Paul Watson: Interpol fahndet nicht mehr nach Walschützer
Seit 2012 musste Paul Watson von der Organisation Sea Shepherd die Auslieferung nach Japan fürchten. Nun streicht Interpol ihn von seiner roten Liste.

„Ein kleiner Sieg für mich, ein großer Sieg für die Gerechtigkeit und für die Wale“, erklärte Watson. „Diese Entscheidung beendet 14 Jahre politisch motivierter Verfolgung.“
Japan setzte Watson bereits 2012 auf die Fahndungsliste von Interpol, weil er zwei Jahre zuvor bei einem Einsatz seiner Organisation Sea Shepherd im Südpolarmeer ein japanisches Walfangschiff beschädigt und ein Besatzungsmitglied mit einer Stinkbombe angegriffen haben soll.
Vor der Antarktis betrieb Japan viele Jahre lang Walfang unter dem Deckmantel der Forschung. Nach dem internationalen Haftbefehl mied Watson Länder, die ihn möglicherweise ausgeliefert hätten, bis er das Opfer einer japanischen List wurde.
Watson könnte wohl weiter verhaftet werden
Angeblich hatte Japan die „Red Notice“ für Interpol zurückgezogen. In Wirklichkeit wurde der Haftbefehl laut Watson-Stiftung bei Interpol nur als vertraulich eingestuft. Als Watson Grönland vor einem Jahr anfuhr, enterten Polizisten sein Schiff und führten den Walschützer in Handschellen ab. Watson war auf dem Weg in den Nordpazifik, um Japans neues Walfangschiff bei der Jagd auf Finnwale zu stören.
Doch Dänemark entschied sich gegen die Auslieferung. Kopenhagen erklärte damals, die japanischen Behörden hätten nicht garantiert, dass die Monate in dänischer Haft auf eine Strafe in Japan angerechnet würden. Seit seiner Freilassung im Dezember lebt Watson, der die kanadische und US-Staatsbürgerschaft besitzt, in Frankreich. Die französischen Behörden behelligten ihn nicht.
Mit der Streichung Watsons von der Fahndungsliste bewertet Interpol nach eigenen Angaben nicht die Sachlage. Aber Japan habe sich während der dänischen Prüfung „intensiv“ mit der internen Kommission für die Daten von Verdächtigen ausgetauscht. Das könne „auf das Vorliegen politischer Elemente in diesem Fall hindeuten“.
Außerdem hätten neben Dänemark auch andere Länder die Auslieferung von Watson abgelehnt. Die Präsidentin von Sea Shepherd Frankreich, Lamya Essemlali, merkte an, dass Watson immer noch verhaftet und zur Strafverfolgung nach Japan geschickt werden könnte.
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