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Onay gewinnt Oberbürgermeister-WahlHannover wird grün

Der Grüne Belit Onay wird neuer Oberbürgermeister von Hannover. Er gewann die Stichwahl gegen seinen Kontrahenten Eckhard Scholz (CDU).

Der Grüne Belit Onay hat die Stichwahl gewonnen und wird Oberbürgermeister von Hannover Foto: dpa

Hannover taz | Belit Onay hat es geschafft: Der Grüne wird neuer Oberbürgermeister von Hannover. Mit 52,9 Prozent der Stimmen konnte sich der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag am Sonntag in der Stichwahl gegen seinen Kontrahenten Eckhard Scholz (CDU) durchsetzen, wie die Stadt Hannover am Sonntagabend auf ihrer Website bekannt gab. Scholz kam auf 47,1 Prozent.

Onay bedankte sich am Abend bei seinen UnterstützerInnen. Es sei ein harter Wahlkampf gewesen.

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Das Ergebnis war absehbar. Umfragen bescheinigten Onay stets einen Vorsprung vor Scholz. Zwar war der Abstand zwischen beiden Kontrahenten durchaus unterschiedlich. Während sich knapp drei Viertel der Wähler*innen einem Stimmungsbild der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zufolge im Vorfeld für Onay aussprachen, ermittelte eine Forsa-Umfrage 56 Prozent für Onay und 44 Prozent für Scholz.

Die Stichwahl war nötig geworden, weil sich bei der ersten Runde zur Oberbürgermeister-Wahl am 27. Oktober keiner der Kandidat*innen eindeutig durchsetzen konnte. Damals kamen Onay und Scholz auf jeweils rund 32 Prozent. Der SPD-Kandidat Marc Hansmann schied mit 23 Prozent der Wähler*innenstimmen bereits in der ersten Runde aus.

Das ist insofern bemerkenswert, als dass das hannoversche Rathaus seit mehr als 70 Jahren in sozialdemokratischer Hand war. Diesen SPD-Lauf hat Onay nun beendet.

Erstmals ein Grüner, erstmals mit Migrationshintergrund

Der Schmerz darüber saß offensichtlich so tief, dass die SPD sich zunächst weigerte, dem Grünen eine Empfehlung auszusprechen. Was sie später dann doch tat, mit den Grünen gebe es mehr inhaltliche Übereinstimmung, so die SPD-Spitze in Hannover.

Die Wahl Onays ist nicht nur bemerkenswert, weil er ein Grüner ist. Sondern auch, weil er als Sohn türkischer Gastarbeiter der erste migrantische Oberbürgermeister in der niedersächsischen Hauptstadt wird. Er wurde in Goslar geboren, ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Was wird er als neuer Oberbürgermeister als Erstes tun? Ganz oben auf seiner Agenda stehen: weniger Autoverkehr, eine bessere Luft in der Innenstadt, mehr Fahrradwege. Wenn schon Auto, dann wenigstens Carsharing. Mehr sozialer Wohnungsbau und weniger Luxussanierungen. Und ihm schwebt das „digitale Rathaus“ vor, eine Art Behörde im Internet, sodass Bürger*innen unnötige Wege und Wartezeiten erspart bleiben. Nicht zu vergessen: Digital spart auch Papier. Man könnte auch sagen: klassisch grüne Themen für eine klassisch grüne Wähler*innenklientel.

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10 Kommentare

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  • Sehr schön, wenn er seine Agenda mit diesen Prioritäten jetzt auch wirklich angeht. Das Auto ist keine Lösung im Verkehr, es ist das Problem.

  • Wenn Onay weitere Menschen mit Migrationshintergrund folgen, die in immer höheren Staatsämtern angekommen sind, könnte ich irgendwann meinen Frieden mit D finden.



    Was ist mit unseren Völkischen, wie AfD oder NPD? Das große Kotzen in Hannover?

  • Verkehrswende, Fahrradwege, Wohnungsbau, digitales Rathaus - alles schöne Themen. Bedenklich finde ich trotzdem, dass er 2013 forderte, dass es zum Ramadan-Fest einen frühzeitigen Hafterlass für muslimische Kriminelle geben solle.



    Es darf in diesem Land keine Sonderjustiz für Muslime geben.

    • @Stefan L.:

      Sie betreiben hier eine der typischen Desinformations-Techniken der neuen Rechten: Aussagen von Menschen völlig aus dem Zusammenhang zu nehmen und böswillig - irreführend als Beleg für eigene Wahnphantasieen anzuführen.



      Wie @Hologer Becker schon ausführte, ging es dabei darum die sog. Weihnachtsgnade im Sinne einer aufgeklärten Wahrnehmung religionsunabhängig zu gestalten.

      • @Wagenbär:

        Sie wiederrum betreiben aktive Verschleierung im Dienste der Islamapologetik. Es ging ihm NICHT um aufgeklärte Wahrnehmung oder Religionsunabängigkeit, sonst hätte er die Verlegung des Gnadentages auf ein säkuläres Datum vorgeschlagen.

      • @Wagenbär:

        Holla, ist da jemand im hysterischen Nazi-Wahn? :)



        Ich bin weder neu-rechts noch habe ich Wahnfantasien. Ich hatte das mal ohne den Zusammenhang mit der "Weihnachtsgnade" irgendwo gelesen. Nein, das war nicht bei BILD, Junge Freiheit oder einem anderen rechten Blatt.



        Wenn Onays Aussage so wie in Herrn Beckers Link unten richtig ist, nehme ich meinen Einwand zurück.

    • @Stefan L.:

      Gibt es dafür echte Belege oder sind das Fake-News mit dem Ziel, subtil zu gifteln?

      • @Joba:

        Es gibt in Niedersachsen seit 1999 die sog. Weihnachtsgnade (www.noz.de/deutsch...rzeitig-entlassen), nach der Häftlinge bei guter Führung und geringer Reststrafe vorzeitig entlassen werden können. Onay hat mal in die Diskussion gebracht, diese gängige Praxis nicht nur zu Weihnachten umzusetzen, übrigens religionsunabhängig.

        • @Holger_0311:

          Danke für den Hinweis, der die Intention von Herrn L. widerlegt.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ein dreifach Hoch auf Quotenpolitik. Hoch. Hoch. Hoch.

    Wenn Herr Onay zukünftig Politik im Sinne seiner Wähler macht, sollte in Hannover das gallische Dorf in grün entstehen. Bielefeld wird sich als Stadt im Grünen etwas Neues einfallen lassen müssen.