Olympia Tag 14 – Der lange Nachmittag: Bälle, Bänder und glitzernde Gelatine
Brutale Männersportarten sind out. Dieser Bachmittag gehört den Künstlerinnen der Rhythmischen Sportgymnastik und des Synchronschwimmens.
Der Wettkampf des langen Nachmittags: Wunderschön und äußerst stark ist das Finale im Teamwettbewerb der Synchronschwimmerinnen. Schon der Einlauf der Mannschaften vor dem Sprung ins Becken ist große Show. Kostüme wie beim Karneval in Rio, grell leuchtende rote Lippen, Mimenspiele wie im Theater und tonnenweise Glitzergelatine auf Haar und Haut. Die Favoriten: Russland, China, Spanien.
Die Russinnen wie immer: unschlagbar präzise, synchron und technisch allen haushoch überlegen. Doch der Kampf um Platz zwei ist hart. Die Spanierinnen imitieren in einer silberglitzernden Kopf- und Körperverkleidung Delphine und Fische und gibt die artistisch ausgefallenste Kür des Wettbewerbs. Doch was machen die Wettkampfrichter? Sie diskutieren heftig und werden sich nicht einig. Die Spanierinnen fangen an zu klatschen, um die Entscheidung zu beschleunigen. Erst nach fünf Minuten wird die Punktzahl bekannt gegeben, mit insgesamt 193,12 landen sie am Ende hinter China und holen Bronze.
Die Athleten des langen Nachmittags: Die niederländischen 470er-Seglerinnen. Im Medal Race liefern sich Lisa Westerhof und Lobke Berkhout ein spektakuläres Duell mit dem brasilianischen Duo Fernanda Oliveira und Ana Barbachan. Dank waghalsiger Wendemanöwer im Gewässer vor Weymouth kommen sie dann mit einem denkbar knappen Vorsprung vor den Brasilianerinnen ins Ziel und holen damit die Bronzemedaille.
Gold geht in dieser Disziplin erstmals an Neuseeland. Jo Aleh und Olivia Powrie entscheiden nach sechs Erfolgen in den zehn Wettfahrten auch das Medaillenrennen für sich und triumphieren vor den Britinnen Saskia Clark und Hannah Mills. Deutschlands Segler holen bei ihrer 22. olympischen Regatta wieder keine Medaille. Die 470er-Seglerinnen Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher belegen am Ende den achten Platz, beenden das Medal Race aber immerhin mit Rang drei.
Der Fehlstart des langen Nachmittags: Die deutschen Damen der Rhythmischen Sportgymnastik! Einzelkämpferin Jana Berezko-Marggrander hat noch gar nicht richtig losgelegt, da ist's schon vorbei. Gleich zu Beginn ihrer Kür lässt sie das Band fallen, und von da an häuften sich die Fehler. Sie landet letztlich auf Platz 17, damit hat sich das Finale für sie erledigt.
Auch das deutsche Team der Gymnastikerinnen lässt zu wünschen übrig: Viele Unsicherheiten im Programm, das reicht nur zu einem zehnten Platz. Vorne liegen die Russinnen, denen niemand die Keule reichen kann. Dahinter Italien und Weißrussland. Das Finela beginnt am Samstag um 1.40 Uhr (MEZ).
Die Schlussfolgerung: Der Nachmittag gehört den Ästethen. Der Wettkampf der Gymnastinnen ist eine Wohltat für die Sinne. Zurücklehnen und entspannen, während Bälle, Bänder und Keulen durch die Luft fliegen und sich die zarten Mädels auf abenteuerliche Art verrenken. Genauso begeistert das Synchronschwimmen. Welche eine Erholung nach all dem Ringen, Fechten und Kanufahren.
Wer noch?
BMX (Männer): Gold: Maris Strombergs (Lettland) | Silber: Sam Willoughby (Australien) | Carlos Oquendo (Kolumbien).
BMX (Frauen): Gold: Mariana Pajón (Kolumbien) | Silber: Sarah Walker (Neuseeland) | Bronze: Laura Smulders (Niederlande)
Segeln, 470er (Frauen): Gold: Jo Aleh und Olivia Powrie (Neuseeland) | Silber: Hannah Mills und Saskia Clark (Großbritannien) | Lisa Westerhof und Lobke Berkhout (Niederlande)
Synchronschwimmen (Mannschaft, Frauen): Gold: Russland | Silber: China | Bronze: Spanien
Was noch?
Der Achter-Ruderer Kristof Wilke wird bei der Schlussfeier am Sonntag die deutsche Mannschaft als Fahnenträger ins Londoner Olympiastadion führen. Der 27 Jahre alte Schlagmann des Paradebootes, das bei den Spielen Gold geholt hatte, spricht, wenig überraschend, von einer „großen Ehre“.
Im Halbfliegengewicht der Boxer (bis 49 Kilo) steht erneut ein Ire im Halbfinale. In einem dramatischen Kampf gelingt Paddy Barnes eine Aufholjagd bis zum 15:15, doch der Kampfrichterentscheid fällt zugunsten seines chinesischen Konkurrenten Shi Ming Zou aus. Der trifft im Finale am Samstagabend auf den Thailänder Kaeo Pongprayoon.
Das Bundesinnenministerium veröffentlicht einem Gerichtsurteil folgend die Medaillenvorgaben: 86 Medaillen sollten es werden, davon 28 goldene. Nach 245 von 302 Entscheidungen sind es 38 Medaillen, davon zehn in Gold.
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