Prognos-Studie zum Strombedarf 2030: Deutschland braucht mehr Strom
Wenn der Ausstieg aus den Fossilen schneller geht, steigt auch der Strombedarf rasanter als bisher gedacht. Das weiß nun auch Minister Peter Altmaier.
Demnach steigt der Stromverbrauch von heute rund 544 Terawattstunden bis 2030 auf 645 bis 665 Terawattstunden. Im März hatte das Institut noch errechnet, dass dann 591 Terawattstunden Energie benötigt würden – eine Terawattstunde entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. Endgültige Hochrechnungen sollen erst im September oder Herbst vorliegen.
Überraschend ist der hohe Bedarf nicht. Verschiedene Zahlen stehen bereits im Raum. Das energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln hatte im Juni vorhergesagt, dass der Bruttostromverbrauch in Deutschland bis 2030 auf knapp 685 Terawattstunden steigen werde. Und auch diese Zahl könnte zu niedrig sein. So hat die besonders energieintensive chemische Industrie angekündigt, dass sie bis Mitte der 2030er Jahre zehnmal so viel Strom benötigen werde wie heute, wenn sie ihre Produktionsprozesse elektrifizieren solle – das wären 628 Terawattstunden nur für diesen Sektor.
„Hochlauf“ bei Elektroautos
Altmaier begründete die Neuberechnung vor allem mit der Verschärfung des EU- und des deutschen Ziels. Dies erfordere mehr Energie etwa für elektrische Wärmepumpen oder E-Mobilität. Die EU will die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent, Deutschland um 65 Prozent verringern. Bei Elektrofahrzeugen gebe es jetzt schon einen „ungeahnten Hochlauf“. Statt der bislang angenommenen 7 bis 10 Millionen Elektroautos und Hybride würden bis 2030 wohl 14 Millionen strombetriebene Fahrzeuge auf deutschen Straßen erwartet.
Da der Strom großteils aus erneuerbaren Quellen stammen soll, müssen Wind- und Solarenergie zwangsläufig ausgebaut werden – das vergangene Jahr war das erste, in dem der Anteil der Erneuerbaren mehr als die Hälfte der Stromproduktion ausmachte. Zahlen nannte Altmaier hierzu nicht.
Er könne sich aber klare Vorgaben für die Bundesländer vorstellen, auf wie viel Fläche dort Windräder aufgestellt werden müssten. Auch Investitionszuschüsse für den Einbau von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen sowie straffere Planungs- und Genehmigungsverfahren seien gangbare Wege.
Beim Bundesverband Erneuerbare Energie warnt man davor, „wichtige Monate“ zu verlieren. „Spätestens ein erstes 100-Tage-Programm einer neuen Bundesregierung muss den Erneuerbaren-Turbo in allen Sektoren und für die Sektorenkopplung einschalten, zusammen mit den Ländern mehr Flächen und Genehmigungen bereitstellen und eine Akzeptanzoffensive mit und für die Bürgerinnen und Bürger starten“, sagte Präsidentin Simone Peter.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!