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Plastiktüten-VerbotAKK kritisiert Plan von Schulze

Umweltministerin Svenja Schulze will Plastiktüten verbieten. CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer fordert, Konsumenten die Entscheidung zu überlassen.

Will „raus aus dieser Wegwerfgesellschaft“: Umweltministerin Svenja Schulze Foto: dpa

Berlin rtr | Am Sonntag kündigte Umweltministerin Svenja Schulze an, ein Verbot von Plastiktüten auf den Weg zu bringen. Die SPD-Politikerin erklärte, man habe durch freiwillige Vereinbarungen mit dem Handel seit 2016 bereits zwei Drittel der Plastiktüten ersetzen können. Das reiche aber nicht. Schulzes Vorstoß trifft jedoch auf Widerstand. Unter anderem bei CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die am Sonntagabend forderte, dass man zunächst den Weg über Freiwilligkeit gehen müsse.

Das scheint für Schulze keine Option mehr zu sein. Sie sei bereits mit dem Handel in Gesprächen darüber, was an weiterführenden Maßnahmen möglich sei, sagte Schulze und betonte, dass sie dafür sei, „dass wir rauskommen aus dieser Wegwerfgesellschaft und dass wir insgesamt weniger Plastik haben“.

Die mit dem Handel besprochenen Maßnahmen beträfen etwa die Wahlmöglichkeit für Konsumenten, in Geschäften auf Plastikverpackungen verzichten zu können. Die EU habe hier sehr lange Übergangszeiträume beschlossen. Man müsse sehen, was man schneller erreichen könne. Einen Zeitplan nannte die Umweltministerin nicht. Die EU verbietet bestimmte Einweg-Plastikprodukte ab 2021. Im Handel und bei Unternehmen sind Verbote umstritten.

Auch CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ist skeptisch. Die Union wolle grundsätzlich mit „Freiwilligkeit und Einsicht“ starten und „erst, wenn das nicht geht, über Verbote reden“, sagte sie. Im Einzelhandel erlebe man derzeit, dass die Bepreisung von Plastiktüten und das teilweise gestrichene Angebot an Tüten bereits einen positiven Effekt hätten. „Das sollten wir weiter unterstützen.“

Schulze sagte, es sei zudem wichtig, dass man mit der internationalen Basler Konvention erreicht habe, dass verschmutzter Plastikmüll nicht mehr exportiert werden dürfe. „Der Müll, der hier produziert wird, muss auch hier wieder recycelt werden.“ Es sei wichtig, dass Plastik als Rohstoff gehandelt werden könne. Nach China hatten in den vergangenen Monaten auch andere asiatische Länder angekündigt, dass sie keinen Plastikmüll mehr aus Europa oder den USA annehmen.

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12 Kommentare

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  • Frau AKK hat in ihrem eigenen Ressort genug Müll, der mal beseitigt werden müsste.

    Bevor sie sich hier jetzt in die Ressorts anderer hineindrängt, sollte sie sich vielleicht da mal lieber an die Arbeit machen.

    Nur so als konstruktiver Vorschlag ;)

  • So kann man auch Wahlkampf betreiben - alles freiwillig. Bürger:innen sollen freiwillig entscheiden, die Industrie soll freiwillig entscheiden, wird sich alles richten... blöd, wenn man keine Ideen hat

  • Liebe Frau Schulze, ihr Vorschlag geht in die richtige Richtung, aber ich Frage mich warum Sie dann noch Wegwerfmüll/Einwegverpackungen staatlich subventionieren indem z.B. Fast-Food beim vor Ort Verzehr mit einer MwSt. von 19% aber Fast-Food zum mitnehmen nur mit dem ermässigten Steuersatz von 7% besteuert wird? Wenn Sie die in Verkehrbringer an den Müllentsorgunskosten beteiligen wollen, dann muss genau das aufhören, andernfalls fällt der Gewinn des Inverkehrsbringers höher aus und der Umwelt nutzt es nicht, wie wir täglich vor unser aller Haustür sehen.

    Frau AKK in welcher Welt leben Sie? Machen Sie mal die Augen auf!

