Panik um den Euro in der Coronakrise: Keine Probleme dazuerfinden
Die Wirtschaftskrise durch Corona wird einzigartig werden. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Italien geht nicht pleite, der Euro bleibt stabil.
D ie Corona-Epidemie weckt viele Ängste – aber zum Glück sind einige davon überflüssig. Um also zur Abwechslung mit guten Nachrichten anzufangen: Italien wird nicht pleitegehen. Es stimmt zwar, dass dort viele Fabriken stillstehen, der Tourismus versiegt und alle Restaurants schließen mussten. Die italienische Staatsverschuldung wird also steigen, weil die Regierung in Rom Firmen und Banken helfen muss, die durch die Coronakrise in Bedrängnis geraten.
Trotzdem ist es unsinnig, eine Pleite Italiens zu befürchten. Das Land kann seine Schulden mühelos bedienen, solange die Zinsen niedrig sind. Und über die Zinsen entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB), die an diesem Donnerstag signalisiert hat, dass sie zu undogmatischen Entscheidungen bereit ist. Notfalls könnte die EZB einfach italienische Staatsanleihen aufkaufen, um die Zinsen nach unten zu drücken.
Abwegig ist auch die Sorge, die weltweiten Finanzanleger könnten auf den Gedanken verfallen, gegen den Euro zu spekulieren. Denn wo, bitte schön, sollten die Investoren ihr Geld alternativ anlegen? Die ganze Welt wird vom Coronavirus heimgesucht. Besonders unattraktiv dürfte es sein, in den Dollar auszuweichen, denn die USA haben viel zu spät bemerkt, dass man die Corona-Epidemie ernst nehmen muss. Der Euro wird also stabil bleiben.
Wenig bedrohlich ist auch, dass die Aktienkurse fallen und jetzt wieder auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren angekommen sind. Die Korrektur an den Börsen verbrennt nur Finanzvermögen, das sowieso weitgehend fiktiv war.
Weitere gute Nachrichten gibt es leider im Moment nicht. Die Corona-Epidemie verursacht eine Wirtschaftskrise, die einzigartig in der Geschichte des Kapitalismus ist. Noch nie hat ein Erreger die globale Produktion lahmgelegt, was für eine Exportnation wie Deutschland besonders bedrohlich ist.
Doch gerade weil die Herausforderungen derzeit so groß sind, sollte man keine zusätzlichen Probleme erfinden. Eine Pleite Italiens wird es genauso wenig geben wie einen allzu schwachen Euro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“