Proteste am Schnäppchen-Tag: Blockaden und Streiks bei Amazon
Pünktlich zum „Black Friday“ protestieren Gewerkschaften und Klimaschützer in vielen Ländern gegen Amazon. Es geht um Steuervermeidung und Tarifflucht.
Verdi erwarte, dass sich rund 2.500 Beschäftigte an den Ausständen beteiligten, sagte eine Sprecherin. Diese seien Bestandteil eines internationalen Aktionstages gegen Amazon, bei dem Gewerkschaften mit Blick auf den Konzern gegen Steuervermeidung und Tariflosigkeit protestierten.
Auch in Frankreich rief die Gewerkschaft CGT zu Protesten auf. In Großbritannien blockierten Klima-Aktivisten der Organisation Extinction Rebellion mehrere Verteilzentren. Der „Black Friday“ ist mit seinen Sonderangeboten für den Online-Handel einer der umsatzstärksten Tage des Jahres.
Verdi zufolge beteiligten sich an Protesten unter dem Motto „Make Amazon Pay“ Beschäftigte unter anderem auch in den USA, Bangladesch, Spanien, Indien, Frankreich, Italien und Großbritannien.
„Schluss mit Steuervermeidung und Tariflosigkeit“
„Es muss Schluss sein mit Steuervermeidung und Tariflosigkeit“, sagte der bei Verdi für den Einzelhandel zuständige Fachgruppenleiter Orhan Akman. Verdi liegt bereits seit Jahren mit dem US-Konzern im Clinch, die Gewerkschaft fordert von Amazon eine Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie einen Tarifvertrag für Gute und Gesunde Arbeit. „Milliardengewinne und Dumpinglöhne sind zwei Seiten ein und derselben Medaille bei Amazon“, sagte Akman.
Amazon in Deutschland erklärte, man biete exzellente Bezahlung in einer sicheren, modernen Arbeitsumgebung. Der Konzern habe im Sommer die Löhne für die Mitarbeiter in der Logistik in Deutschland erhöht. Jeder Beschäftigte verdiene umgerechnet mindestens 12 Euro brutto pro Stunde plus Extras. Zudem hieß es, Amazon sehe keine Auswirkungen auf die Kunden durch die Arbeitsniederlegungen.
In Großbritannien protestierten Umwelt-Aktivisten vor 13 Amazon-Verteilzentren. Amazon und vergleichbare Konzerne förderten blinden Konsum auf Kosten der Umwelt, kritisierte Extinction Rebellion.
Zufahrt zum Depot gesperrt
Im ost-englischen Tilbury etwa sperrten Aktivisten die Zufahrt zu Amazon-Depot. Extinction Rebellion blockierte zudem auch ein Verteilzentrum im hessischen Bad Hersfeld. Zwei Aktivisten hängten sich dort der Organisation zufolge in Bambusgerüste, Polizei und Feuerwehr versuchten, diese zu räumen.
Der „Black Friday“ stehe für eine „Wegwerf- und Konsumkultur, die auch dadurch unterstützt wird, dass der wirtschaftliche Fokus nicht auf Allgemeinwohl und der Zukunftsfähigkeit der Erde liegt, sondern auf dem Gewinn einzelner großer Unternehmen, erklärte die Organisation. Amazon betonte indes, der Konzern nehme seine Verantwortung für das Klima sehr ernst und wolle unter anderem bis 2040 CO2-neutral sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin