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Prognose des WirtschaftsministeriumsStromverbrauch wird stark steigen

Eine Analyse für das Wirtschaftsministerium zeigt: Der Stromverbrauch wird bis 2030 deutlich steigen. Das liegt vor allem an der E-Mobilität.

Mehr Stromverbrauch heißt auch mehr Stromleitungen Foto: Norbert Neetz/imago

Berlin dpa | In Deutschland steigt der Stromverbrauch bis 2030 nach einer detaillierten Analyse im Auftrag des Wirtschaftsministeriums deutlich an. Demnach wird der Bruttostromverbrauch im Jahr 2030 auf 658 Terawattstunden geschätzt. Das sind rund elf Prozent mehr als im Jahr 2018, wie aus der am Dienstag vom geschäftsführenden Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgelegten Analyse hervorgeht.

Im Juni hatte Altmaier angekündigt, den Stromverbrauch 2030 neu berechnen zu lassen. Branchenverbände hatten schon lange vorhergesagt, 2030 werde viel mehr Strom benötigt als bisher von der Regierung angenommen. Die neue Berechnung sei nötig geworden auch durch höhere Klimaziele auf EU-Ebene und in Deutschland, hatte Altmaier gesagt.

Die Analyse basiert auf Szenariorechnungen des Instituts Prognos. Damit wurden erste Berechnungen von Mitte Juli präzisiert. Damals kam das Institut zum Ergebnis, dass der Stromverbrauch 2030 zwischen 645 und 665 Terawattstunden liegt.

Sie kommt mitten in den Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP. Der zusätzliche Strom soll wegen der Bemühungen für mehr Klimaschutz vor allem aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Dafür sind mehr Wind- und Solaranlagen notwendig; bei deren Ausbau gibt es aber derzeit viele Hemmnisse.

Haupttreiber für den Anstieg des Stromverbrauchs sind laut Analyse ein steigender Anteil der E-Mobilität und von elektrischen Wärmepumpen in Gebäuden – sowie die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff und die Produktion von Batterien. Eine steigende Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch aufgrund des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle dämpften den Anstieg des Stromverbrauchs.

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14 Kommentare

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  • "Aber wir werden auch mehr produzieren, wenn wir wollen, nämlich einfach über Solaranlagen."



    Ja. Im Sommer. Und damit betreiben wir dann die Wärmepumpenheizungen und E-Autos im Winter?



    Sorry, sooo einfach geht's nicht.

  • Ich habe ja nach wie vor den Verdacht, dass der kompromisslose Umstieg auf E.Mobilität ein Ergebnis erfolgreichen Stromkonzernlobbyismus ist.

    • @Grummelpummel:

      Nö. Autokonzernlobbyismus. E-Autos werden (a) mit Null Emissionen angerechnet, dürfen also soviel Energie verschwenden wie der Akku hergibt. Und (b) drücken sie den Flottenverbrauch, so dass auch die dicksten Verbrenner wieder möglich werden. Echtes win-win-Szenarium.

      • @sollndas:

        Die (deutsche) Autoindustrie kann man wohl kaum als eigenständigen Treiber der E-Mobilität bezeichnen. Die hinkt eher hinterher, auch weil sie sehr damit beschäftigt war, die EU-Vorgaben zu Emissionen zu gegenlobbyieren.



        Dazu wird sie ja noch getrieben von ausländischen Märkten (China) und den Mitbewerbern, die schon deutlich weiter sind/waren.



        Den vollständigen Ausstieg aus den Verbrennern wollte sie schon gar nicht. Klar können die vieles schön rechnen mit Hybriden und den inzwischen verfügbaren Vollstromern, aber das war ganz sicher nicht das Ziel, sondern ist ein Mitnahmeeffekt.

  • Natürlich werden wir mehr Strom verbrauchen - ist ja schliesslich auch die intelligenteste Energieform.

    Aber wir werden auch mehr produzieren, wenn wir wollen, nämlich einfach über Solaranlagen. Nahezu jeder E-Fahrer, der die Möglichkeit hat, wird sich Solar installieren, denn erst dann spart man so richtig was im Gesamtkonzept.

    • @Mitch Miller:

      BTW: wer ein Haus hat und eine Wärmepumpenheizung installiert, ist doppelt blöd, wenn er/sie das nicht mit einer Solaranlage und Speicher kombiniert.

      Denn wer das tut ist nicht nur ökologisch, sondern kann auch rechnen. Und wer rechnet, kommt ganz schnell auf diese Lösung.

      • @Mitch Miller:

        "Und wer rechnet...",



        kommt ganz schnell darauf, dass diese Lösung unbezahlbar ist.



        Wenn ich eine mindestens erforderliche Speicherkapazität von 1000 kWh und die preisgünstigste Speichervariante (Bleiakku Typ OPzS) zu Grunde lege, komme ich auf 150.000 bis 200.000 Teuro allein für den Akku. Bei LiFePO4 auf das fünffache.



        Kleiner Tip: Solarthermie und Wärmespeicher ist weitaus günstiger. Im Eigenheim nur schwer zu realisieren, für Nahwärmenetze aber gut geeignet.

  • Sogar der Eigenverbrauch der neuen digitalen Stromzähler ist höher als der der alten elektromagnetischen. Dafür ermöglichen die neuen Zähler die Überwachung von Lebensgewohnheiten. Man kann damit sicherlich auch leicht feststellen, ob sich in einer Wohnung Menschen zu ungewöhnlichen Tageszeiten aufhalten.

    • @Toto Barig:

      Dieses Wissen ist aber für sich genommen wertlos. Die Stromanbieter sollten diese Daten an Google, Facebook, und andere wertvolle Anbieter wichtiger gesellschaftlicher Dienstleistungen wie personalisierter Werbung verkaufen. Dann könnte vielleicht sogar der Strompreis gleich bleiben.



      Allen wäre geholfen, die Welt wäre ein Stück besser. >:D

      Achso und Ihr Argument, der Stromzähler verbrauche mehr Energie, berücksichtigt nicht den Gewinn an Unterhaltung und Machtgefühl, wenn Mann in seinen sterilen Keller (Digtales Hauskontrollzentrum) gehen kann und dort an einem lustig blinkenden Kasten ein oder zwei Knöpfe drücken darf.

  • Über solche Binsenweisheiten kann ich nur den Kopf schütteln.

    Ich stelle mal die steile wissenschaftliche These auf, dass im nächsten Sommer deutlich weniger Heizenergie verbraucht werden wird wie jetzt grade.

    So. Komm ich jetzt im Fernsehen ?



    Oder wenigstens in die Zeitung ?



    Oder retweetet das wenigstens jemand ?

  • Tada.



    Wer hätte das gedacht? Viele, nur das BuWi bis vor Kurzem nicht.



    Mit Effizienzsteigerungen man den stetig steigenden Bedarf nicht auffangen.

    Früher hat man eine Glühbirne gehabt. Jetzt hat man 10 LED Spots, weil die sind so soviel effizienter in der Lichtausbeute. Macht zusammen mit der "smarten" Steuerung mehr Verbrauch als früher.

    Die Bundesregierung hat sich als Ziel eine Reduktion des Stromverbrauchs gesetzt - was nicht nachzuvollziehen ist, wenn man den Ersatz von fossilen Energien für Fortbewegung und Heizung einberechnet.

    • @fly:

      "Die Bundesregierung hat sich als Ziel eine Reduktion des Stromverbrauchs gesetzt." Hat sie das? Wäre wieder nur ein Zeichen für die absolute Realitätsverweigung dieser Institution.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    30 Sekunden googeln offenbar den kompletten Irrsinn in dieser Diskussion: Es geht darum 3000 TWh Primärenergieverbrauch (davon rund 500 TWh heute elektrisch) in Deutschland mit einem Anteil fossiler Energieträger von fast 90% in - fast ausschließlich - elektrischen Stromverbrauch zu transformieren, den wir dann - hoffentlich - im Wesentlichen aus regenerativen Quellen decken können.

    Wegen verschiedener Effizienzgewinne werden nicht 2.500 TWh zu 2.500 TWh Stromverbrauch transformiert, sondern wahrscheinlich nur zu rund 1.000 TWh - aber das Endziel ist, mit 1.500 TWh regenerativ erzeugtem Strom das zu tun, was wir jetzt mit 2.700 TWh fossiler Energie tun.

    Da wären dann lumpige 6xx TWh Verbrauch in 2030 nur ein Zeichen davon, dass die Dekarbonisierung jämmerlich gescheitert ist - 2030 muss das Angebot an elektrischen Strom schon in den Bereich von 1.000 TWh gehen, sonst werden wir das bis 2040 nicht schaffen.

    Und das ist der Zeitraum, in dem man eventuell noch was retten kann.

    Alles andere ist nur noch Löcherstopfen - Geld dorthin zu versenken, wo das Global Warming durch Unwetter, Veränderung der Landwirtschaft, Verteuerung der Wasserversorgung, Sicherung der Grenzen, Stabilisierung von Handelspartnern und vielem Anderen mehr das Gefüge von Wirtschaft und Gesellschaft verheert.

    • @05989 (Profil gelöscht):

      Sie habm sich doch sicher auf der Tastatur vergugt.



      Bei mir auf den Stromzähler steht "KWh" für "Kohlewaatstunden".

      Was sind denn wohl TWh, hä?



      Tomatenwaatstunden oder wie ?