Thunberg und Merkel in New York: Genervt von Small Talk und Selfies
Intermezzo beim UN-Klimagipfel: Ihre kurze Begegnung im letzten Jahr mit Angela Merkel hat Greta Thunberg offenbar eher gestresst als beeindruckt.

Das Gespräch am Rande des UN-Klimagipfels Foto: dpa
Es war – neben den Worten „How dare you“, die seitdem zum Standardrepertoire jeder Klimademo gehören – wohl die Szene, die in Deutschland die größte Aufmerksamkeit fand, als die Vereinten Nationen im vergangenen September zum Klimagipfel luden: Angela Merkel und Greta Thunberg im trauten Gespräch.
Regierungssprecher Steffen Seibert veröffentlichte das angeblich spontan entstandene Bild auf Twitter, Fotoagenturen verbreiteten es weiter, viele Medien druckten es – auch die taz (Schlagzeile der Printausgabe: „Aktivistin trifft Passivistin“).
Doch wie das Treffen zustande gekommen war und worüber die beiden ungleichen Frauen gesprochen haben, darüber konnte nur gemutmaßt werden – bis jetzt: Denn nun hat die schwedische Klimaaktivistin im Time-Magazine eine Art Tagebuch ihre USA-Reise veröffentlicht – und in dem sehr lesenswerten Text auch kurz die Begegnung mit der Bundeskanzlerin erwähnt. Und zwar als eine von vielen Personen, die, während sie sich eigentlich auf ihre unmittelbar bevorstehende große Rede vor der UN-Vollversammlung vorbereiten wollte, „Small Talk und Selfies machen“ wollten.
Über den Sinn solcher Fotos sagt sie sarkastisch: „Ich denke, es hilft ihnen, nachts besser zu schlafen.“ Vom Gespräch berichtet Thunberg lediglich, dass Merkel ihr gratuliert und immerhin noch nachgefragt habe, ob sie das Foto vom Treffen in den sozialen Medien verbreiten dürfe.
Leser*innenkommentare
Co-Bold
jetzt mal realistisch betrachtet: Merkel kennt alle Argumente von Greta ja durchaus auch, "Sachzwänge" verhindern leider das stringente Handeln zum Wohle zukünftiger Generationen, das wird Greta nicht ändern können
sie muss imho nicht Merkel überzeugen sondern einen möglichst großen Teil der Öffentlichkeit, damit Druck auf die Politik ausgeübt wird
Markus Michaelis
Das sieht Thunberg wohl realistisch. Greta und FFF werden gelobt, man schmückt sich, man versucht es in die eigenen Ziele einzubinden. Aber ein Interesse an einem Gedankenaustausch besteht wohl eher nicht - möglicherweise auch auf beiden Seiten, weil man nicht glaubt, dass der andere echtes Interesse oder etwas Interessantes zu erzählen hat (zu den Dingen, die einen selber interessieren).
05838 (Profil gelöscht)
Gast
Es war also ein PR Termin für Angie.
Matthias
@05838 (Profil gelöscht) Vielleicht sogar für beide?
boidsen
@05838 (Profil gelöscht) Was sonst? Hätte Merkel echtes Interesse an einem echten Austausch mit Thunberg, würde sie niemand daran hindern können, sie zu sich nach Hause einzuladen. Und Greta würde kommen, mit Sicherheit. Denn sie hat genug Ahnung von der Weltpoltik, dass sie weiß, welchen enormen Einfluss Merkel auf die Regierungschefs der Welt hat. Zumindest auf die, die wirklich wichtig sind...