„Projektionsbericht“ der Bundesregierung: Unsere Klimapolitik tut weh
Deutschland wird auch mit den bis August beschlossenen Maßnahmen seine selbst gesteckten hohen Klimaziele nicht erreichen.
Und der aktuelle Bericht, vom Umweltbundesamt beauftragt und von unabhängigen WissenschaftlerInnen zusammengestellt, zeigt: Deutschland wird auch mit den Maßnahmen, die bis August 2020 verkündet worden sind, seine selbst gesteckten hohen Klimaziele nicht erreichen. Dabei sind da schon das Klimapaket von 2019 und die grünen Coronahilfen aus dem letzten Jahr enthalten.
Bis 2030 werden demnach die CO2-Emissionen nicht um 65 Prozent gegenüber 1990 zurückgehen, wie offiziell geplant, sondern nur um 49 bis 51 Prozent, je nachdem, wie teuer die Zertifikate im EU-Emissionshandel werden. Für 2035 stehen minus 77 Prozent im Klimaschutzgesetz, aber wir sind laut Bericht auf einem Kurs zu höchstens 60 Prozent. Und für 2040, fünf Jahre bevor wir bei netto null sein müssen, stehen da nicht minus 88 wie im Gesetz, sondern nur 67 Prozent.
Regierung leugnet Probleme
Auch bei den anderen Kennziffern sind wir nicht auf Kurs, melden wir an die EU: 2030 fehlen 10 Gigawatt an Leistung bei Windanlagen an Land, 5 GW auf See und immerhin 50 GW – fast so viel wie Sonnenstrom-Kapazität heute insgesamt in Deutschland steht – an installierter Solarstromleistung. Auch sonst tut es ziemlich weh, diese Zukunftsbeschreibung zu lesen: Statt der 2030 nötigen 14 Millionen Elektroautos sieht der Projektionsbericht nur gut 8 Millionen. Und statt der 6 Millionen Wärmepumpen in deutschen Kellern, die 2030 unsere Häuser ökologisch heizen sollen, stehen die Signale für die Experten bisher nur auf 880.000 dieser Anlagen.
Wenn der Schmerz zu groß wird, kann man das Problem leugnen: Am Ende der Zusammenfassung steht im Projektionsbericht: „Die Bundesregierung macht sich die Ergebnisse der vorgelegten Szenarien für die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland nicht zu eigen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin