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Premierministerin Theresa MayWeil 2016 ist

Eine Frau an der Macht verunsichert immer noch viele. Der herablassende Spin, mit dem über Theresa May geschrieben wird, ist eine Zumutung.

Die neue Nummer Eins in Großbritannien: Theresa May Foto: dpa

Man konnte bereits ahnen, wohin sich die Debatte entwickeln würde, als es um ihre Kinderlosigkeit ging. Theresa May, die neue Premierministerin des Vereinigten Königreichs, hat keine Kinder. Eigentlich eine private Angelegenheit. Dennoch war sich Mays Mitbewerberin um die Nachfolge von David Cameron nicht zu schade, genau damit gegen die Tory-Politikerin punkten zu wollen. „Ich bin sicher, sie ist sehr traurig, dass sie keine Kinder hat“, hatte Andrea Leadsom gegenüber Journalisten der Times gesagt.

Es ist exakt diese Art von Vorurteil, die Frauen an der Macht entgegenschlägt. Die Botschaft: Sie hätte eigentlich lieber Kinder bekommen, stattdessen kümmert sie sich jetzt um Politik. Noch herablassender fällt der Spin aus, wenn die Politikerin im Ergebnis einer dramatischen Krise Verantwortung übernimmt. Von Lady Macbeth über die Eiserne Lady bis zur Trümmerfrau – wie in der taz – wird dann jede Zuschreibung strapaziert. Der Kniff: Sie hat gar nicht gewonnen. Die anderen haben nur vor ihr verloren.

Nach wie vor scheint eine Frau an der Macht für tiefe Verunsicherung zu sorgen. Medial, politisch, privat. Schafft die das überhaupt? Was für einen Eindruck vermittelt sie? Und: Welchen Mann hat sie für diesen Job aus dem Weg geräumt? Das ist das Kaliber an Fragen in der Berichterstattung.

Gern genommen wird das Klischee, Frauen machten doch irgendwie anders Politik. Weniger Testosteron bedeute: Bewahren statt erobern. Also Politik als eine Art Hormonbingo. Dieser Logik folgend kapriziert sich die Berichterstattung auch schon mal auf Mays Schuhgeschmack oder auf ihren selbstlosen Ehemann. Die britische Sun beschreibt Philipp May als Theresas „rock“, ihren Fels in der Brandung. Und die Süddeutsche Zeitung denkt über die Kochkünste der Neuen in 10 Downing Street nach und fragt: „Wie viel Angela Merkel steckt in Theresa May?“ Die sei ja wie May Pfarrerstochter und Pragmatikerin. Ja, könnte man ergänzen: Sie kocht auch gern, zum Beispiel Kartoffelsuppe. Aber das meldet da schon die dpa.

Der Vergleich wird bemüht: Ist sie wie Margaret Thatcher? Wie Angela Merkel?

Mit Blick auf die Ernennung der neuen britischen Premierministerin jedoch gilt eigentlich: Theresa May ist Theresa May. Ja, sie ist eine Frau, und ja, dieser Umstand wird anderen Frauen und Männern einmal mehr zeigen, dass Frauen alles genauso gut – oder schlecht – können wie Männer.

Ein große Nummer

Aber May ist weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt. Sondern eine erfahrene Politikerin, eine große Nummer in ihrer Partei. Das könnte man spätestens seit 2010 wissen, da wurde sie nämlich zur Innenministerin ernannt. Seither genießt sie den Ruf einer harten Verhandlerin und Strategin. Einer Frau, die vor Entscheidungen lieber mehrfach nachfragt. Die Brexit-Kampagne ihrer Partei hat sie nicht unterstützt, aber auch nicht für einen Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union geworben. Noch bevor sie in den Buckingham Palace aufbrach, um sich von der Queen zur Premierministerin ernennen zu lassen, hat sie angekündigt, mehrere Spitzenämter mit Tory-Frauen besetzen zu wollen.

Vor Jahresfrist hat der neue kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau sein Kabinett vorgestellt. Der dreißigköpfigen Mannschaft gehörten fünfzehn Frauen und fünfzehn Männer an. Auf die Reporterfrage, warum das denn so sei, antwortete Trudeau: „Weil 2015 ist.“ Genau dies ist die korrekte Erwiderung auf Bemerkungen zum Geschlecht von Politikerinnen und Politikern. Voraussetzung dafür, dass derlei Fragen obsolet sind, ist: Gleichstellung. Aber da hakt es eben.

Weil das alles offenbar so verunsichert und weil die Neue sich vor ihrer Ernennung politische Handlungsoptionen offen lässt, wird schließlich der Vergleich bemüht. Und weil die Zahl mächtiger Politikerinnen aus oben genannten Gründen irritierend gering ist, werden die immer gleichen Frauen als Referenzgröße herangezogen. IWF-Chefin Christine Lagarde etwa, aber auch US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, Großbritanniens verstorbene Premierministerin Margaret Thatcher. Und natürlich Angela Merkel.

Der müssen bei den Berichten über ihre neue Kollegin in London die Ohren klingeln. Auch Merkel galt als Trümmerfrau. Sie war die Frau aus dem Osten, die als Übergangskandidatin gehandelt wurde und nun seit sechzehn Jahren Parteivorsitzende und seit bald elf Jahren Regierungschefin ist. Die in der schwersten Glaubwürdigkeitskrise Helmut Kohl abgelöst und die Scherben von SPD-Kanzler Gerhard Schröder aufgesammelt hat. In all den Jahren hat Merkel kommentarlos sämtliche Zuschreibungen ausgesessen: Sie ist die Kanzlerin ohne Kinder. Sie ist wahlweise die eiskalte Machtpolitikerin oder die Strategin mit der ordnenden weiblichen Hand. Nur Vergleiche musste sie sich – mangels Möglichkeiten – wenige gefallen lassen. Das steht nun Theresa May bevor.

Auf die Frage, wie die Kanzlerin das Verglichen­wer­den ­findet, antwortet ihr Sprecher Steffen Seibert, dies sei einzig „Sache von Journalisten“. Angela Merkel sei der künftigen Premier­ministerin im Übrigen noch nicht persönlich begegnet, man werde aber bald Kontakt haben. Es ist anzunehmen, dass die beiden dann wichtigere Fragen zu besprechen haben als die, wie es passieren konnte, dass ausgerechnet eine Frau britische Premierministerin werden konnte.

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39 Kommentare

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  • Naja, wenn es um herablassende Kritik geht, kommt May deutlich besser weg als Johnson.

     

    Es ist eher ein medialer GAU der sich durch den Brexit abzeichnet. Wir leben in einer Meinungsdikatur, die öffentlich nur noch einen schmalen Korridor an Meinungsvielfalt zuläßt und jede Abweichung davon, wird sofort mit diffamierenden Artikeln in Zeit, Spiegel, SZ, FAZ usw. "bestraft"

  • Über Angie las man in der taz auch so gut wie nie Kritik - gut, auch Frau Schwarzer war aus dem Häuschen: "Eine Frau als Kanzler". Jetzt also für Politiker May auch der Frauenbonus? Zumindest verbal scheinen die Briten doch den Brexit umsetzen zu wollen, Johnson auch noch Außenminister... Macht " die Frau" jetzt den Unterschied?

  • Für Emma ok, aber kriegt man mit sowas bei der taz jetzt auch schon seinen Feminismus-Schein?

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    moment, da war doch noch was?...ach ja, genau..jetzt weiß ich es wieder.

     

    donald trump und seine frisur, der mehrmals geschiedene gerhard schröder und seine schwarz gefärbten haare, helmut kohl a.k.a die birne oder auch einfach der dicke genannt, fat siggi und der fesche nazi-haider aber natürlich gab es auch den attraktiven varoufakis von links. "adolf hilter dem sein bart, ist von ganz besondrer art"

     

    wo ist jetzt die besonderheit davon, das über äusserlichkeiten oder privates von politikern gesprochen wird?.............................

  • Ich mag diese Berichtserstattung, die eine gynozentrische Ad Hominem Opferpolitik betreibt überhaupt nicht:

     

    Statt sich auf den Inhalt ihrer Aussagen zu konzentrieren stürzen sich Feministen auf ihr Geschlecht und haben für jeden Erfolg (...weil Frauen einfühlsamer und Harmonieorientierter sind!)

    und für jeden politischen Fehler (..Patriarchat hat ihr in die Suppe gespuckt!) eine Erklärung.

     

    Politik hat ihre Logik und dieser müssen sich beide Geschlechter unterwerfen, wenn die Agierenden sich durchsetzen wollen.

     

    Bestes Beispiel:

     

    "„Ich bin sicher, sie ist sehr traurig, dass sie keine Kinder hat“, hatte Andrea Leadsom gegenüber Journalisten der Times gesagt."

     

    -Frau wendet politisches Manöver an Frau an, eine Zeitung ist entsätzt-

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Achja, der Justin. 50/50, weil 2015 ist. Ne kinderlose Frau, weil 2016 ist.

     

    Meine Hoffnung für die Zukunft: Kompetente Leute, weil 2020 ist.

  • Ich denke, Frau May ist stark genug, dass sie auch diesen Artikel übersteht.

     

    Hat sie sehr geschickt gemacht: Johnson muss jetzt den Brexit aushandeln, sie kann sich zurückhalten. Und wenn Johnson scheitert, dann ist sie den nicht nur als Rivalen los, sondern auch gleich den Brexit. Wird interessant werden, wie sich das in den nächsten Jahren entwicklelt.

  • Vielen Dank für diesen Kommentar! Ich denke, allein die Kommentare hier zeigen, wie nötig er war! DankeDankeDanke

    • @Femmetastique:

      Ob sich Frau May wohl auch so freuen wird?

  • "„Ich bin sicher, sie ist sehr traurig, dass sie keine Kinder hat“, hatte Andrea Leadsom gegenüber Journalisten der Times gesagt."

     

    Sagt eine Frau über eine Frau.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Aber natürlich nur weil Männer ihr diesen Selbsthass eingeredet haben!

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Genau so ist es.

  • Einem Mann wird seine gescheiterte Ehe vorgehalten. Eine andere Frau hält einer Politikerin ihre Kinderlosigkeit vor. Es ist richtig, dass es unpassend ist, private Dinge Politiker_innen vorzuhalten - dies ist aber längst nicht mehr eine Sache, die nur Politikerinnen erdulden müssten und erst recht nichts, was nur männliche Politiker machen.

    Sexismusalarm ist also hier wieder Fehlalarm. Stattdessen ist hier "Brexismusalarm" angesagt. Die Briten haben gegen die EU gestimmt und sollen daher abgestraft werden. Eine neue Regierung, die dieses (bedauernswerte) Votum umsetzen will, muss ebenso abgestraft werden. Wenn man sich ansieht, wie über Boris Johnson hergezogen wird, ist das eher noch schlimmer. Wer Sexismus gegen Männer suchen will, würde da sicher genauso fündig werden. Dabei geht es mir nicht darum, ob dies gute Politiker_innen sind (was ich bezweifele), sondern wie mit ihnen umgegangen wird.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Der Beitrag war nicht der Mühe wert, Frau Maier.

  • Ist doch normal, eine Frau an der Spitze. Nicht der Rede wert.

  • Auch Frauen hinterziehen Steuern, bestes Beispiel Alice Schwazer ,eine Feministin und ein Vorlbild der Frauen,wieviele Arme Frauen hätte sie wenn sie Steuern gezahlt hätte ,helfen können.

    Frauen sind kein funken besser als das andere Geschlecht .

    • @ulf hansen:

      Aber wie gesagt auch nicht zwingend schlechter (wie im Text auch schon erwähnt wurde)

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    "... wie es passieren konnte, dass ausgerechnet eine Frau britische Premierministerin werden konnte."

     

    Gähn. Ich habe es nicht so empfunden, dass dies überhaupt noch irgendwo Thema gewesen wäre - es sei den bei einzelnen Feministinnen, die sich dazu berufen fühlen, dies - jedoch ohne eigentlichen Anlass - nun selbst noch künstlich thematisierten zu müssen. Ich behaupte die Gesellschaft ist hier schon weiter als etliche Feministinnen uns glauben lassen wollen.

    • @33324 (Profil gelöscht):

      Auch bei mir hinterlässt der Artikel den Eindruck, hier werde ein Thema an den Haaren herbeigezogen. Der einzige ernsthafte sexistische Ausrutscher kam von Leadsom, und die hat sich damit augenblicklich ins verdiente politische Abseits geschossen, ohne dass es noch einer Debatte bedurft hätte. Um fair zu sein, Leadsom ging es nicht einmal ums Kinder Haben statt Politik zu machen, wie der Artikel - im Falle Leadsom absurderweise! - suggeriert, sondern ums Politik machen ohne Kinder zu haben; dumm genug, keine Frage.

