Panne im neuen Regionalexpress in Berlin: Ein Zug, der Smartphones sammelt

Reisende zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) müssen aufpassen. In einigen Sitzen des neuen R1 können Handys verschwinden.

Ein Zug von dem Betreiber Odeg fährt auf verschneiten Bahngleisen um eine Kurve

Auf der Spur: Der RE1 schluckt mehr als nur Strom Foto: Patrick Pleul

BERLIN taz | Zugausfälle, Verspätungen und spontane Reparaturen sind Bahnfahrende mittlerweile gewohnt. Die jeweiligen Bahn­be­trei­be­r*in­nen verstecken sich dann hinter Ausreden: veraltetes Netz, kein Geld da, nicht zu erwartende Witterung (wie jedes Jahr). Jetzt gibt es ein neues Schlupfloch – zumindest bei den neuen Regionalzügen der Bahngesellschaft Odeg, die seit Dezember auf der Strecke zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) auf der Linie RE 1 mit dem Modell „Desiro HC“ unterwegs sind.

Schlupfloch im wahrsten Sinne des Wortes und mit durchaus dramatischen Auswirkungen. Denn wer sich in den ganz neuen Zügen auf die platzsparenden Klappsitze neben der barrierefreien Toilette setzt, sollte gut aufpassen.

Ist man unaufmerksam, schnappt der Sitz zu und befördert das Handy in einen Hohlraum unter der Sitzfläche. Um es aus dieser Falle zu befreien, hilft kein Handeinquetschen, Nothammer oder der im Zug befindliche Feuerlöscher. Auch das anwesende Personal kann wenig ausrichten: Das Öffnen der Box unter dem Sitz gehört nämlich nicht zur Routine.

Eine Handvoll Pas­sa­gie­r*in­nen sind schon in die Handyfalle getappt. Sie mussten mitunter Wochen auf ihre Handys warten. Weil sie sich beschwerten, muss die Odeg schnell handeln.

Arbeit für Profis

Zum Glück hat sie sich eine praktische Zwischenlösung ausgedacht: Ein mobiles Einsatzteam, das die Mobilfunkgeräte schnell wieder zu Tage befördern soll, so der Vorschlag.

Das Team müsste natürlich extrem gut ausgestattet sein, um das vermisste Gerät vor den Augen der genervten Be­sit­ze­r*in­nen zu befreien: Vordrucke für ein Zuspätkommen auf der Arbeit wegen verschluckten Handys vielleicht. Oder Warnschilder mit der Aufschrift „Achtung, nicht so pralle, hier befindet sich eine Handyfalle!“, die an den Sitzen befestigt werden können, damit ein Hineinfallen von flachen Geräten verhindert wird.

Letztendlich müssen sie sich auch schlüpfrige Ausreden ausdenken, wie es überhaupt zu diesem Konstruktionsfehler kommen konnte. So lange bleibt den Bahn­fah­re­r*in­nen nichts anderes übrig, als auf dem RE 1 besonders verkrampft an ihrem Handy festzuhalten.

Doch die Handyfalle ist nicht der einzige Fehler in den neuen Odeg-Bahnen. Auch die Knöpfe, mit denen Roll­stuhl­fah­re­r*in­nen um Hilfe rufen können, befinden sich unter dem Klappsitz. Ist dieser besetzt, sind die Knöpfe kaum noch zu erreichen. Aber das ist ein Problem für ein anderes Mobiles Einsatzteam.

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