Pläne für Datenzentren in Spanien: Der Durst der KI
Amazon, Meta und Google wollen im spanischen Aragonien Rechenzentren bauen. Dort gibt es Platz und Erneuerbare Energien – aber zu wenig Wasser.
Amazon unterhält bereits drei Rechenzentren und will jetzt ein weiteres errichten. Der US-amerikanische Multi verspricht Investitionen in Höhe von 15,7 Milliarden Euro. Microsoft zieht es ebenfalls mit knapp 2 Milliarden Euro in die Region, die vom Zentrum Spaniens bis an die Pyrenäengrenze zu Frankreich reicht. Und Facebook-, Whatsapp- und Instagram-Eigner Meta meldet ebenso Interesse an wie Google, IBM und Oracle.
23 große Rechenzentren bestehen bereits in Spanien. Bis 2026 soll die installierte Leistung um 371 Prozent zunehmen. Der Großteil davon in Aragonien. „Aragonien wird das neuralgische Zentrum der Datenverarbeitung in Spanien und ein Bezugspunkt für ganz Europa sein“, sagte Azcón kürzlich auf einer Tagung.
Aragonien habe alles zu bieten, was die großen Datenanlagen und Zentren für Künstliche Intelligenz brauchen: riesige, preisgünstige Freiflächen für mehrere Hektar große Zentren und erneuerbare Energie dafür aus Wind und Sonne, wie sonst kaum eine Region in Europa.
Knotenpunkt für Überseeverbindungen
Und vor allem liegt der Süden Aragoniens an den großen Glasfaserverbindungen zwischen den Ballungsgebieten der Iberischen Halbinsel, Barcelona, Madrid, Bilbao und Lissabon. Und mehr noch, Spanien ist Dreh- und Angelpunkt, wenn es um die Internetleitungen von Europa nach Afrika und Lateinamerika geht.
Eins allerdings ist hier rar, auch wenn Regierungschef Azcón dies nicht wahrhaben will: Wasser. „Und genau das ist in riesigen Mengen zur Kühlung der Datenzentren notwendig“, sagt Aurora Gómez, die Sprecherin der Initiative TuNubeSecaMiRío (Deine Cloud trocknet meinen Fluss aus).
Hier liegt das eigentliche Problem des Ausbaus der Rechenzentren und Clouddienste. Die Niederschlagsmenge in Spanien ging zwischen 1991 und 2020 um 17,1 Prozent zurück. 14,6 Prozent des Landes befinden sich aktuell im Wassernotstand, ein weiteres Viertel ist in Alarmbereitschaft. Ein Großteil Aragoniens ist von jeher besonders trocken. Ein Teil ist gar Wüste.
Vorwurf: Wilder Westen
Gómez und ihre Gruppe stammen aus der Bewegung der Hacker und der Verfechter freier Software, jetzt widmen sie sich der Frage, was für Auswirkungen die immer größere Infrastruktur für das virtuelle Leben im Netz auf das reale Leben hat. „Die Unternehmen machen keine genauen Angaben über den tatsächlichen Wasserverbrauch“, beschwert sich Gómez. Zumindest in Spanien nicht.
Nur in einem Fall hat die spanische Presse erfolgreich recherchiert, bei einem geplanten Datenzentrum von Meta nahe der zentralspanischen Stadt Talavera. Sobald das Zentrum in Betrieb ist, werden mindestens acht Prozent des Trinkwassers der Region zur Kühlung der Rechner gebraucht. „Es ist wie im Wilden Westen. Sie suchen arme Regionen und versprechen Arbeitsplätze, um die natürlichen Ressourcen ausbeuten zu können“, sagt Gómez und wirft den Unternehmen „koloniales Denken“ vor.
„Die Unternehmen verheimlichen die Zahlen zum Wasserverbrauch, da sie wissen, dass dies politische Diskussionen auslösen und zu Regulierung führen könnte“, sagt Ana Valdivia, Professorin am Oxford Internet Institute. Sie untersucht die Auswirkung der Zentren für Künstliche Intelligenz auf die Umwelt. Das Ergebnis: Die Rechenzentren für KI benötigen noch mehr Wasser als die für herkömmliche Dienste.
Normale Rechenzentren der großen Technologieunternehmen verbrauchen demnach rund 25 Millionen Liter Wasser pro Jahr, die neuen Großzentren bis zu 600 Millionen Liter. Letzteres entspricht dem Verbrauch von 13.000 spanischen Haushalten. In den USA ist die Datenbranche unter den zehn Industrien mit dem höchsten Wasserverbrauch. Meist kommt für die Kühlung Trinkwasser zum Einsatz, da die Aufbereitung von Brauchwasser die Betriebskosten in die Höhe treiben würde.
„Das Wasser für die Datenindustrie fehlt dann anderswo“, sagt Gómez. Gómez und Co schauen genau dorthin, wo Azcón hin möchte, nach Virginia. Dort ist Wasser so knapp, dass die Behörden überlegen, wie sie gebrauchtes Wasser wieder zu Trinkwasser aufbereiten können.
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