Polizeigewalt in Hamburg: Faustschlag gegen Jugendlichen
Nach der Veröffentlichung eines Videos sorgt ein Hamburger Polizeieinsatz für Diskussionen. Ein Beamter prügelt darin auf einen Jugendlichen ein.
HAMBURG taz | Ein Faustschlag auf einen am Boden liegenden 15-Jährigen führt erneut zu einer Debatte um Polizeigewalt in Hamburg. Ein Video des Vorfalls, zu dem es am vergangenen Samstagabend im Stadtpark gekommen war, zeigt: Ein Polizist schlägt mit der Faust so stark ins Gesicht des Jugendlichen, dass dessen Kopf auf den Asphalt prallt.
Der Junge lag mit dem Bauch auf dem Boden, der Polizist kniete über ihm. Auf die Veröffentlichung des Videos in den sozialen Medien reagiert die Hamburger Polizei mit einer Prüfung durch das Dezernat Interne Ermittlungen.
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Die Prügelszene ereignete sich im Rahmen des massiven Einschreitens der Polizei gegen jugendliche Feiernde am Samstag gegen 19 Uhr. In den Abendstunden hatte die Polizei damit begonnen, den Park zu räumen – es habe nämlich zu viele Verstöße gegen die Coronabeschränkungen gegeben.
Nach Angaben der Polizei habe der Jugendliche einen ausgesprochenen Platzverweis ignoriert und Beamt:innen beleidigt. Als sie ihn deshalb festhalten wollten, habe er sich gewehrt. „Er wurde daraufhin mit einer gezielten Eingriffstechnik kontrolliert zu Boden geführt“, sagt Florian Abbenseth, Sprecher der Polizei.
Auch dagegen habe er sich zu wehren versucht. „In dieser Situation erfolgte offenbar der auf dem Video zu sehende Faustschlag, woraufhin der Jugendliche sich zunächst beruhigte und seinen Widerstand jedenfalls kurzzeitig einstellte“, sagt Abbenseth.
Linkspartei hält Einsatz für unverhältnismäßig
Auch danach habe er sich noch gewehrt und wurde schließlich aufs Revier gebracht. Eine medizinische Versorgung habe er abgelehnt. Ob der Faustschlag des Polizisten erforderlich und verhältnismäßig war, betont Abbenseth, kann anhand des Videos nicht beurteilt werden: „Es zeigt lediglich einen Ausschnitt und bildet nicht das Einschreiten in seiner Gesamtheit ab.“
Die Linkspartei widerspricht dieser Ansicht und fordert die Suspendierung des Beamten. „Unabhängig von der Vorgeschichte ist der Polizeieinsatz gegenüber dem Minderjährigen ohne Zweifel unverhältnismäßig“, sagt Deniz Celik, innenpolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion.
Vermehrt tauchten in den vergangenen Monaten Videoausschnitte von gewaltsamen Einsätzen auf, die Anlass zur Kritik gaben. Zuletzt erschoss die Polizei einen Mann mit sieben Schüssen in Barmbek, der zuvor einen Beamten mit einem Messer angegriffen haben soll. Videos des Vorfalls führten zu Diskussionen, ob das Erschießen notwendig und angemessen war. Im August 2020 würgten Polizist:innen einen Jugendlichen, weil er mit einem Elektroroller den Gehweg benutzt hatte.
Leser*innenkommentare
wompastomp
wie ist es eigendlich .. wenn man sich testen lässt vor so einer veranstaltung ist man fein raus?
spätestens seit dem stadionauflauf für die em den alle stillschweigend in kaufnehmen, sind doch alle gewaltbereiten polizeieinsätze ggn die zivilbevölkerung wgn nicht einhaltens von irgend nem widersprüchlichen bestimmungsquark unverhältnismässig
Allesheuchler
Alternative Polizei und Gemeinsinn
Ich bin sicher, dass es längst ernst zu nehmende Konzepte in den Schubladen gibt, wonach die Polizei der Zukunft zumindest aus einem Drittel PoC, einer queer-bunten Community und Gewalt ablehnender AktivistInnen besteht, die dem jeweils geltenden Recht durch Dialog und Überzeugung Geltung verschafft, Kinder und Alte und Frauen schützen, Brandstiftung und andere Untaten verhindern.
Diese Feel-safe-Community wird gut bezahlt, verzichtet auf Schutzkleidung und Waffen jeder Art, wird bei Erfolg fürstlich bezahlt und darf mietfrei in der Innenstadt wohnen, um die notwendigen Kontakt zu pflegen.
Diese bunte Einheit würde zweifellos nie beleidigt, nie geschlagen, nie bespuckt oder gesteinigt werden, weil ihr Toleranz und Respekt gezollt würde, hier und bald im Rest der Welt.
Solange es noch nicht soweit ist, versuchen wir, auf Spucken, Treten und Steine werfen gegenüber Menschen zu verzichten, die uns zur Achtung der Gesetze auffordern; oder wir ändern die Gesetze, die uns nicht gefallen, aber bitte auf demokratisch-respektvolle Weise.
Bis dahin steht es aufrichtigen Aktivisten auch frei, Rechtsbruch und Gewalt auch ehrenamtlich dort mit Dialog entgegen zu treten, wo es der Gemeinsinn erfordert.
Wondraschek
Hamburgs Polizisten sind leider allzuoft "Prügelknaben", die in unsinnigen Einsätzen ausführen und ausbaden, was Polizeiführung und Senat an bürgerfernen Maßnahmen ausgebrütet haben. Schaut nicht auf den Polizisten, schaut auf seine Führungskader!
Daniel Drogan
@Wondraschek Das die Führung ist Mitschuld hat keine Frage. Aber komischerweise schlagen ja nicht alle Polizisten zu...also vielleicht doch bei einigen wenigen, die bissel zuviel Macht bekommen?
Daniel Drogan
"„In dieser Situation erfolgte offenbar der auf dem Video zu sehende Faustschlag, woraufhin der Jugendliche sich zunächst beruhigte und seinen Widerstand jedenfalls kurzzeitig einstellte“, sagt Abbenseth."
Hört sich so an als wenn hier der Sprecher der Polizei den Faustschlag etwas sehr dolle beschönt. Ja er hat voll getroffen so dass der Junge erstmal nicht mehr ganz bei Sinnen war.
Polizeigewalt in D...wieviele Einzelfälle benötigen wir noch?
tomás zerolo
Bestimmt mal wieder ein Einzelfall. Dass Polizist(*inn?)en ihre Überlegenheit brutal ausnutzen kommt sonst *nie* vor. Sowas von *nie* hast Du nie gesehen.