivilgesellschaft in Myanmar, betonte der Total-Chef. Er sei jedoch nicht bereit, „zum Schaden unserer lokalen Beschäftigten“ und der myanmarischen Bevölkerung zu handeln, die bereits jetzt „so sehr leidet“.
Zuvor hatte die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF ihre Aktivitäten in Myanmar gestoppt. Im März hatten auch die italienische Modemarke Benetton und der schwedische Bekleidungskonzern H&M erklärt, vorerst keine Aufträge mehr in Myanmar zu vergeben.
Zehn myanmarische Rebellengruppen berieten sich am Wochenende per Online-Konferenz über die politische Krise im Land. In einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung forderten sie ein Ende des Blutvergießens und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die insgesamt rund 20 bewaffneten Gruppierungen kontrollieren große Teile des Landes.
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