Politischer Aschermittwoch der CSU: Er will sich dahoam fühlen
Markus Söder ist einziger Hauptredner in Passau. Seine Rede ist durchschnittlich, doch sie verfängt. Denn er weiß: Das Thema Flüchtlinge zieht.
„Zugabe, Zugabe“, rufen sie an Deutschlands größtem Stammtisch. An der Wand hängen Sprüche wie „CSU – What else…?“ und „Bayern 4.0 – des san mia“. Einer trägt ein Schild durch die Halle. Aufschrift: „Die Zukunft ist konservativ“. Daneben ein Foto von Alexander Dobrindt.
Söder ist der Hauptredner beim diesjährigen Politischen Aschermittwoch der CSU. Ursprünglich hätte es zwei Hauptreden geben sollen, neben seiner auch die von Parteichef Horst Seehofer. Eine gute Gelegenheit für die beiden Erzrivalen wäre es gewesen, das gute Miteinander zu zelebrieren, zu dem das Schicksal sie verdammt hat. Doch Seehofer hat sich entschuldigen lassen. Grippaler Infekt. Generalsekretär Andreas Scheuer schickt dem „lieben Horst“ dann noch eine Botschaft ans Krankenlager: „Wir machen das schon hier. Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Kann man so und so auslegen.
„Ich bin wieder hier in meinem Revier“, sagt Söder zu Beginn seiner Rede. Er trägt einen Trachtenjanker, eine grüne Krawatte und ein breites Grinsen. Im letzten Jahr stand er noch nicht mal auf der durchaus umfangreichen Rednerliste. Jetzt ist er der unangefochtene Star. Söder spricht über Heimat, über die Stärkung des ländlichen Raums und die bayerische Erfolgsstory. Hinter ihm auf der Bühne sind diesmal Biertische aufgebaut. Wirtshausoptik mit angedeuteter Holzvertäfelung. Passend zum neuen starken Mann der Partei, der sich sehr bodenständig gibt.
Frisurwitze über Anton Hofreiter
Söders Rede ist rhetorisch recht durchschnittlich, aber sie verfängt. Die spärlichen Bonmots bleiben meist auf dem Niveau von Frisurwitzen über Anton Hofreiter. Größtenteils überlässt er die Frontalhiebe auf den politischen Gegner ohnehin Vorredner Scheuer. Aber: Der designierte Ministerpräsident weiß, was seine zum Teil in gecharterten Bussen aus ganz Deutschland angereisten Stammtischbrüder hören wollen.
Der Haupttenor von Söders Rede wird schnell klar. Es sind Parolen zum Flüchtlingsthema, mit denen Söder am meisten punktet, mitunter frenetischen Applaus erntet. Zu diesem Zeitpunkt haben manche im Saal auch schon den zweiten oder dritten Masskrug geleert. „Die Zuwanderung hat in Deutschland alles verändert“, sagt Söder und rechnet mal schnell die Ausgaben für Zuwanderung gegen die Budgets mehrerer Ministerien auf.
Fazit: „Die Balance stimmt nicht mehr.“ Deutschland sei das einzige Land der Welt, in das man ohne Pass herein-, aber nicht mehr hinauskomme. „Wir helfen anderen wirklich gern, aber darüber dürfen wir die einheimische Bevölkerung nicht vergessen.“ Der Islam und die Scharia gehörten nicht zu Deutschland. Und: Wer hier leben wolle, müsse Deutsch lernen, die besonders Begabten sollten auch noch Bairisch verstehen und die Feinschmecker unter ihnen am besten noch Fränkisch.
Das Ziel ist klar, Söder macht keinen Hehl daraus: „Wir wollen wieder die demokratische Rechte bei uns vereinen.“ Das sei kein Rechtsruck, sondern nur die Rückkehr zur alten Glaubwürdigkeit. Und passend dazu hat Söder sogar noch eine Neuigkeit mit ihm Gepäck: Er will die bayerische Verfassung ändern, die „christlich-abendländische Prägung“ des Freistaats darin festschreiben. Dann darf noch Vize-Generalsekretär Markus Blume ein paar Worte sagen. Er hat heute Geburtstag, und außerdem ist ja ein Redner ausgefallen.
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