Politischer Streit um Venezuela: Frontalangriff im Sicherheitsrat
US-Vizepräsident Pence attackiert Venezuelas Botschafter verbal in der Uno. Staatschef Nicolás Maduro lässt Hilfe ins Land.
„Mit allem gebührenden Respekt, Herr Botschafter, sie sollten nicht hier sein“, forderte Pence Venezuelas UN-Botschafter Samuel Moncada zum Verlassen des Sicherheitsrates auf. „Sie sollten nach Venezuela zurückkehren und Nicolás Maduro sagen, dass seine Zeit um ist. Es ist für ihn an der Zeit, zu gehen“, so Pence.
Er kündigte eine Resolution an, mit der Juan Guaidó als legitimer Präsident Venezuela anerkannt werden solle. Diese werde er aber nicht dem Sicherheitsrat, sondern der UN-Vollversammlung zur Abstimmung vorlegen, in der es kein Vetorecht gibt.
Venezuelas Botschafter Samuel Moncada forderte dagegen den Sicherheitsrat auf, die US-Drohungen zurückzuweisen. „Auf welcher rechtlichen Grundlage sind alle Optionen auf den Tisch? Auf welcher rechtlichen Grundlage kann in diesem Saal ein Land einem anderen mit einem Krieg drohen?“, fragte Moncada. Schuld an der Misere hätten die USA und Großbritannien, die damit einem zerstörerischen Plan folgen.
Mit Militärintervention gedroht
Das Gezerre im Sicherheitsrat zeigte einmal mehr die Uneinigkeit der Großmächte. Während die US-Regierung den sofortigen Abtritt Maduros verlangt, steht Russland weiter uneingeschränkt hinter Venezuelas Staatschef. Und Chinas UN-Botschafter Ma Zhaoxu forderte die USA und die Europäische Union gar auf, ihre Sanktionen gegen Venezuela aufzuheben.
Die USA „drohen Venezuela im Sicherheitsrat mit einer Militärintervention, so etwas hat man noch nie gesehen,“ kommentierte Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro und nannte Pences Auftritt „lächerlich“ und „rassistisch“. Dennoch, der Hickhack in New York interessiert nur wenige VenezolanerInnen. Was Maduros Landsleute aufhorchen ließ, ist dessen Offenheit, endlich Hilfslieferungen des Internationale Roten Kreuzes (ICRC) ins Land zu lassen.
So kündigte ICRC-Präsident Peter Maurer nach einem fünftägigen Besuch im Land die Aufstockung der Hilfsmittel für Venezuela auf knapp 22 Millionen Euro an, die vor allem im Gesundheitsbereich eingesetzt werden sollen. „Die Krankenhäuser haben Schwierigkeiten, die Wasser- und Stromversorgung sowie die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen und verfügen nicht über ausreichend Personal“, sagte Maurer.
Ob und wann die ersten Lieferungen tatsächlich nach Venezuela kommen, ist offen. Man erlaube zunächst die Einrichtung von „Mechanismen der internationalen Kooperation unter vollem Respekt des venezolanischen Rechtssystems“, twitterte Maduro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen