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Oper „Die besseren Wälder“ in KielWann ist der Wolf ein Wolf?

Wenn der eigene Nachwuchs ein erzieherisch wertvollles Buch in Szene setzt: „Die besseren Wälder“ als Auftragsoper am Kieler Theater.

Einer von Uns: Wolf Ferdinand im Schafspelz unter Schafen Foto: Olaf Struck

Keine ganz gewöhnliche Premiere: Kurz vor den eigenen Ferien hat die Kieler Oper Mitte Juli noch rasch ein Stück Musiktheater auf die große Bühne gebracht. Und das mit dem in den eigenen „Akademien“ herangezogenen Nachwuchs: Da singen, spielen und tanzen also talentierte junge Nicht-Profis aus dem Kinder- und Jugendchor, der Orchester- und der Ballettakademie.

Der Stoff „Die besseren Wälder“, ursprünglich ein illustrierter Roman für Lesende ab 12, wird gern als „moderne Fabel“ bezeichnet, wobei es bei Texten für solches Publikum ja gerade kein das (Sub-)Genre bestimmende Merkmal ist, dass Tiere sprechen. In Martin Baltscheits Vorlage nun geht es um Schafe und Wölfe, einerseits Fressfeinde, andererseits Bewohner benachbarter Länder. Das eine hat es besser getroffen, was die Lebensbedingungen angeht, das andere liefert, weniger jugendaffin-bemäntelt, „Fluchtgründe“.

Über die Grenze also, hin zu den „besseren Wäldern“, wollen da drei Wölfe, Eltern und ihr Sohn Ferdinand, den Lisann Rickert in Kiel als Kind spielt, Lotta Wolter dann als Jugendlichen. Ein Schuss reicht, um alles zu verändern: Ferdinand, nun Waise, wird aufgenommen von einem Schafpaar, ja: Er wird vielleicht zum bess’ren Schaf.

Damit findet der Text zu seinem eigentlichen Thema: Was macht den Wolf zum Wolf – und wie endgültig? Kann er sich ändern, ein anderes Umfeld vorausgesetzt, andere Freunde, eine andere (Wahl-)Familie? Was aber, wenn das nicht zu klappen scheint, Ferdinand, eines Verbrechens beschuldigt, zurück muss zu (vermeintlich) seinesgleichen – aber auch da nicht mehr reinpasst?

Die Oper

„Die besseren Wälder“.

Musikalische Leitung: Moritz Caffier

Regie: Nele Tippelmann

Choreografie: Victoria Lane Green

Ausstattung: Nina Sievers

Dramaturgie: Eva Bunzel

weitere Vorstellungen: Sa, 23. 9. 18 Uhr; So, 24. 9., 16 Uhr, Opernhaus Kiel

Keine schlechten Fragen für diese Zielgruppe. Eine Berliner Sprechtheaterfassung wurde 2010 mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet. Das Stück ist seither auf vielen Bühnen zu sehen gewesen. In Kiel nun haben Komponist Peter Leipold und Librettistin Friederike Karig daraus eine Oper gemacht, zusammen mit rund 90 Kindern und Jugendlichen: musikalisch klassisch-modern, im Vortrag auf Verständlichkeit fokussiert – oder ist das Effekt der Produktionsbedingungen? Es mag Mesnchen geben, die hier Musical-Gefahr wittern, aber sind Gattungs- am Ende nicht auch bloß Grenzen?

Keines erhöhten Wohlwollens, keiner großzügigen Rücksicht bedürfen Bühne und Kostüm (Ausstattung: Nina Sievers): Da kommen immer wieder fabelhafte Bilder zustande – und das hat zu tun auch mit ganz entzückend hängenden Öhrchen.

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