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Plastikmüll in GlasgowÜberall der gleiche Müll

Wenigstens eine Klimakonferenz sollte so organisiert sein, dass man der klimaneutralen Welt näher kommt. Aber wer genau hin guckt, wird enttäuscht.

Nur auf den ersten Blick gut getrennt: Müll auf der COP 26 in Glasgow Foto: Malte Kreutzfeldt

E s mag eine naive Vorstellung sein, aber ich hoffe ja immer, dass auf einer Klimakonferenz die Dinge schon jetzt so organisiert werden, wie es in Zukunft überall nötig sein wird, um die klimaverträgliche Welt zu erreichen. In mancher Hinsicht stimmt das auch: Die Elektrobusse, mit denen die Teil­neh­me­r*in­nen im Fünf-Minuten-Takt zur Konferenz gefahren werden, vermitteln einen guten Eindruck davon, wie der Verkehr der Zukunft aussehen könnte. Bisher gibt es davon in Glasgow zwar erst 22 Stück, aber bis zum übernächsten Jahr soll die Flotte auf 130 anwachsen, so dass hier jeder zweite Bus elektrisch unterwegs sein wird.

Auch die Abfallvermeidung sieht auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Je­de*r Teil­neh­me­r*in bekommt im Begrüßungspakte eine Trinkflasche zum Wiederbefüllen. Kaffee und Tee werden in Mehrwegbechern ausgeschenkt. Und für den Müll stehen überall fünf verschiedene Behälter bereit.

Beim zweiten Blick kommen dagegen schon Fragen auf: Sind Aluminiumflaschen, selbst wenn sie laut Hersteller aus Recycling-Material bestehen, wirklich eine umweltfreundliche Lösung – zumal das Nachfüllen nicht aus der Leitung geschieht, sondern aus großen Plastikbehältern? Warum wird das Essen nicht auf Mehrweggeschirr serviert, sondern in Pappschachteln, die dafür sorgen, dass die Restaurants auf der COP stark an McDonald’s erinnern? Und wie soll Abfall sinnvoll wiederverwendet werden, wenn Essensreste und ihre Verpackung in den gleichen Behälter geworfen werden sollen?

Beim dritten Blick wird klar, dass das Recycling bei der COP genauso schlecht funktioniert wie überall sonst. Viele Teil­neh­me­r*in­nen scheinen damit überfordert zu sein, ihren Abfall in den richtigen Behälter zu werfen. Und selbst dort, wo es gelingt, nutzt das offenbar nicht viel.

Den Ver­an­stal­te­r*in­nen fällt dazu nicht viel ein

Denn wenn man dem Müll bis zu den großen Containern folgt, die außerhalb der Veranstaltungszelte stehen, wird deutlich, dass ein großer Teil des drinnen getrennten Mülls am Ende doch wieder als „General Waste“ entsorgt wird. Und anders als manch andere Müllprobleme, mit denen Glasgow sich derzeit herumschlägt, scheint das nicht am Streik zu liegen, zu dem die Gewerkschaft der Müll­wer­ke­r*in­nen aufgerufen hat.

Enttäuschend ist auch der Umgang der Ver­an­stal­te­r*in­nen mit Fragen zu diesem Widerspruch: Sie werden schlicht nicht beantwortet. Stattdessen kommt per Mail ein Zitat einer „Spokesperson“, die betont: „Nachhaltigkeit wird im Zentrum der COP26 stehen.“

Ansonsten setzt man auch bei der Klimakonerenz auf eine Kompensation der entstehenden CO2-Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen an anderer Stelle – also exakt jene Form von „Offsetting“, die viele Kli­ma­schüt­ze­r*in­nen als „Greenwashing“ kritisieren. Nicht nur in den offiziellen Beschlüssen, sondern auch in der Praxis ist der Weg zu echter Klimaneutralität bei der COP also noch weit.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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4 Kommentare

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  • RS
    Ria Sauter

    Es wird sich nichts ändern, rein gar nichts.



    Solange es nötig ist, dass Promis ihre Visage vorzeigen müssen. Solange Ausbeuter mit Privatjets anreisen. Solange menschen aus allen Ländern per Flugzeug anreisen, muss mensch sich keine Hoffnung auf Veränderung machen.

  • Mülltrennung, Plastikvermeidung - das ist doch sowas von 80er. Es geht nur noch um die CO2 Bilanz, dafür werden Wälder gerodet, Flächen mit Solaranlagen versiegelt, Grundwasser für Batterien verbraucht, Häuser mit Mio Tonnen Styropor beklebt - alles der Sondermüll von Morgen. Egal Egal - Hauptsache kein CO2.



    Bisher hat man der Natur viel angetan, jetzt geben wir ihr den Rest.

  • wenn ich meine mitmenschen und kollegen so anschaue, so stelle ich fest: die gesellschaft ist nur oberflaechlich moderner, im kopf sind viele noch auf dem stand von 1980. nur, dass heute noch viel mehr verpackungen und plastik produziert werden.



    allein in meinem wohnhaus lassen 5 von 20 parteien im winter ihr fenster den ganzen tag auf kipp.



    was soll also dieses ganze geschimpfe auf die politik? und immer diese mega ruekcsicht auf das arme volk von snowflakes?



    heizen und benzin wird teurer? oje? katastrophe? oder wird es mal zeit, den wahren preis der energie anzuerkennen und nicht fuer jeden kack sein auto zu benutzen und seine wohnung in ein tropical island zu verwandeln zu duerfen, am besten mit staendiger frischluftzufuhr.



    leute, es herrscht eigentlich schon krieg, nur das merkt einfach noch keiner.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Erstaunlich, wie viele Menschen sich an die Mülltrennung halten. In Baden-Württemberg gibt es sogar Müllsheriffs, die die Mülltonnen kontrollieren!!!!

    Man muss bei der Industrie anfangen! Verpackungen, die aus zwei Stoffen bestehen - z.B. Plastik und Kunststoffschale aus Styropor? - können nicht recycled werden. Wenn man darüber nachdenkt, wird das auch jedem klar. Nur die Industrie schert sich einen Dreck darum.