Machtkampf in Venezuela: Regierung spricht von Putschversuch
Übergangspräsident Guaidó ruft das Militär auf, sich von Staatschef Maduro abzuwenden. Beobachter warnen vor einem Blutvergießen.
Guaidó rief in einem kurzen Video von einem Luftwaffenstützpunkt in Caracas das Militär auf, sich von Maduro abzuwenden. Flankiert wurde er dabei von einer kleinen Gruppe schwer bewaffneter Soldaten und von López. „Dies ist der Moment für alle Venezolaner, jene in Uniform und jene ohne“, sagte López in seiner ersten öffentlichen Stellungnahme, seit er als Anführer von Demonstrationen gegen die Regierung festgenommen wurde.
Der Gründer der Oppositionspartei Voluntad Popular sitzt seit 2014 in Haft. Bei den Protesten gegen die Regierung waren mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Anstachelung zur Gewalt zu fast 14 Jahren Haft. Zuletzt saß der Oppositionsführer im Hausarrest. Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen sehen in Lopez einen politischen Gefangenen.
Aus dem Hausarrest hätten ihn Soldaten jetzt auf den Luftwaffenstützpunkt La Carlota gebracht, schrieb López auf Twitter. In der Nähe wurde nach der Veröffentlichung von Guaidós Video Tränengas abgefeuert, offenbar aus dem Stützpunkt heraus. Die Lage war aber unübersichtlich.
Zahlreiche Staaten unterstützen Guaidó
López rief zu friedlichen Protesten gegen die Regierung auf. Der sozialistische Parteichef Diosdado Cabello forderte, alle Anhänger Maduros sollten zum Präsidentenpalast strömen, um ihren Staatschef zu verteidigen. Eigentlich hatte Guaidó für den 1. Mai eine Großkundgebung gegen Maduro geplant.
Guaidó, der oppositionelle Vorsitzende der Nationalversammlung, hatte sich im Januar zum Übergangspräsidenten erklärt. Die Wiederwahl seines Rivalen Maduro im vergangenen Jahr lehnt er als illegitim ab. Die USA und zahlreiche andere Staaten haben ihn als Übergangspräsidenten anerkannt. Maduro hingegen sieht Guaidó als Marionette Washingtons, die ihn stürzen soll.
Der republikanische US-Senator Marco Rubio hat die neueste Entwicklung im Machtkampf zwischen Opposition und Regierung in Venezuela begrüßt. „Dies ist der Moment für die Offiziere des Militärs in Venezuela, um ihren Eid zu erfüllen und den legitimen Interimspräsidenten Juan Guaidó in seinem Bemühen, Demokratie wiederherzustellen, zu unterstützen“, schrieb Rubio (Florida) am Dienstag auf Twitter.
Die spanische Regierung warnte vor einem „Blutvergießen“. „Wir unterstützten einen demokratischen und friedlichen Prozess“, sagte eine Regierungssprecherin in Madrid zu Journalisten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Habeck fordert Milliardärssteuer
Wer glaubt noch an Robert Hood?
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Vorteile von physischen Spielen
Für mehr Plastik unterm Weihnachtsbaum
Gründe für das Aus der SPD-Kanzler
Warum Scholz scheiterte