      Im besten Falle lässt sich der Artikel mit einem Schulterzucken abtun, im schlechtesten lenkt er von wirklich interessanten politischen Fragen ab. Nicht: "Kann die das?", sondern: "Was macht sie?" Was bedeutet es beispielsweise, dass sie den eitlen Selbstdarsteller Johnson zum Außenminister bestellt? Da fragt man schon eher: "Kann der das?"

      • 3G
        33324 (Profil gelöscht)
        @th60:

        Wahrscheinlich wird es so kommen, dass May's Politik von Anfang mit kritiklosem Wohlwollen - leider auch von den linken Medien - begleitet sein wird. Nur weil sie eine Frau ist und sie es den Männern nun mal so richtig zeigen wird, wie man Politik macht. Ähnlich wie bei Merkel, die für ihre unsägliche Politik auch noch von der Journaille hoffiert wird.

        • 3G
          33324 (Profil gelöscht)
          @33324 (Profil gelöscht):

          ... sorry, ich meinte natürlich "hofiert".

  • 3G
    33324 (Profil gelöscht)

    Ich sehe May in keinster Weise durch die aktuelle Berichterstattung seriöser Medien als Frau diskriminiert oder anderweitig ungerecht behandelt. Den Grundtenor des Artikel sehe ich deshalb in keinster Weise belegt - much ado about nothing.

    • @33324 (Profil gelöscht):

      Kinderlose Männer haben es schwerer in Führungspositionen zu kommen. Potenz ist auch bei Männern nicht nur bei Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung wichtig.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Was soll bitte ein "Spin" sein? Im Englischen ist das eher nicht negativ und ich bezweifle, dass dieses überflüssige Jargon-Wort die Mehrheit hier versteht!

     

    Ich lese regelmäßig den Guardian und kann nicht feststellen, dass über May abfällig berichtet wird.

     

    Wenn frau sich natürlich die Regenbogenpresse als Maßstab nimmt, kann sie natürlich alles mögliche und unmögliche konstruieren. Ich dachte hingegen, das sei hier eine seriöse Tageszeitung.

     

    Dieser weinerliche Duktus, überall irgendwas finden zu wollen, was mensch als abträglich empfinden kann, widert mich im übrigen an, egal ob es Frauen oder Männer sind, die dergleichen äußern. An Abfälliges muss mensch sich gewöhnen, wenn ersiees nicht dem mainstream entspricht. Wenn ersiees das nicht kann, soll ersiees einen Kindergarten für Waschlappen und Heulsusen gründen.

  • Liebe Anja Maier, Sie haben einerseits grundsätzlich recht - es ist geradezu beschämend für die Gesellschaft, daß im Jahr 2016 nach Christi Geburt (transgender oder bisexuell, die Wissenschaft ist sich noch nicht einig) eine Politikerin mit derart dümmlichen Kommentaren belegt wird. - Andererseits jedoch sind wir schon ein bißchen weiter (oder doch nicht, liebe TAZ?). Eine kapitalismusfreundliche Regierungschefin, heiße sie nun Theresa May oder Angela Merkel, finde ich genauso ungesund (für uns Übrige), wie einen kapitalismusfreundlichen Regierungschef. Frauen im Konzernvorstand genügen der Gendergerechtigkeit - und vielen reicht das schon. Sie machen aber den Konzern keinen Deut besser, und wir müssen sie genauso bekämpfen wie ihre männlichen Kollegen. Denn Konzerne sind grundsätzlich ungesund (finde ich jedenfalls, man kann auch sagen: unbekömmlich) und solange die weiblichen Vorstände nicht die komplette Auflösung solcher Macht-und-Besitz-Konzentrationen beschließen, ist es eigentlich für uns Übrige völlig egal, wer da nun an der Spitze sitzt.

    • @Albrecht Pohlmann:

      "Frauen im Konzernvorstand genügen der Gendergerechtigkeit - und vielen reicht das schon."

