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Prognose für Beschäftigte in DeutschlandRente von weniger als 1.500 Euro

Etwa 9,3 Millionen Menschen in Deutschland werden eine Rente von weniger als 1.500 Euro im Monat beziehen. Das zeigt eine aktuelle Recherche.

Jahrelang zuverlässig arbeiten – und dann im Alter trotzdem an der Armutsgrenze landen? Foto: Stephanie Pilick/dpa

Berlin epd | Von den derzeit rund 22 Millionen sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten in Deutschland werden einem Medienbericht zufolge nach jetzigem Stand etwa 9,3 Millionen im Alter eine Rente von weniger als 1.500 Euro beziehen.

Wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland unter Berufung auf Erhebungen des Bundesarbeitsministeriums berichtet, müssen die Betreffenden, um auf diese Altersbezüge zu kommen, aktuell bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden 45 Jahre lang gearbeitet und rechnerisch einen Stundenlohn von 20,78 Euro erreicht haben. Das entspreche einem Bruttomonatslohn von 3.602 Euro.

Dem Bericht zufolge ist für eine künftige monatliche Rente in Höhe von 1.200 Euro derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 16,62 Euro bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden über 45 Jahre nötig. Zwar soll der Mindestlohn zum 1. Januar 2024 von 12 auf 12,41 Euro steigen, aber seine Empfängerinnen und Empfänger sind auch danach noch entfernt von den 16,62 Euro, die nötig sind, um eine Rente von 1.200 Euro zu erreichen.

„Der aktuelle Mindestlohn und die geplanten Erhöhungen der Bundesregierung führen auch nach 45 Jahren Maloche in die Altersarmut“, sagte der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, auf dessen parlamentarische Anfrage die Angaben aus dem Arbeitsministerium zurückgehen, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Das sei „zynisch und respektlos gegenüber Millionen Beschäftigten“.

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6 Kommentare

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  • Wenn der Staat wenigstens den sozialen Wohnungsbau massiv ausgebaut hätte und dadurch das Angebot an günstigen Wohnungen in der Rente existieren würde, kann man auch mit kleinerer Rente leben. Aber hier haben wir die Kombination aus steigenden Lebenshaltungskosten und sinkender Rente. Vor allem betrifft das 42%!!! aller RV Zahler, oder anders gesagt fast die Hälfte...

  • Dieses Rentensystem basiert darauf, dass die Beschäftigten durch eine Zusatzversicherung (Riester, Rürup etc.) die 'Lücke' ausgleichen.

    Die 'Lücke' gehört(e) eben zum Programm von SPD und Grünen (1998-2005), die ein deutlich niedrigeres Rentenniveau vereinbarten, aber zunächste behaupteten, es ließe sich einfach ausgleichen.

    Inzwischen ist deutlich geworden, dass viele Arbeitnehmer nicht durch Zusatzrentensystem etwas ausgleichen, viele können gar nichts ausgleichen. Dazu kommt noch, dass Mieten und Preise für Wohnen fast überall sehr stark angezogen haben. Viele Rentner werden am Ende noch umziehen müssen, was auch mit Kosten verbunden sein wird.

    Meiner Meinung nach muss die Regierung hier etwas unternehmen, zum einen ist Riester eher ein Programm für die Finanzdienstleister, weniger für die Arbeitnehmer, zum anderen steigen die Löhne viel zu niedrig. Im Öffentlichen Dienst wird trotz immenser Inflation 2022 und 2023 keine Tabellenerhöhung gemacht, das wird dann bei der Rente irgendwann sich bemerkbar machen, weil keine höheren Beiträge gezahlt werden.

    Die Regierung hat m.M. viel zu wenig bedacht, welche Wechselwirkungen bei so einer starken Absenkung des Rentenniveaus passieren.

    Die hier hochgerechneten Rentner könnten im Alter verarmen.



    Sie könnten alt, arm und krank sein - weil die Politik das so wollte.



    Und bislang würde nur die Linke das überhaupt stärker verändern.



    SPD, FDP und Grüne werde mit hoher Wahrscheinlichkeit hieran nichts ändern.

    Dabei gehört Riester geschrottet. Auch viele Betriebsrenten sind so gering, dass sie kaum für einen oder zwei Einkäufe beim Discounter reichen werden. Und oftmals müssten die Arbeitnehmer mit 18 oder 20 in einen Betrieb eintreten und bis 67 durcharbeiten, damit ein Effekt da ist. Das ist meistens sehr unrealistisch.

    • @Andreas_2020:

      "Dieses Rentensystem basiert darauf, dass die Beschäftigten durch eine Zusatzversicherung (Riester, Rürup etc.) die 'Lücke' ausgleichen."

      -----

      Nicht nur das. Die Lücke soll ausgeglichen und die staatlichen Rentenzahlungen durch Verrechnung abgemindert werden. Wurde bisher zwar nicht offen geäußert, aber einzelne SPD-Abgeordnete spielen bereits solche Szenarien durch, wenn es um die Frage der Finanzierung der Rente in der Zukunft geht. Und wenn man sich die Situation betrachtet wird in naher Zukunft eine andere Möglichkeit gar nicht mehr vorhanden sein. Wer jetzt in priv. Rentenversicherungen einzahlt ist der Dumme, weil er sein Geld im Prinzip verbrennt und nicht für Dinge zurücklegt, von denen er profitieren kann, wenn er noch in seiner Lebensblüte steht. Und er ist in Jahrzehnten der Dumme, weil irgendwann der Punkt kommen wird wo der Staat zur Rettung des Sozialstaats an die Rententöpfe ran muss. Und dementsprechend auch an die privaten Rentenvorsorgen der Bürger.

      Summa summarum: Private Renten lohnen sich nicht. Lieber das Geld für die nahe Zukunft sparen und verkonsumieren oder am Staat vorbei für die nächste Generation aufheben.

  • Im verlinkten Artikel des RND wird auch wieder nur an den Auswüchsen gewerkelt und nicht das Problem an der Wurzel gepackt.

    Ein einzelner großer Topf, wo alle Berufsstände einzahlen. Keiner Sonderlocken für x Berufsstände, inklusive Beamte, kein Davonschleichen mehr. Und deckelt den maximalen Monatsbeitrag. Damit lassen sich die gröbsten Probleme beseitigen.

  • Was heisst hier Prognose.



    Das ist heute schon Realität für viele.

  • Bei der Berechnung fehlen: Angerechnete Kindererziehungszeiten, Ausbildungszeiten, Zivildienst, Hinterbliebenenrente, private Altersvorsorge, sowie Mieteinnahmen, Dividenden und Geld vom Partner.