Personalmangel sorgt für Ausfälle: Kita-Personal am häufigsten krank

Personalmangel in Kitas führt zu Belastungen – und macht krank. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie fordert politische Antworten.

Weint da eine*r? Sind alle Kinder noch da? Foto: NurPhoto/imago

BERLIN taz | Erzieher:in­nen sind am häufigsten krank. Das zeigt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach haben Fachkräfte in Kindertagesstätten mehr Arbeitsunfähigkeitstage als alle anderen untersuchten Berufsgruppen. Dafür hat die Stiftung Daten der Krankenkasse DAK von 2020 bis 2023 ausgewertet.

In den vergangenen Jahren sind die Fehltage aufgrund von Krankheit in allen Berufsgruppen angestiegen. Bei Kita-Personal sind es jedoch mit durchschnittlich 30 Tagen deutlich mehr als in anderen Jobs. Der Durchschnitt in anderen Berufsgruppen liegt bei 20 Tagen.

Auffällig ist außerdem, dass die Anzahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen bei Kita-Fachkräften fast doppelt so hoch ist wie in anderen Berufsgruppen. Psychische Erkrankungen sind laut der Studie der zweithäufigste Grund für krankheitsbedingte Ausfälle. An erster Stelle stehen Atemwegserkrankungen, die seit 2022 gestiegen sind.

Der Studie zufolge liegt die Ursache für die vielen Fehltage vor allen Dingen am Personalmangel. Dieser setze einen Kreislauf in Gang, der die Situation im Verlauf immer weiter zuspitze: Wenn es zu wenig Personal gibt, verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen für das bestehende Personal. Die Arbeitsbelastung wird höher, und wenn sie zu groß wird, gibt es mehr Fehltage aufgrund von Überbelastung. Dadurch wiederum verstärkt sich der Personalmangel noch weiter und das Muster setzt sich fort.

Krankentage im Osten höher als im Westen

Kita-Fachkräfte geben an, dass unangemessenes Gehalt, Unterbrechungen und Störungen bei der Arbeit, zu wenig Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und geringe Wertschätzung die Arbeitsbedingungen zusätzlich erschweren.

In Baden-Württemberg und Bayern ist die Anzahl der Krankentage verhältnismäßig gering. Im Osten Deutschlands ist sie höher als im Westen. Diese Unterschiede unterstrichen die Ergebnisse der Studie, sagte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung der taz. Im Osten seien die Personalschlüssel deutlich schlechter, was den Stress erhöhe und sich auf die psychische Gesundheit auswirken könne. Baden-Württemberg auf der anderen Seite habe den besten Personalschlüssel und sichtbar weniger Arbeitsunfähigkeitstage.

Die „dramatisch hohen Krank­heitsausfälle“ beim Kita-Personal erforderten eine „Antwort der Politik“, so die Bertelsmann Stiftung. Zusammen mit dem Fachkräfte-Forum fordert sie verbindliche gesetzliche Maßnahmen, um die Er­zie­he­r:in­nen zu entlasten und die Ausfallzeiten durch Vertretungen aufzufangen. Dafür müssten – auf Basis der aktuellen Ausfallraten – bundesweit fast 97.000 zusätzliche Stellen geschaffen werden. Das bedeutete jährliche zusätzliche Personalkosten in Höhe von 5,8 Milliarden Euro. So könne man „die Personalsituation in den Kitas zumindest kurzfristig stabilisieren“.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert in einem Positionspapier „schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern, um den Personalengpass zu beheben“.

Der SPD-Bildungspolitiker Erik von Malottki forderte erneut Nachbesserungen beim geplanten dritten Kita-Qualitätsgesetz. Der Entwurf enthalte keine Vorgaben für bundesweite Standards und genüge noch nicht den Ansprüchen aus dem Koalitionsvertrag.

Mit dem Gesetz will der Bund die Länder in den Jahren 2025 und 2026 mit insgesamt rund 4 Milliarden Euro für Kitas unterstützen. Aktuell befindet sich der Referentenentwurf aus dem Familienministerium (BMFSFJ) in der Verbändeanhörung.

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