  • Daß man für Plastetüten einen Preis zahlen muß, finde ich ja sehr gut.



    Gern auch ein Pfand, dann landen auch die kaputten Tüten nicht mehr auf der Straße.



    Aber ein Verbot wär' mir nix. Würde mich z. B. beim Transport von Gemüse in Fahrradtaschen vor Probleme stellen. Die Tüten kann man gern 20mal benutzen und wenn sie kaputt sind, in den gelben Sack stecken (Oder in den Pfandautomaten).



    Keine Plastetüte wär' ein Problem.

    • @mecki:

      "Keine Plastetüte wär' ein Problem."

      Wäre es das? Warum kein Stoffbeutel? Nimmt auch nicht mehr Platz ein, als eine Plastiktüte.

      Ich kaufe mein Obst/Gemüse seit Jahren mit dem immer gleichen Stoffbeutel. Der ist waschbar und hält deutlich länger als 20 Mal. Hab zwei davon zum einkaufen und die haben mich 80 Cent gekostet, vor 4 Jahren.

      • @Jan Berger:

        Ach, die 20-malige Verwendung habe ich mir doch nur ausgedacht. Ich nehme die Tüte so lange sie eben hält. Und sie hält nicht nur selbst, sie hält auch Feuchtigkeit. Testen Sie mal: Nehmen Sie ein paar Pfirsiche (erdige Kartoffeln, nasse Badehose, Waschmittel, schmutzige Schuhe, veröltes Werkzeug) im Stoffbeutel, in der Plastetasche oder in der Tupperdose auf eine 20km-Fahrradtour. Was da ankommt, wird sehr unterschiedlich sein.



        Den Stoffbeutel und die umliegenden Klamotten können Sie dann waschen. Nachhaltig?

    • @mecki:

      Dann schau dir mal das Duale System (Gelber Punkt) wo das Plastik landet. Hier bereichern sich nur alle die am Dualen System teilnhemen, ökologisch ist es aber nutzlos.

      Wie wäre es beim nächsten Einkauf einfach mal ein paar Baumwollbeutel von zu Hause aus mitzunehmen!

      • @tux03de:

        Also, tux03de, zum Beispiel ich nehme am Dualen System teil, bereichere mich aber nicht. Aber Du hast ja recht, ökologisch ist das DSD nicht.



        Aber sonst, siehe meine Antwort an Jan Berger. Stoffbeutel bringen's wirklich nur in Teilbereichen.

    • @mecki:

      "Gemüse in Fahrradtaschen vor Probleme stellen"

      Da droht dann wohl der Hungertod. Verbot von Plastiktüten geht gar nicht. Aus humanitären Gründen.

  • Dass eine so realitätsfremde Person an die Spitze der CDU gewählt wurde, spricht Bände über die Basis dieser Partei. Die Merkel-Phase scheint die liberalste Zeit der CDU zu sein, die diese Partei jemals hatte und jemals haben wird.

  • "Auch CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer ist skeptisch. Die Union wolle grundsätzlich mit „Freiwilligkeit und Einsicht“ starten und „erst, wenn das nicht geht, über Verbote reden“, sagte sie."



    Sie meint wahrscheinlich die Einsicht der Konsumenten, die uns konsequent mit den weggeworfenen Fastfoodverpackungen an Straßenkreuzungen, den zerborstenen Bierflaschen auf Radwegen und an Bushaltestellen, den Müllsäcken an Straßenrändern und vielen anderen, bisher verpassten Einsichtsmöglichkeiten beglücken.



    Frau AKK, kommen sie aus ihrer Blase und schauen sie sich einfach mal ein wenig um, dann werden sie merken, dass Einsichten in Umweltfragen und Müllvermeidung rarer sind als Mondstaub.

  • "Freiwilligkeit und Einsicht" hat noch nie funktioniert, weder in der Wirtschaft noch privat. Dazu ist der Mensch zu blöd und zu bequem. Aber es soll ja immer noch Leute geben, die glauben wollen, dass alles so weitergehen wird. Es ist auch nicht ganz einfach, mit Exponentialfunktionen umzugehen.