      Warum sollten Frauen an der Macht besser sein, als Männer? Der Alltag in unseren Parlamenten und Regierungen ist bereits zunehmend weiblich. Ist etwas dadurch besser geworden?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @TazTiz:

        Bisschen bunter geht es zu, was die Kleidung betrifft.

  • Theresa May - genau wie Merkel und Clinton - verkörpern den inbegriff neoliberaler Machtpolitiker, die es gelernt haben, in patriarchalen Strukturen zu denken und agieren. Diese Menschen ob des Umstandes ihres biologischen Geschlechtes zu verteidigen finde ich ziemlich übel und oberflächlich.

  • Der Beitrag stellt den bemühten Versuch dar aus Nicht-Differenzen Differenz zu konstruieren. Zuerst: der Anwurf der Kinderlosigkeit, ob er als solcher männl. oder weibl. Phantasien entspringt, wird May hier von einer Frau gemacht. Was darauf hindeutet daß Frauen derselben Fiesheiten fähig sind wie Männer.

     

    Was nun die Frauenfreundschaft angeht welche im Artikel zw. May und Merkel prophezeit wird, so wird dort ein unzulässiges Qualitätsmerkmal hineingedeutet. Nämlich das, daß Frauen Politik genauso gut oder so schlecht machen können wie Männer. Kein Zweifel daran. Jedoch ist, nach x-Jahren Merkel-Herrschaft ein Zustand eingetreten in welchem eine Diskussion über die Güte von Politik kaum noch möglich ist.

     

    Der ausgleichende Bonus: daß man mit Ladies nicht diskutiert, kam in diesen Jahren voll zum Tragen, ihn hat Merkel mit ihrer "Politik" welche sie für alternativlos erklärt obwohl sie oft aus der Hüfte geschossen daherkommt auch voll ausgenutzt. Zu Recht sagt V. Pispers einem Politiker männl. Geschlechts hätte man einige ihrer Äußerungen nicht nachgesehen. Frau Merkel nickt freundlich wenn sie geredet hat - ein Basta-Äquivalent: und damit hat es sich. Ansonsten schickt sie den gefügigen Medien-Seibert vor der Rechenschaft abblockt.

     

    Daß Frauen nicht nach oben kommen können und Fehler machen dürfen kann nicht gesagt werden. Man denke an Thatcher, Timoschenko, Clinton, Stein. Unter Thatcher erfroren Rentner; Merkel lagert aus nach Griechenland.

     

    Überhaupt, der Beweis echter Differenz, wie er in den 80er Jahren von der Frauenbewegung in Aussicht gestellt wurde, wäre zu erbringen. Jill Stein, Kandidatin der Grünen in den USA, erklärt denn auch mit Hillary Clinton sei dieses Versprechen nicht eingelöst. R. Nader meint "there is no weapons system she (Clinton)didn´t like". Adaption statt Revolution. Und man könnte von Frauen durchaus erwarten daß sie darüber reflektieren. Oder nicht?

     

    Abseits der Schmusigkeit könnte man einmal über Qualität diskutieren. Wenn es beliebt.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Ulrich Frank:

      Merkel gefällt sich in Sprechblasen und hat beim Aussitzen mindestens soviel Sitzfleisch wie weiland der Dicke. Moderater im Ton, nicht die beleidigte Leberwurst gebend, aber keinen Deut besser. Schlicht eine Fehlbesetzung. Aber Hauptsache, wir haben eine Frau an der Macht.

       

      Wenn sie sich an der Rede messen lassen will, die sie vor ein paar Tagen gehalten hat, dann ist Theresa May allerdings eine recht soziale Konservative. Ich bin gespannt, was sie draus macht.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Frauenfreundschaften sind mir unter Frauen in Leitungspositionen noch nicht oft begegnet. Frauen verbünden sich eher mit Männern und pflegen untereinander Rivalitäten.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @TazTiz:

          Eigentümlich, mir auch nicht. Das sollte zu denken geben, was die angebliche Qualitas der Frau betrifft, über die Feministinnen stets großes Gewese machen. Ich habe sie im Arbeitsleben noch nirgends bemerkt, außer vielleicht in der Person einer leitende Angestellten in den USA, mit der zusammenzuarbeiten ich das ausgesprochene Vergnügen hatte. Aber positive Beispiele bzgl. Männer kenne ich einige mehr, auch in D.

  • "„Ich bin sicher, sie ist sehr traurig, dass sie keine Kinder hat“, hatte Andrea Leadsom gegenüber Journalisten der Times gesagt.

     

    Es ist exakt diese Art von Vorurteil, die Frauen an der Macht entgegenschlägt."

     

    In dieser Liga boxen die männlichen doch genauso -

    Erst in vermeintliche Schwachstellen pieksen und dann aua schreien und dann aua schreien wenn es nicht klappt.

     

    Das hat nichts spezielles mit Frauen an der Macht zu tun.

     

    Im übrigen hoffe ich das Frau May ein glückliches Händchen hat im geradebiegen von Desastern.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Die andere Seite der Medaille ist, dass Hillary Clinton aber auch die Angela Eagle schamlos ihre feministische Anspruchskarte ausspielen; auch buchstäblich:

    https://www.hillaryclinton.com/feed/what-official-hillary-america-woman-card-gets-you/

    http://www.graphic.com.gh/international/time-for-woman-to-lead-labour-angela-eagle.html

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Wenn ein konservativer Politiker in ein wichtiges Amt gehoben wird ist es normalerweise die taz die auf herablassende Weise Hohn und Spott über diese Person ausschüttet und schon vor der ersten Amtshandlung die Unfähigkeit dieses Politikers feststellt.

     

    Scheinbar gilt das aber nur für Männer und das ist in der Tat ärgerlich, denn Frau Mays Geschlecht wird nicht an der Tragweite ihrer Entscheidungen ändern.

    Völlig zurecht kritisieren Sie "Gern genommen wird das Klischee, Frauen machten doch irgendwie anders Politik. Weniger Testosteron bedeute: Bewahren statt erobern." aber wir wollen mal nicht vergessen wer seit Jahrzehnten Frauen an der Macht als Allheilmittel verkauft: Der Feminismus, der auch von ihrem Blatt völlig unreflektiert bejubelt wird.

     

    Letztlich machen auch Sie es leider nicht anders als die Menschen über die Sie sich ärgern. Sie gehen quasi garnicht auf die Politik für welche diese Person steht. Sie reden nicht über die Frau als Politikerin sondenr über die(se) Frau als Opfer, denn das ist für was der moderne Feminismus steht: Die Institutionalisierung der weiblichen Opferrolle.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      Ich bin der Meinung, dass der Feminismus nicht die Instutionalisierung der weiblichen Opferrolle sucht, sondern dass er vor allem die Hohheit über den Diskurs beansprucht, der bei Frauen stets den Nachteil herausstellt und bei Männern den Vorteil. Irgendwann, so die mutmaßliche Absicht, glaubt dann auch noch der größte Machoarsch, dass sie damit Recht haben.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Den Gedanken können wir doch weiterführen und folgende taz-Regel als Hypothese formulieren:

      - Im Rahmen von ca. 1.5 Standardabweichungen vom politischen "Mittelwert" nach links und rechts schlägt das Geschlecht/Gender die politische Ausrichtung (Bsp.: May wird in Schutz genommen, Gabriel verhöhnt).

      - Bei allem, was weiter vom Mittelwert entfernt ist (ab Prädikat "Rechtspopulist*in), schlägt die politische Ausrichtung das Geschlecht bzw. Gender (Bsp. 1: Bashing von Gert Wilders/Ayan Hirsli trotz ihrer sexuellen Ausrichtung, Geschlecht bzw. Hautfarbe; Bsp. 2: Sarah Wagenknech dito).

      Eine Widerlegung oder eine Formulierung alternativer Hypothesen sind ausdrücklich erwünscht ;-)

  • "Die (merkel) in der schwersten Glaubwürdigkeitskrise Helmut Kohl abgelöst und die Scherben von SPD-Kanzler Gerhard Schröder aufgesammelt hat."

     

    Immer noch Kanzlerin der TAZ-Herzen??? Die EU aufgrund Merkels Dominanzanspruch am Ende. Die Gesellschaft in D zerstritten wie nie zuvor. Reicht es noch nicht? Was kann die Dame denn noch kaputt machen???

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @A. Müllermilch:

      "Immer noch Kanzlerin der TAZ-Herzen???"

      Vielleicht eher nicht. Bestimmt aber Kanzlerin der Frau Maier, wie Beiträge aus den letzten Jahren gezeigt haben.